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 - 13. Kongress der Europäischen Vereinigung der Enterostomatherapeuten ECET 2017

Artikel05.07.2017

Herausforderungen für Inkontinenz- und Stoma-Versorgung in Europa

Auf dem Kongress der Europäischen Fachgesellschaft für Stomatherapie (ECET) hat die Initiative Faktor Lebensqualität mit Vertretern europäischer Fachgesellschaften für die pflegerische Versorgung von Menschen mit einem Stoma und Inkontinenzproblemen, Fachmedizinern, Selbsthilfevertretern für Spina Bifida und Stoma die europaweiten Herausforderungen bei der Hilfsmittelversorgung für Menschen mit Stoma und Inkontinenz diskutiert. Der Kongress stand unter dem Motto: Building Bridges. Dies hat die Diskussionsrunde erfolgreich aufgegriffen und die zentralen Herausforderungen für die Versorgung der Menschen mit einem künstlichen Darmausgang oder Inkontinenz beleuchtet und Lösungen skizziert.

Diskutiert haben Ria Smeijers, Präsidentin der European Ostomy Association (EOA); Gabriele Kroboth, Präsidentin der Europäischen Fachgesellschaft für Stomatherapie (ECET); Ilona Schlegel, Geschäftsführerin der Arbeitsgemeinschaft Spina Bifida und Hydrocephalus (ASBH); Erich Grohmann Vorsitzender der Deutschen ILCO, Selbsthilfevereinigung für Stomaträger und Menschen mit Darmkrebs; Klaus Grunau, Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Medizintechnologie e.V. (BVMed) und Sprecher der Initiative Faktor Lebensqualität; Dr. Burkhard Domurath, Deutsche Medizinische Gesellschaft für Paraplegie (DMGP).

Stoma- und Inkontinenzversorgung stehen europaweit vor Herausforderungen
Obwohl in Deutschland und Österreich die Versorgungssituation aktuell weitestgehend gut ist, steht die Versorgung in Europa insgesamt vor großen Herausforderungen. Der Kostendruck nimmt zu. Die Kommerzialisierung der Versorgung und der zunehmende Wirtschaftlichkeitsdruck der Krankenversicherungen gehen zu Lasten der Patienten. So stellte Ria Smeijers, Präsidentin der European Ostomy Association (EOA), am Beispiel der Niederlande dar, dass verkürzte Liegezeiten in Krankenhäusern bei Stomapatienten dazu führten, dass der Umgang mit dem Stoma nicht ausreichend eingeübt werden könne. Die Patienten seien dadurch oft nicht ausreichend auf die Situation zu Hause vorbereitet. Eine Versorgung über Homecare wie in Deutschland fehle in den Niederlanden.
Die Teilnehmer waren sich darin einig, dass qualifizierte Stoma-Therapeuten zwar sehr um die Umsetzung des Patientenanspruches bemüht seien. Jedoch hätten sich in der Praxis die Versorgungsqualität spürbar zurückentwickelt. Dies betreffe sowohl die Qualität als auch die Menge der Produkte. Auch seien die Dienstleistungen schlechter geworden, die ein unverzichtbarer Bestandteil der Stomaversorgung seien. In vielen Ländern führe das inzwischen zu privaten Aufzahlungen, die sich jedoch nicht alle Patienten leisten könnten. Ilona Schlegel hielt fest: »Patienten haben den Anspruch auf die individuell erforderliche Versorgung. In der Praxis wird dieser Anspruch häufig nicht umgesetzt. Einige Patienten nehmen sich daher juristischen Beistand und klagen ihre notwendige Versorgung ein. Das Einsparpotential der Kassen liegt bei denjenigen Patienten, die sich nicht wehren können.«

Zur Stärkung der Hilfsmittelversorgung sehen die Beteiligten drei konkrete Ansätze.

  1. Rolle der Ärzte stärken
  2. Die Rolle der Ärzte müsse gestärkt werden, betonte Klaus Grunau, Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Medizintechnologie e. V. (BVMed) und Sprecher der Initiative Faktor Lebensqualität. Die Therapiehoheit des Arztes dürfe nicht unterminiert werden. Als Entlastung der Ärzte könnten wie zum Beispiel in Großbritannien speziell ausgebildete Pflegefachkräfte die Hilfsmittel verordnen dürfen. Denn Pflege und Arzt/Ärztin bilden in der Versorgung der Betroffenen ein Team und tauschen sich dazu auch aus. Gerade dadurch wird die Rolle der Ärzte als fallführend gestärkt.

  3. Wahlrecht des Versicherten umsetzen – Versorgung ist individuell
  4. Andererseits dürfe das Wahlrecht des Versicherten nicht durch Einschränkungen bei der Wahl von Leistungserbringern oder Produkten ausgehöhlt werden. Dies entmündige den Patienten.
    »Durchschnittsmengen sind absurd und werden dem Patientenanspruch nicht gerecht«, so Ilona Schlegel.

  5. Verantwortung der Pflege und Fachgesellschaften anerkennen

Gabriele Kroboth, Präsidentin der Europäischen Fachgesellschaft für Stomatherapie (ECET), betonte die besondere Verantwortung der Pflegekräfte. Am Beispiel Großbritanniens zeige sich, dass die Stoma-Care-Nurse die Patienten mit der erforderlichen Qualität und entsprechend ihren Bedürfnissen versorge. Die besondere Kompetenz und praktischen Erfahrungen der Pflege seien hierfür jedoch unabdingbar. Um die individuelle Versorgung zu sichern, seien Leitlinien und Versorgungsstandards nötig.
Erich Grohmann von der ILCO betonte die positive Rolle der Fachgesellschaften von Pflege und Versorgung bei der Entwicklung übergreifender Qualitätsstandards. Dass dabei gerade aus Europa heraus eine Zusammenarbeit sinnvolle und konstruktive Impulse geben könne, habe die Diskussion der Gruppe gezeigt.

Die Diskutierenden waren sich darin einig, dass für die Verbesserung der Versorgung von Menschen mit Inkontinenz und Stoma letztlich starke Fachgesellschaften von Medizinern, Pflege und Versorgung sowie eine gute Patientenvertretung nötig seien. Nur so könnten die Bedürfnisse der Betroffenen artikuliert und die Kriterien für die Versorgung gemeinsam bestimmt werden. Entscheidend sei zudem, dass die Patienten über ihre Ansprüche informiert seien und sich gemeinsam im Netzwerk mit den weiteren Akteuren für ihre Versorgung einsetzten.
Um dies zu erreichen, sei die gemeinsame Definition von Leitlinien und Qualitätskriterien erforderlich. Der Austausch miteinander sollte fortgesetzt und intensiviert werden.

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