Cookie-Einstellungen

Zur fortlaufenden Verbesserung unserer Angebote nutzen wir den Webanalysedienst matomo.

Dazu werden Cookies auf Ihrem Endgerät gespeichert, was uns eine Analyse der Benutzung unserer Webseite durch Sie ermöglicht. Die so erhobenen Informationen werden pseudonymisiert, ausschließlich auf unserem Server gespeichert und nicht mit anderen von uns erhobenen Daten zusammengeführt - so kann eine direkte Personenbeziehbarkeit ausgeschlossen werden. Sie können Ihre Einwilligung jederzeit über einen Klick auf "Cookies" im Seitenfuß widerrufen.

Weitere Informationen dazu in unseren Datenschutzhinweisen.

 - Standpunkt High-Medizintechnik made in Germany Veröffentlicht von Markus Wiegmann (BVMed-Vorstand | Stryker) im Tagesspiegel Background Gesundheit vom 28. März 2022

ArtikelBerlin, 29.03.2022

© Freudenberg Medical Die Ampel will die Medizintechnik in Deutschland stärken – was BVMed-Vorstandsmitglied Markus Wiegmann grundsätzlich begrüßt. Allerdings müssten zukünftige Maßnahmen zur Stärkung der Medizintechnologiebranche im Dreiklang aus Wirtschaft, Gesundheit und Forschung gedacht werden.

Deutschlands Gesundheitssystem gehört zu den besten der Welt. Die Herausforderungen, vor denen das System auch in Zeiten einer abklingenden Pandemie steht, sind jedoch immens. Sie treiben die gesamte Medizintechnologiebranche und uns als Unternehmen um. Die neue Bundesregierung wird auch an der Bewältigung dieser Herausforderungen gemessen werden. Unsere Branche ist in Deutschland ein wichtiger industrieller Wirtschafts- und Arbeitsplatzfaktor und integraler Bestandteil einer qualitativen hochwertigen Gesundheitsversorgung.

Die gesamte Medtech-Branche begrüßt, dass im Koalitionsvertrag der „innovativen Gesundheitswirtschaft“ und der „High-Medizintechnik made in Germany“ eine besondere Bedeutung zugewiesen wurde. Aber wie immer zu Beginn einer neuen Legislaturperiode: Jetzt kommt es auf die Ausgestaltung der Koalitionsvorhaben an. Ich bin davon überzeugt: Eine Stärkung von „High-Medizintechnik made in Germany“ kann es nur geben, wenn gesundheits-, forschungs- und wirtschaftspolitische Belange zukünftig zusammengedacht werden.

Die Krankenhausreform ist hierfür ein gutes Beispiel. Wir brauchen eine Reform, die von den Patientiennen und Patienten her gedacht ist und die qualitätsorientierte Versorgungsprozesse begünstigt. Denn während die Gesundheitsausgaben in Deutschland über dem OECD-Durchschnitt liegen, hinkt das deutsche Gesundheitssystem in der Patientenorientierung und der Versorgungsqualität hinterher. Wir in Deutschland können zum Beispiel bei „Patient Reported Outcomes“ (PROMs) von unseren europäischen Nachbarn wie den Niederlanden oder Schweden noch einiges lernen. Es ist schade, dass im Koalitionsvertrag Verweise auf mehr Qualitätsorientierung in der Versorgung fehlen. Ein Fokus auf Qualität kann meines Erachtens eine wichtige Stellschraube sein: bessere Behandlungsergebnisse, geringere Varianz, höhere Patientensicherheit, weniger Folgekosten und Anreiz für medizinische Innovationen.

Auch im Bereich der Digitalisierung muss aus Sicht der Medizintechnologiebranche Gesundheits-, Forschungs- und Wirtschaftspolitik besser verzahnt werden: Die Ampel-Regierung möchte die Digitalisierungsstrategie im Gesundheitswesen und in der Pflege fortschreiben. Auch wurde beschlossen, ein „Gesundheitsdatennutzungsgesetz zur besseren wissenschaftlichen Nutzung“ einzuführen. Beides ist gut und sinnvoll, denn wir alle wissen um das Potential von Gesundheitsdaten. Sie können dazu verwendet werden, Krankheiten vorzubeugen, diese frühzeitig zu erkennen und passgenau zu behandeln. Ihre Nutzung ermöglicht schnelle und effektive Produktentwicklungen und -verbesserungen und sichert damit eine bedarfsgerechte Patientenversorgung auf einem qualitativ und technisch hohen Niveau.

