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 - Diabetes Künstliche Bauchspeicheldrüse für Diabetiker Artikel in der WELT vom 01.11.2016

Artikel02.11.2016

© Medtronic Über 300.000 Menschen in Deutschland sind von Diabetes I betroffen. In den USA wurde nun ein System zugelassen, das den Blutzuckerspiegel misst und automatisch die richtige Menge Insulin abgibt. DIE WELT berichtet..."

Anna B. (Name von der Redaktion geändert) hat kein Problem damit, Blut zu sehen. Das ist gut. Denn die Frau Anfang 30 muss sich jeden Tag bis zu zehn Mal mit einer Nadel in den Finger stechen, um ihren Blutzuckerspiegel zu messen. Vor jeder Mahlzeit und einige Stunden danach führt sie die Messungen durch. Wenn nötig kann sie ihren Blutzuckerspiegel über einen Apparat korrigieren. Der kommuniziert per Funk mit einer Insulinpumpe, die sie am Körper trägt. Per Knopfdruck setzt sie Insulin frei. Zu dem Apparat muss sie außerdem bei jeder Mahlzeit greifen. Sie stellt die Kohlenhydratmenge, die sie zu sich nehmen wird ein und drückt den Knopf. Die Insulinpumpe spritzt dann die nötige Dosis des Hormons in ihren Bauch.

Anna B. ist einer von mehr als 300.000 Menschen in Deutschland, die von Diabetes des Typs I betroffen sind. Über 30.000 davon sind Kinder und Jugendliche. Die Autoimmunerkrankung greift die insulinproduzierenden Zellen der Bauchspeicheldrüse an. Ohne Insulin kann der Blutzuckerspiegel gefährlich ansteigen. Im schlimmsten Fall führt dieser „Überzucker“ zum Tod.

Das ständige Messen könnte bald ein Ende haben. Im September hat die US-amerikanische Behörde für Lebensmittelüberwachung und Arzneimittelzulassung FDA eine „künstliche Bauchspeicheldrüse“ für den Markt zugelassen. Das System misst regelmäßig den Blutzuckerspiegel und gibt die notwendige Menge Insulin an den Körper ab. Er stellt so 24 Stunden am Tag eine Grundversorgung mit Insulin sicher. Damit übernimmt die Maschine zu weiten Teilen die Funktion, die bei gesunden Menschen die Bauchspeicheldrüse erfüllt.

Der Sensor erhebt alle fünf Minuten frische Messwerte

Das neue System besteht aus einem Sensor, der am Bauch kontinuierlich die Glukosekonzentration feststellt, einer Insulinpumpe und einem digitalen Blutglukoseapparat als Handgerät für den Patienten. Der Sensor besitzt einen Draht, der im Unterhautfettgewebe die Glukosekonzentration in der Körperflüssigkeit misst. Aus den Daten lässt sich mit einem Computeralgorithmus die für den Patienten nötige Menge an Insulin berechnen. Die Werte wandern dann per Funkübertragung an die Insulinpumpe und den Handapparat. Die Insulinpumpe setzt automatisch die berechnete Menge des Hormons frei, ähnlich wie das auch eine gesunde Bauchspeicheldrüse tun würde.

Der Sensor erhebt alle fünf Minuten frische Messwerte. Nur zu den Mahlzeiten muss der Patient weiter die Menge an Kohlenhydraten, die er zu sich nimmt, in das Handgerät eingeben und mit einem Knopfdruck die richtige Dosis des Hormons freisetzen. Bis auf die regelmäßige Kalibrierung des Sensors soll das System selbstständig funktionieren.

Bisher gibt es lediglich Systeme, die in bestimmten Zeitabständen eine vorher eingestellte Menge an Insulin abgeben. Krankenkassen übernehmen aber nicht unbedingt die Kosten dafür. Viele Patienten müssen sich mit ein bis zwei Injektion täglich selbst den Grundbedarf an langanhaltendem Insulin spritzen, zusätzlich zu den Dosen vor dem Essen. Doch der Blutzuckerspiegel verändert sich bei jedem Menschen über den Tag unterschiedlich.

Diabetes I betrifft häufig Kinder und Jugendliche

Die „künstliche Bauchspeicheldrüse“ soll außerdem lernfähig sein. Wichtig dafür ist der Computeralgorithmus, der die Messwerte verarbeitet und die Insulinabgabe steuert. Dazu gehören auch Warnfunktionen, wenn der Insulinlevel unerwartet schnell ansteigt oder absinkt. Die Kombination aus einer selbstständigen Messung des Blutzuckerspiegels und einer Insulinpumpe, die auf die echte Messdaten reagiert, ist ein Schritt hin zu einer völlig autarken Versorgung von Diabetes-I-Patienten mit dem lebenswichtigen Hormon.

„Mit der Zulassung dieser lebensverändernden Therapieform strukturieren wir die Diabetespflege neu und gewähren Menschen mit Diabetes größere Freiheit und bessere Gesundheit“, rühmt sich die irische Herstellerfirma Medtronic in einer Pressemitteilung.

Für die Zulassung des Apparats wertete die FDA eine Studie mit 123 Typ-I-Diabetikern aus, die über dreieinhalb Monate das System benutzten. Das Gerät funktionierte, es traten keine schwereren Nebenwirkungen auf. Die „künstliche Bauchspeicheldrüse“ gilt für Jugendliche ab 14 Jahren als sicher und wurde in den USA zugelassen. Momentan führt die Firma Medtronic klinische Studien durch, um das System auch für sieben bis 13-Jährige auf den Markt bringen zu können. Diabetes I betrifft besonders häufig Kinder und Jugendliche.

Im Frühjahr 2017 soll die „künstliche Bauchspeicheldrüse“ in den USA verfügbar sein. Ob und wann sie auch in Deutschland erscheint, ist noch nicht abzusehen. Für Betroffene wie Anna B. wäre das allerdings eine große Erleichterung. Wenn sie mit Freunden in ein Restaurant geht, stört es sie zwar nicht, wenn diese sie beim Pieksen und Messen beobachten. Doch auf Reisen belasten sie die vielen Handgriffe, die ihre Erkrankung erforderlich macht.

Bei Geschäftsessen geht sie lieber auf die Toilette, um ihren Blutzucker zu messen. Sie möchte nicht riskieren, dass jemand verunsichert oder ablehnend auf sie reagiert. Mit einer künstlichen Bauchspeicheldrüse, die in Zukunft vielleicht sogar alle Messungen überflüssig machen könnte, wäre diese zusätzliche Belastung für Diabetes-I-Patienten Geschichte.

Quelle: Welt.de vom 1. November 2016Externer Link. Öffnet im neuen Fenster/Tab.

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