- Gesundheitswirtschaft Einsparpotenzial in Milliardenhöhe durch Medizintechnik-Innovationen Prognos-Studie
Im Gesundheitswesen gäbe es durch Innovationen ein Einsparpotenzial von rund 21 Milliarden Euro. Das zeigt ein Gutachten des Wirtschaftsforschungsinstituts Prognos im Auftrag des Bundesverbands der Industrie (BDI). Von den erwarteten Einsparungen entfallen demnach alleine neun Milliarden Euro (43 Prozent) auf den Bereich der Medizintechnik, sieben Milliarden Euro auf den Bereich E-Health und weitere vier Milliarden Euro auf Arzneimittel und Biotechnologie.
ArtikelBerlin, 06.11.2025
„Die größten Einsparungen ergeben sich in der Medizintechnik und durch mehr ambulante statt stationärer Leistungen. E-Health-Lösungen wie Telemedizin, Registersysteme und KI-gestützte Diagnostik versprechen ebenfalls erhebliche Effizienzgewinne“, so das Prognos-Projektteam. Die betrachteten Einsparpotenziale, die sich direkt auf die GKV-Leistungsausgaben beziehen, betragen aktuell jährlich über 20,8 Milliarden Euro und steigen auf 47 Milliarden Euro in 2045. Die Studie modelliert dabei die Potenziale in zwei Szenarien:
- Das Referenzszenario, geht von einer Fortschreibung der aktuellen Rahmenbedingungen aus. Dabei steigen die GKV-Leistungsausgaben bis 2045 auf 663 Milliarden Euro. Dies hat eine Erhöhung des Beitragssatzes von derzeit 17,1 Prozent auf 20,1 Prozent zur Folge.
- Das Szenario Vorfahrt für Innovation und Digitalisierung unterstellt, dass die identifizierten Effizienzpotenziale ab 2026 schrittweise realisiert werden. In diesem Szenario steigen die GKV-Ausgaben bis 2045 nur auf 616 Milliarden Euro. Dies entspricht einer Einsparung von 47 Milliarden Euro gegenüber dem Referenzszenario und ermöglicht eine Begrenzung des Beitragssatzes auf 18,7 Prozent im Jahr 2045.
Gesundheitsinnovationen schaffen volkswirtschaftlichen und gesellschaftlichen Nutzen
Neben den direkten Einsparungen zeigt die Studie die volkswirtschaftlichen Effekte von Gesundheitsinnovationen auf.
- Ein vermiedener Krankheitstag entspricht einer zusätzlichen Bruttowertschöpfung von rund 360 Euro.
- Die Vermeidung eines Erwerbsunfähigkeitsjahres bringt einen gesamtgesellschaftlichen Nutzen von rund 98.500 Euro pro Person.
- Hochgerechnet ergeben sich indirekte volkswirtschaftliche Effekte von 17,5 Milliarden Euro für 2023.
- Inklusive der direkten Effizienzpotenziale bei den Krankenversicherungen resultiert ein Gesamteffekt von etwa 40 Milliarden Euro.
„Diese Zahlen verdeutlichen: Investitionen in Gesundheitsinnovationen sind nicht nur medizinisch, sondern auch ökonomisch sinnvoll und leisten einen wichtigen Beitrag zur Zukunftsfähigkeit des Gesundheitssystem“, so Prognos.
Beispiele aus der Medizintechnik
Die Studie identifiziert und quantifiziert konkrete Beispiele, wie Medizintechnik zur Kostensenkung beiträgt. Die wichtigsten Beispiele und deren jährliches Einsparpotenzial:
- Ambulantisierung (Einsparpotenzial: 6,02 Mrd. EUR): Durch moderne Medizintechnik (z.B. minimalinvasive Verfahren, bessere Bildgebung) können jährlich bis zu 2,7 Mio. stationäre Fälle ambulant behandelt werden.
- 3D-Druck bei Implantaten, Prothesen, Orthesen (1,02 Mrd. EUR): Kosteneinsparungen durch günstigere und individuell angepasste Produkte
- KI-gestützte Diagnostik (1,00 Mrd. EUR): Reduktion der Arbeitszeit von Ärzt:innen, schnellere und präzisere Diagnosen, z.B. in der Radiologie
- Effizienzgewinne durch 3D-Druck und CAD/CAM (0,46 Mrd. EUR): Besonders im Bereich Zahnersatz: schnellere und günstigere Produktion
- Robotische Assistenzsysteme in der Chirurgie (0,44 Mrd. EUR): Verkürzte Verweildauer, weniger Komplikationen, geringerer Nachsorgebedarf
- Energieeffiziente bildgebende Systeme (0,05 Mrd. EUR): Reduzierte Betriebskosten durch geringeren Energie- und Ressourcenverbrauch
- Arbeitsschutz für Pflegepersonal (0,04 Mrd. EUR): Innovative Pflegetechnologien reduzieren Ausfallzeiten und sichern die Leistungsfähigkeit
Fazit für den MedTech-Bereich
Medizinprodukte sind ein zentraler Hebel zur Effizienzsteigerung im deutschen Gesundheitssystem. Die größten Potenziale liegen in der Ambulantisierung, Digitalisierung, Automatisierung und Individualisierung (z.B. 3D-Druck). Um diese Potenziale zu heben, sind Investitionen, innovationsfreundliche Rahmenbedingungen und eine Entlastung von regulatorischen Hürden notwendig.
Methodik
Für die Analyse quantifizierbarer Effizienzpotenziale im Bereich der industriellen Gesundheitswirtschaft (iGW) hat Prognos rund 80 Beispiele aus Forschung, Praxis und Literatur systematisch erfasst und bewertet. Davon wurden 21 Beispiele als hinreichend quantifizierbar eingestuft und als Basis für die Szenariorechnung zu den Effekten auf die GKV-Finanzierung verwendet. Die Szenariorechnung wurde mit dem Prognos Sozialversicherungsmodell OCCUR durchgeführt.
Weiterführende Links
Prognos-Webseite: https://www.prognos.com/de/projekt/effizienzpotenziale-innovationen-gesundheitswesenExterner Link. Öffnet im neuen Fenster/Tab.
Download der Studie: https://bdi.eu/publikation/news?tx_news_pi1%5Bnews%5D=12537&cHash=0c98101c66edcc5e479ffecce2dffba3Externer Link. Öffnet im neuen Fenster/Tab.
BDI-Webseite: https://bdi.eu/publikation/news/effizienzpotenziale-von-innovationen-fuer-das-gesundheitswesenExterner Link. Öffnet im neuen Fenster/Tab.