Die Datenhoheit liegt bei den Patienten

Wenn „High-Medizintechnik made in Germany“ gestärkt werden soll, dürfen wir hierzulande, aber auch EU-weit, in Sachen Datennutzung nicht ins Hintertreffen geraten. Das ist weder gesundheits-, forschungs- noch wirtschaftspolitisch opportun. In Deutschland findet 70 Prozent der Forschung zu Medizininnovationen in den Unternehmen der Gesundheitswirtschaft statt. Es ist deshalb notwendig, dass forschende Gesundheitsunternehmen ausdrücklich zu den Institutionen nach Paragraf 303e Fünftes Buch Sozialgesetzbuch gehören, die das Antragsrecht auf die Nutzung von Daten aus dem Forschungsdatenzentrum haben. Davon unberührt bleibt der Grundsatz des Datenschutzes und dass Patientinnen und Patienten vollumfänglich über die Nutzung ihrer personenbezogenen Daten bestimmen sollten. Sie sollen selbst darüber entscheiden, ob sie die Daten zur eigenen Behandlung nutzen – und zusätzlich zu Forschungszwecken und zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung teilen möchten.

Aber auch abseits der Innovationen von morgen tritt die Branche tagtäglich mit ihren Produkten an, um zusammen mit den klinischen Anwendern die Gesundheitsversorgung für Patientinnen und Patienten zu verbessern. Es ist daher wichtig, dass Produkte, die sich seit Jahrzehnten bewährt haben, weiterhin für Patientinnen und Patienten verfügbar sind. Die EU-Medizinprodukteverordnung (MDR), die seit Mai 2021 gilt, steht für ein hohes Niveau an öffentlicher Gesundheit und Patientensicherheit in ganz Europa. Manche Aspekte der Verordnung sind jedoch Grund zur Sorge und könnten bedenkliche Auswirkungen auf die Patientenversorgung haben. Der BVMed – zusammen mit seinen europäischen Partnern – ist deshalb bestrebt, Lösungseinsätze auszuarbeiten, wie sich die MDR pragmatisch umsetzen lässt.

Patientinnen und Patienten und ihr Wohlbefinden sind Dreh- und Angelpunkt des Gesundheitswesens. Damit diese optimal versorgt werden können, braucht es gute Arbeitsbedingungen für das Gesundheitspersonal. Das hat uns die Pandemie in extremer Art und Weise vor Augen geführt. Die Potenziale der Medizintechnologie zur Unterstützung und zum Schutz des Gesundheitspersonals können wir noch umfassender ausschöpfen. Innovative Medizintechnologien können beispielsweise Pflegende in ihrer täglichen Arbeit durch Prozessvereinfachungen entlasten, sie noch effektiver vor Arbeitsrisiken schützen oder ihnen neue Kompetenzpfade aufzuzeigen. Sicherlich: Es braucht umfassende Maßnahmen, um dem Fachkräftemangel in der Pflege zu begegnen. Aber: Der Einsatz modernster Technologien kann hier ein Teil der Lösung sein und helfen, die Arbeitsbedingungen in der Pflege attraktiver zu gestalten. Wie das gehen kann, dazu hat der BVMed erst kürzlich sieben konkrete Vorschläge erarbeitet.

Das Bekenntnis der Ampel-Koalition zu „High-Medizintechnik made in Germany“ ist eine gute Ausgangslage für die kommenden vier Jahre. Zukünftige Maßnahmen zur Stärkung der Medizintechnologiebranche sollten jedoch den Dreiklang aus Wirtschaft, Gesundheit und Forschung verinnerlichen.

Markus Wiegmann ist Vorstandsmitglied des Bundesverbands für Medizintechnologie (BVMed) und Geschäftsführer des Medizintechnikunternehmens Stryker.

Ihr Kontakt zu uns

Service

News abonnieren

Sie möchten auf dem Laufenden bleiben?
Abonnieren Sie unsere kostenlosen Newsletter, E-Mail-Alerts zu unseren Themen oder Pressemeldungen.

Jetzt abonnieren

Das könnte Sie auch interessieren

  • Innovationen
    Gesundheitsinnovation durch Kooperation: TMF, vfa und BVMed fordern bessere Strukturen für Translation und Transfer

    Die Verbände BVMed, TMF und vfa fordern in einem gemeinsamen Positionspapier konkrete Maßnahmen, um Deutschland als führenden Standort für Gesundheitsforschung und Innovation zu stärken. Im Zentrum stehen bessere Strukturen für Translation und Transfer – etwa durch Translationszentren an Universitätskliniken, digitale Datenplattformen und neue Partnerschaftsmodelle.

