- 106.000 niedergelassene Arztpraxen
- 32.000 Pflegeeinrichtungen
- 4.800 Medizinische Versorgungszentren (MVZ)
- 1.900 Krankenhäuser
„Jeden Tag verlassen im Schnitt rund 2.000 Pakete unsere Lager“, so Marcus H. Simon. Er ist Vorstandsvorsitzender der SMS medipool AG und Geschäftsführer der AMEFA GmbH. AMEFA ist deutschlandweit eines der größten Handelsunternehmen für medizinische Produkte. Das Sortiment reicht von Schutzkleidung und Hygienemitteln über Verbandmaterial und Produkten zur Inkontinenzversorgung bis hin zu Sauerstoffgeräten oder OP-Ausstattung. „Alles, was in einem Krankenhaus oder einer Arztpraxis eben benötigt wird.“
Mehrere hundert solcher Fach- und Großhändler gibt es deutschlandweit. Neben einer Handvoll Großunternehmen wie der AMEFA finden sich vor allem Mittelständler und Kleinunternehmen, die sich oft auf einzelne Regionen spezialisiert haben. Ihnen allen gemein ist der hohe Anspruch an Zuverlässigkeit, Qualität und Kund:innennähe. Marcus H. Simon: „Unsere Branche beliefert jedes Krankenhaus, jedes Medizinische Versorgungszentrum, jede niedergelassene Arztpraxis, jedes Pflegeheim in Deutschland. Tagtäglich, pünktlich und mit exakt den gewünschten Produkten. Das ist unsere Stärke.“
Garant für Versorgungssicherheit
Der Fach- und Großhandel für Medizinprodukte ist damit eine wesentliche Säule der Gesundheitsversorgung in Deutschland. Seine Leistungen sind kaum zu überschätzen:
© BVMed Bild herunterladen Versorgung sicherstellen: Die Fach- und Großhändler sind strategische Partner ihrer Kund:innen. Die Händler liefern zuverlässig, bei Bedarf auch kurzfristig binnen wenigen Stunden. Auf Wunsch übernehmen sie die gesamte Bedarfslogistik etwa für Krankenhäuser und nehmen ihren Kund:innen damit erheblich an Arbeit ab. Sie bieten zudem eine breite Auswahl an Produkten verschiedener Hersteller, beraten unabhängig und schulen das Personal für den Umgang mit den Produkten – und stellen damit sicher, dass Patient:innen optimal behandelt werden.
- Qualitätsstandards überwachen: Medizinprodukte sind keine gewöhnlichen Produkte. Sie unterliegen in Deutschland strengen Qualitätsanforderungen und umfangreichen Regulierungen. Die Fach- und Großhändler kennen diese, prüfen Produkte entsprechend und vertreiben ausschließlich CE-zertifizierte Ware. Ihre Mitarbeiter:innen sind zudem im Umgang mit sensibler Ware geschult, etwa temperaturempfindlichen oder sterilen Produkten. So können Kund:innen sicher sein, stets hochwertige Produkte zu erhalten.
© BVMed Bild herunterladen Effizienz erhöhen: Die Fach- und Großhändler bündeln Bestellungen, ihr seit Jahrzehnten erprobtes Logistiknetzwerk ist hocheffizient. Selbst große internationale Lieferanten greifen darauf zurück und vertreiben ihr komplettes Sortiment über den Fach- und Großhandel – und ersparen sich damit eigene Strukturen hierzulande. Insbesondere im kleinteiligen ambulanten Bereich mit mehr als 100.000 Arztpraxen und gut 30.000 Pflegeeinrichtungen sind die Händler stark, Stichwort Mikrologistik: Große Hersteller, die im Klinikbereich direkt an die Häuser vertreiben, setzen im ambulanten Bereich auf den Fach- und Großhandel. Das spart allen Beteiligten Geld und schont zudem die Umwelt, wenn benötigte Produkte konfektioniert und in einem einzigen Paket zugestellt werden.
- Innovationen in den Markt bringen: Die Fach- und Großhändler sind Türöffner für neue, kleine oder ausländische Hersteller, die sich keinen Vertrieb in Deutschland leisten können und deren oft besonders innovative Produkte sonst gar nicht in die Versorgung kämen. Hinzu kommt: Die Handelsunternehmen stehen im ständigen Austausch mit Arztpraxen, Kliniken und Pflegeeinrichtungen und kennen deren Bedürfnisse bestens. Diese Erfahrungen melden sie an die Hersteller zurück – und geben damit wichtige Impulse, damit Produkte noch besser werden und praxisnahe Innovationen entwickelt werden können.
