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Projekt zu Ulcus cruris: Gute Versorgungskonzepte helfen „Eine Stunde Wunde“

Bei der Versorgung von Menschen mit „offenen Beinen“, dem sogenannten „Ulcus cruris venosum“ (UCV), gibt es in Deutschland eine dramatische Fehlversorgung mit negativen Folgen für die Patient:innen und das Gesundheitssystem. Das zeigte Thomas Fleischhauer, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Universitätsklinikum Heidelberg, beim Dialogforum „Eine Stunde Wunde“ des Bundesverbandes Medizintechnologie (BVMed) am 17. Dezember 2025 auf. Fleischhauer stellte die Ergebnisse des Forschungsprojekts ULCUS CRURIS CARE zur UCV-Versorgung vor. Das Projekt wurde vom GBA-Innovationsausschuss gefördert und hat eine Transferempfehlung bekommen. Ziel ist unter anderem, mit Schulungsmodulen die Versorgungssituation in der Hausärzte-Praxis zu verbessern und das große Wissens- und Kompetenz-Defizit in diesem Bereich abzubauen.

PressemeldungBerlin, 18.12.2025, 111/25

Bild herunterladen BVMed-Wundexpertin Juliane Pohl: „Das Projekt zeigt: Wenn Versorgung in einen guten Prozess eingebettet ist, dann profitieren am Ende nicht nur die Patient:innen, sondern auch das Gesundheitssystem und die Krankenkassen. Wir brauchen gute Versorgungsstrukturen und sinnvolle Versorgungskonzepte, so wie es der BVMed mit seinen Vorschlägen zur Nationalen Wundstrategie fordert.“

Die venös bedingten chronischen Wunden machen rund 60 bis 80 Prozent der chronischen Wunden der unteren Extremitäten aus. Bei den Betroffenen führt UCV zu erheblichen Beeinträchtigungen der Lebensqualität. Die jährlichen Kosten liegen bei rund 10.000 Euro pro Patient:in. Die mittlere Behandlungsdauer liegt bei 6 bis 12 Monate. Die gesundheitsökonomischen Folgen sind dramatisch: UCV steht für 1,2 Prozent der Arbeitsausfalltage, für 1 Prozent der stationären Behandlungskosten und für insgesamt 2,6 Prozent der Kosten des Gesundheitssystems.

Die Analyse der Versorgungssituation erfolgte im Forschungsprojekt durch eine Auswertung der Routinedaten. Ergebnis: Weniger als die Hälfte der Versicherten erhielt innerhalb der ersten 90 Tage nach Erkrankung ein Kompressionsmittel. Eine konsequente, regelmäßige und frühzeitige Kompressionstherapie erhielten lediglich 14 Prozent der Versicherten. Eine operative Kausaltherapie wie Stammveneneingriffe erhielten nur etwa 1 Prozent der Versicherten. „Im Ergebnis erhielten mehr als 80 Prozent der Patient:innen keine kausal orientierte Behandlung und sind somit derzeit nicht adäquat versorgt“, so Fleischhauer. Man könne also von einer dramatischen Fehlversorgung in Deutschland sprechen.

Das Universitätsklinikum Heidelberg ging im Rahmen des GBA-Innovationsfondsprojekts „Ulcus Cruris Care“ daher der Frage nach, mit welchen versorgungsstrukturellen Maßnahmen die hausärztliche Behandlung von Patient:innen mit UCV optimiert werden kann. Schlüsselfaktoren sind dabei eine funktionierende Koordination der Therapiemaßnahmen durch ärztliche sowie nicht-ärztliche Versorger:innen sowie die adäquate Umsetzung der notwendigen Kausaltherapie, insbesondere die konsequente Durchführung einer Kompressionstherapie. Neben den positiven Auswirkungen auf Wundheilung und Lebensqualität beziffert das Projekt das direkte GKV-Einsparpotential auf 1.400 bis 1.600 Euro je Krankheitsfall.

Zu den wichtigen Gegenmaßnahmen gehören im Rahmen der Projektmaßnahmen neben der Unterstützung der hausärztlichen Versorgung insbesondere die Schulung der Versorgenden und die Edukation der Patient:innen durch unterstützende Informationsmaterialien und E-Learning. Insgesamt ist das Ziel, das Case-Management für UCV-Patient:innen in der Hausärztlichenpraxis zu verbessern. Ein erstes Pilotprojekt zeigte deutliche Verbesserungen.

Fazit: „Unser Projekt ist bereit für eine breitere Implementierung und könnte zu einer bedeutsamen Verbesserung der Versorgung führen. Möglich wäre die Überführung in die Versorgung über DMP, HZV oder Selektivverträge“, so Fleischhauer.

Über „Eine Stunde Wunde“

Wundversorgung kann nur interdisziplinär und interprofessionell funktionieren, daher muss auch der Diskurs dazu ebenso sein. Aus diesem Grund hat der BVMed das Gesprächsformat „Eine Stunde Wunde“ ins Leben gerufen. Das virtuelle Forum diskutiert regelmäßig die unterschiedlichen Themen der Wundversorgung. „Wir streben einen möglichst breiten Austausch zwischen allen Beteiligten in der Behandlung, Pflege und Versorgung von Wunden an. Unser Fokus ist eine gezielte, praxisnahe Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Thema, die sicherlich auch interessante Perspektivwechsel ermöglicht. Interessierte sind eingeladen, nicht nur daran teilzunehmen, sondern auch sich mit Themen einzubringen“, so BVMed-Wundexpertin Juliane Pohl, die das Forum moderierte.

Weitere Informationen zur Wundversorgung gibt es im BVMed-Themenportal unter www.bvmed.de/wundversorgung.

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