Cookie-Einstellungen

Zur fortlaufenden Verbesserung unserer Angebote nutzen wir den Webanalysedienst matomo.

Dazu werden Cookies auf Ihrem Endgerät gespeichert, was uns eine Analyse der Benutzung unserer Webseite durch Sie ermöglicht. Die so erhobenen Informationen werden pseudonymisiert, ausschließlich auf unserem Server gespeichert und nicht mit anderen von uns erhobenen Daten zusammengeführt - so kann eine direkte Personenbeziehbarkeit ausgeschlossen werden. Sie können Ihre Einwilligung jederzeit über einen Klick auf "Cookies" im Seitenfuß widerrufen.

Weitere Informationen dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

 - Wundversorgung „Hydroaktive Wundauflagen sind den konventionellen hinsichtlich der Abheilungschance chronischer Wunden überlegen.“ Interview mit Prof. Dr. Matthias Augustin und Kristina Heyer

Artikel09.07.2015

Bild vergrößernEine Analyse des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf von 170 Studien dokumentiert die Überlegenheit hydroaktiver Wundauflagen gegenüber konventionellen Therapien. Die Abheilungschance beim Einsatz hydroaktiver Wundauflagen ist im Schnitt 52 Prozent höher als bei konventionellen Verbandmitteln, so das Ergebnis. Prof. Dr. Matthias Augustin, Direktor des Instituts für Versorgungsforschung in der Dermatologie und bei Pflegeberufen am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, und Kristina Heyer, wissenschaftliche Projektleiterin am Institut, zu den Ergebnissen der Metaanalyse zur Wirksamkeit hydroaktiver Wundauflagen.

Herr Prof. Augustin, Sie haben eine Metaanalyse zur Wirksamkeit hydroaktiver Wundauflagen erstellt. Zu welchen Ergebnissen sind Sie gekommen?

Prof. Dr. Matthias Augustin: Nach den uns vorliegenden Daten sind hydroaktive Wundauflagen als Produktklasse in der Therapie chronischer Wunden den konventionellen Wundauflagen hinsichtlich der Abheilungschance überlegen. Insgesamt war die Chance auf Abheilung in den kontrollierten Studien zu hydroaktiven Wundauflagen im Mittel um 52 Prozent signifikant höher. Sogar unter Berücksichtigung nicht kontrollierter Beobachtungsstudien lag die Abheilungschance bei 33 Prozent.

Wie waren die Ergebnisse beim zusätzlichen Einsatz einer Kausaltherapie?

Prof. Dr. Matthias Augustin: Die Überlegenheit hydroaktiver Wundauflagen zeigt sich unabhängig von einer zusätzlichen Kausaltherapie. Allerdings stellten wir in der Metaanalyse fest, dass eine Kausaltherapie den Effekt der Wundauflagen noch erhöht.

Frau Heyer, das bisherige Studienmaterial zu hydroaktiven Wundauflagen ist heterogen. Wie haben Sie den Vergleich möglich gemacht?

Kristina Heyer: Im Gegensatz zu den bisherigen Übersichtsarbeiten zur Effektivität hydroaktiver Wundbehandlung wurde in dieser Metaanalyse mit einem erweiterten Auswertungsansatz und einer viel größeren Breite an Studien gearbeitet. So konnte am Ende eine weitaus größere Anzahl an versorgungsnahen Studien und eine deutlich höhere Fallzahl an Patienten ausgewertet werden. Zudem haben wir keine Studien nur aufgrund der Wunddiagnose ausgeschlossen, sondern – im Gegenteil – verschiedene Arten chronischer Wunden zugelassen. Wir haben hydroaktive Wundauflagen als Einheit betrachtet und die Analyse nicht auf einzelne Produktklassen beschränkt.

Welche Datenquellen wurden berücksichtigt?

Kristina Heyer: Gemäß den Kriterien der Cochrane Collaboration fand eine äußerst umfangreiche systematische Literaturrecherche statt. Neben Medline haben wir weitere international zugängliche Datenbanken, Leitlinien, Webseiten von Fachgesellschaften und Organisationen sowie sekundär zitierte Literatur aus den bisher publizierten Übersichtsarbeiten analysiert.

Welche metaanalytischen Methoden haben Sie angewandt?

Prof. Dr. Matthias Augustin: Die Metaanalyse unserer Spezialisten beruhte auf den international konsentierten und wissenschaftlich anerkannten Standards der Analyse publizierter Studien. Sie musste sowohl Berechnungen zur Homogenität der Studien sowie Prüfungen auf Verzerrungen und möglicher Störeffekte standhalten. Außerdem wurde geprüft, ob sich die Studienauswahl und die Studienbefunde auf die Ergebnisse auswirken, was als Sensitivitätsanalyse bezeichnet wird.

Kristina Heyer: Wir haben versucht, ein möglichst objektives Bild der Therapie mit hydroaktiven Wundverbänden zu zeichnen. Unser Ziel war es, die Fokussierung auf Sonderfälle zu vermeiden und eine größere Breite an Studien zuzulassen, was zu einer höheren externen Validität führt. Zudem wurde bei der Selektion der Studien die Qualität, als Maß der internen Validität, bewusst nicht ausgereizt, um eine höhere Gültigkeit der Publikationen zu erzielen. Durch diese offenere Herangehensweise ergab sich ein wesentlich umfangreicherer Studienpool von 170 eingeschlossenen und analysierten Studien mit mehr als 22.000 Patienten. Somit haben wir praktisch auf die gesamte publizierte Evidenz zur Wirksamkeit hydroaktiver Wundtherapien zurückgegriffen und das Resultat der klinischen Forschung schlechthin dargestellt.

Was antworten Sie den Kritikern hydroaktiver Wundauflagen?