    Pressemeldung22.07.2025

    Mehr lesen
  • Branche
    US-Zölle und EU-Gegenzölle

    Auf dieser Seite informieren wir fortlaufend aktualisiert über die US-Zölle und EU-Gegenzölle, die Positionen der MedTech-Branche sowie die Aktivitäten des BVMed. Unsere Botschaft an die Politik lautet: Medizinprodukte sind essenzielle humanitäre Güter der Daseinsvorsorge – sie dürfen nicht zum Spielball handelspolitischer Auseinandersetzungen werden.

    Artikel17.07.2025

    Mehr lesen
  • Standort Deutschland
    BVMed begrüßt MIT-Beschluss zur Stärkung des MedTech-Standorts Deutschland

    Der BVMed begrüßt den Beschluss des MIT-Bundesvorstandes zur Gesundheitsversorgung, der in einem eigenen Kapitel die Stärkung des Medizintechnikstandorts Deutschland fordert. Die MIT-Forderungen sind eine gute Grundlage, um die im Koalitionsvertrag vorgenommene Anerkennung der Medizintechnik-Branche als Leitwirtschaft jetzt mit einem konkreten und ressortübergreifenden Maßnahmenkatalog zu stärken.

    Pressemeldung14.07.2025

    Mehr lesen

Kommende Veranstaltungen

  • Online-Seminar
    Antragsverfahren Hilfsmittelverzeichnis

    Von welchen Kriterien ist die Aufnahme in das Hilfsmittelverzeichnis abhängig? Welche vorbereitenden Arbeiten müssen vor einer Antragstellung geleistet werden? Wie kommen Innovationen in das Hilfsmittelverzeichnis? Welche Analyse ist in vertriebstechnischer Hinsicht schon im Rahmen der Produktentwicklung sinnvoll? Diese und weitere Fragen erörtern die Experten dieses Online-Seminars.

    SeminarDigital
    07.10.2025 10:00 - 16:00 Uhr
    Veranstalter: BVMed-Akademie
    Schwerpunkt: Hilfsmittel

    Zur Veranstaltung: Antragsverfahren Hilfsmittelverzeichnis
  • Branche
    BVMed-Jahrespressekonferenz und Medienseminar

    Zu Beginn des 26. Berliner Medienseminars stellt der BVMed im Rahmen seiner Jahrespressekonferenz die Ergebnisse seiner aktuellen Herbstumfrage 2025 zur Lage der MedTech-Branche vor. Daraus abgeleitet werden Forderungen an eine eigenständige MedTech-Strategie. Im Anschluss werden die Themen Krisenvorsorge und Zivilschutz sowie Stärkung der Ambulantisierung näher beleuchtet....

    KonferenzHybrid
    07.10.2025 10:00 - 12:00 Uhr
    Veranstalter: BVMed
    Schwerpunkt: Kommunikation

    Zur Veranstaltung: BVMed-Jahrespressekonferenz 2025 und 26. Berliner Medienseminar (hybrid)
  • Case-Study-Workshop
    Selektivverträge mit MedTech – eine Chance für die Industrie?

    Der Marktzugang und die Erstattungssituationen sind in den vergangenen Jahren für die Medizintechnik immer anspruchsvoller und vielfältiger geworden. Selektivverträge als Option des Marktzugangs sind seit der Einführung des Innovationsfonds und der Verbreitung von Hybrid-DRGs im Wesentlichen auf Projekte im Rahmen des Innovationsfonds beschränkt. Dies kann eine große Chance für die...

    WorkshopVor Ort
    Berlin, 29.10.2025 10:00 - 16:00 Uhr
    Veranstalter: BVMed-Akademie
    Schwerpunkt: Marktzugang und Erstattung

    Zur Veranstaltung: Selektivverträge mit MedTech – eine Chance für die Industrie?

Ihre Vorteile als BVMed-Mitglied

  • Organisation

    In über 80 Gremien mit anderen BVMed-Mitgliedern und Expert:innen in Dialog treten und die Rahmenbedingungen für die Branche mitgestalten.

  • Information

    Vom breiten Serviceangebot unter anderem bestehend aus Veranstaltungen, Mustervorlagen, Newslettern und persönlichen Gesprächen profitieren.

  • Vertretung

    Eine stärkere Stimme für die Interessen der Branche gegenüber politischen Repräsentant:innen und weiteren gesundheitspolitischen Akteur:innen erhalten.

  • Netzwerk

    An Austauschformaten mit anderen an der Versorgung beteiligten Akteur:innen, darunter Krankenkassen, Ärzteschaft oder Pflege teilnehmen.

Die Akademie

Von Compliance über Nachhaltigkeit bis hin zu Kommunikation. Unsere Akademie bietet der MedTech-Community eine Vielfalt an Veranstaltungen zur Fort- und Weiterbildung an. Entdecken Sie unsere Seminare, Workshops und Kongresse.

Zu den Veranstaltungen