„Der Fach- und Großhandel beliefert jedes Krankenhaus, jedes Medizinische Versorgungszentrum, jede niedergelassene Arztpraxis, jedes Pflegeheim in Deutschland. Tagtäglich, pünktlich und mit exakt den gewünschten Produkten. Das ist unsere Stärke.“Marcus H. SimonGeschäftsführer AMEFA GmbH

Wichtiger Partner in der Krise und der Krisenvorsorge
Ihre Expertise haben die Fach- und Großhändler während der Corona-Pandemie eindrucksvoll bewiesen. Marcus H. Simon: „Die AMEFA hat beispielsweise für das Land Hessen die komplette Logistik für die Verteilung von Coronatests an Kitas, Schulen und Behörden übernommen.“ Inklusive eigenem Shop, Versand und Controlling. „Wir haben regelmäßig Bestände abgefragt und so sichergestellt, dass trotz Mangel jede Stelle genug Test zur Verfügung hatte. Dies alles neben der alltäglichen Arbeit, „die natürlich auch nicht weniger war als zuvor.“
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Um den Aufwand zu stemmen, führte das Unternehmen kurzfristig Sonderschichten und Samstagsarbeit ein, stellte zusätzliches Personal ein. „Das ist ja selbstverständlich“, sagt Marcus H. Simon. Als Händler habe man ein Verantwortungsbewusstsein den langjährigen Kund:innen und den Patient:innen gegenüber. „Auch und gerade in Krisenzeiten kommen wir unserer Rolle nach, die Versorgung hierzulande zu sichern.“
Er bedauert zugleich, dass Logistik-Know-how und Erfahrung der Fach- und Großhändler in der Pandemie nicht stärker genutzt wurden. Auf Bundesebene sei die Branche kaum wahrgenommen worden, dabei hätte sie einen wesentlichen Teil zur Problemlösung beitragen können (s. Interview im Infokasten). „Daraus haben wir gelernt und 2021 im Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) einen eigenen Fachbereich ‚Fach- und Großhandel für Medizinprodukte‘ gegründet.“ Marcus H. Simon engagiert sich selbst und ist Sprecher des Gremiums. Er fährt fort: „In diesem Rahmen bringen wir uns jetzt deutlich mehr ein. Wir entwickeln Vorschläge wie etwa eine digitale Bestandsplattform kritischer Medizinprodukte und Arzneimittel, um Ressourcen gerade in Zeiten von Mangel besser zu überblicken und zentral zu steuern. Wir geben hier Vollgas, denn mit Blick auf die geopolitische Lage haben wir wirklich keine Zeit zu verlieren!“
Politische Themen vorantreiben
Dabei ist Krisenvorsorge nicht das einzige Thema auf der Agenda der Händler. Neue Trends und Veränderungen im Gesundheitswesen fordern die Unternehmen heraus. So etwa die Ambulantisierung: Der medizinische Fortschritt ermöglicht es, dass Behandlungen und Operationen immer häufiger ambulant durchgeführt werden. Das spart dem Gesundheitswesen Kosten, Patient:innen profitieren von einer schnelleren Rückkehr in das gewohnte Umfeld. Für den Handel mit Medizinprodukten heißt das aber auch: Der Markt fragmentiert sich weiter, immer mehr kleinere Player müssen maßgeschneidert beliefert werden. Marcus H. Simon: „Damit wird die Bedeutung des Fach- und Großhandels weiter steigen, denn genau diese Mikrologistik ist unsere Spezialität. Der Mehraufwand muss allerdings auch bezahlt werden. Denn es macht einen Unterschied, ob ich ein Krankenhaus beliefere oder mit derselben Menge an Produkten mehrere dutzend ambulante OP-Zentren.“
Sorgen bereitet der Medizintechnik-Branche auch die Abhängigkeit von Produzenten aus dem Ausland, allen voran Asien. „Zwar kaufen wir gut 70 Prozent unserer Produkte nach wie vor in Europa“, so Marcus H. Simon, „doch die Hersteller wiederum beschaffen sehr häufig Vorprodukte in Asien oder lassen teilweise dort produzieren. Damit sind auch wir abhängig.“ Ein Weg zur Lösung wäre eine Abkehr von der strikten Kosteneffizienz im Gesundheitswesen. Denn der Kostendruck führe dazu, dass billig eingekauft würde und sich Produktionen in Europa nicht mehr lohnten. „Hier muss die Politik klare Zeichen setzen.“
Last but not least beklagen die Fach- und Großhändler immer neue Auflagen und Bürokratie, insbesondere von Seiten der EU. Medizinprodukte unterlägen bereits heute sehr strengen Vorschriften und seien entsprechend sicher, so Marcus H. Simon. „Ich weiß nicht, ob es im Sinne einer guten, kosteneffizienten und sicheren Versorgung ist, wenn wir gemäß MDR CE- Kennzeichnung, EU-Konformitätserklärung, Etikett und Gebrauchsanweisung von bereits zertifizierten Herstellern aus der EU auf ihre Richtigkeit überprüfen müssen. Den Preis zahlen am Ende die Verbraucher:innen.“ Auch hier müsse die Politik gegensteuern.
Der Fach- und Großhandel als Teil des BVMed steht bereit, die Themen gemeinsam mit der Politik anzugehen. Seit Jahrzehnten stehen die Unternehmen für eine zuverlässige und effiziente Belieferung mit Medizinprodukten. „Ob Regelversorgung oder Krisenmodus – wir leisten unseren Beitrag zu einer sicheren Versorgung in Deutschland. Damit das auch so bleibt, engagieren wir uns.“