Prof. Dr. Matthias Augustin: Ganz einfach: Wir können keine stichhaltigen Argumente gegen hydroaktive Wundauflagen erkennen.
In der Praxis haben wir schon länger beobachtet, dass mit der hydroaktiven Wundversorgung in vielen Fällen ein besserer Heilungserfolg bei chronischen Wunden erzielt werden kann. Die nun vorliegende Studie liefert endlich eindeutige Daten und macht den beobachteten Heilungserfolg objektiv nachvollziehbar.
Fakt ist: Chronische Wunden haben eine große sozio-ökonomische Relevanz und beeinträchtigen den Patienten stark in seiner Lebensqualität. Mit dem „Goldstandard“ der kompletten Heilung gemessen, lassen viele kontrollierte Studien zu hydroaktiven Wundauflagen deren Überlegenheit sowohl hinsichtlich Abheilung wie auch Patientennutzen, Lebensqualität und Kostenvorteilen erkennen.

Kostenvorteile? Die Kosten für hydroaktive Wundversorgungsprodukte sind doch höher als bei konventionellen Therapien.

Prof. Dr. Matthias Augustin: Zu den wirtschaftlichen Vorteilen, die jeder erfahrene Wundexperte kennt, gehört in der Versorgung chronischer Wunden die relevante Einsparung von Personalkosten, welche bei sachgerechter Anwendung die Mehrkosten bei Material weit übersteigt; es ist bedauerlich, dass dieser Vorteil in den Wirrungen des deutschen Vergütungssystems für Ärzte und Pflegende von manchen Kostenträgern nicht erkannt wird.
Doch nichtsdestotrotz: In der klinischen Versorgung haben die Wundexperten weltweit schon lange mit den Füßen abgestimmt und setzen genau wie wir im universitären Wundzentrum des UKE Hamburg hydroaktive Wundauflagen bei gegebener Indikation erfolgreich und differenziert ein.

Weiterführende Links

Ihr Kontakt zu uns

Service

News abonnieren

Sie möchten auf dem Laufenden bleiben?
Abonnieren Sie unsere kostenlosen Newsletter, E-Mail-Alerts zu unseren Themen oder Pressemeldungen.

Jetzt abonnieren

Das könnte Sie auch interessieren

  • Wundversorgung
    BVMed informiert über Vakuumversieglungstherapie

    In einem neuen Infoblatt und einer FAQ-Webseite gibt der BVMed eine Übersicht zur Vakuumversieglungstherapie. Sie ist seit Oktober 2020 in der Regelversorgung zur ambulanten Anwendung zugelassen. Die Therapie wird auch als Unterdruck-Wundtherapie oder Negative Pressure Wound Therapy (NPWT) bezeichnet. Der BVMed-informiert über Anwendung und Erstattung der Therapie sowie notwendige Qualifikationen.

    Pressemeldung31.07.2025

    Mehr lesen
  • Wundversorgung
    Vakuumversiegelungstherapie: Anwendung, Qualifikation und Erstattung

    Seit Oktober 2020 ist die Vakuumversiegelungstherapie (auch Unterdruck-Wundtherapie oder Negative Pressure Wound Therapy, kurz NPWT, genannt) zur ambulanten Wundbehandlung in der Regelversorgung aufgenommen und wird von der Gesetzlichen Krankenversicherung erstattet. Wir beantworten die häufigsten Fragen zur Anwendung, Qualifikation und Erstattung der Therapie.

    Artikel30.07.2025

    Mehr lesen
  • Wundversorgung
    Pflegewissenschaftler Hermes beim BVMed: Pflege braucht mehr klinische Evidenz

    Professionelle Pflege braucht mehr „klinische Evidenz“ über das, was sie an Nutzen für die Patient:innen erbringt, sowie eine Abrechnungsfähigkeit für Pflegefachpersonen. Das sagte Pflegewissenschaftler und Fachkrankenpfleger Carsten Hermes auf dem Dialogforum „Eine Stunde Wunde“ des BVMed am 16. Juli 2025.

    Pressemeldung18.07.2025

    Mehr lesen

Kommende Veranstaltungen

  • Wundversorgung
    Eine Stunde Wunde

    Diese eine Stunde ist offen für alle, die an der Wundversorgung beteiligt oder auch in entsprechende Themen involviert sind. Herzlich laden wir Sie ein, sich digital mit verschiedenen Beteiligten in der Behandlung, Pflege und Versorgung von Wunden auszutauschen.

    GesprächsforumDigital
    16.09.2025 16:30 - 17:30 Uhr
    Veranstalter: BVMed
    Schwerpunkt: Wundversorgung

    Zur Veranstaltung: „Eine Stunde Wunde”

Ihre Vorteile als BVMed-Mitglied

  • Organisation

    In über 80 Gremien mit anderen BVMed-Mitgliedern und Expert:innen in Dialog treten und die Rahmenbedingungen für die Branche mitgestalten.

  • Information

    Vom breiten Serviceangebot unter anderem bestehend aus Veranstaltungen, Mustervorlagen, Newslettern und persönlichen Gesprächen profitieren.

  • Vertretung

    Eine stärkere Stimme für die Interessen der Branche gegenüber politischen Repräsentant:innen und weiteren gesundheitspolitischen Akteur:innen erhalten.

  • Netzwerk

    An Austauschformaten mit anderen an der Versorgung beteiligten Akteur:innen, darunter Krankenkassen, Ärzteschaft oder Pflege teilnehmen.

Die Akademie

Von Compliance über Nachhaltigkeit bis hin zu Kommunikation. Unsere Akademie bietet der MedTech-Community eine Vielfalt an Veranstaltungen zur Fort- und Weiterbildung an. Entdecken Sie unsere Seminare, Workshops und Kongresse.

Zu den Veranstaltungen