- Digitalstrategie Digitalisierungsstrategie: „Gesundheitsversorgung datenbasiert steuern“
Der Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) fordert bei der Weiterentwicklung der Digitalisierungsstrategie der Bundesregierung, die elektronische Patientenakte (ePA) auszubauen. Ziel sollte eine Datenplattform sein, die allen Gesundheitsberufen einen einfachen Zugang zu den notwendigen medizinischen Informationen ermöglicht. Zudem sollte Künstliche Intelligenz (KI) als wesentlicher Bestandteil des künftigen Gesundheitswesens gefördert werden, so der BVMed in seiner Antwort auf die Online-Befragung von Bundesgesundheitsministerium (BMG) und Gematik zur Weiterentwicklung der Digitalisierungsstrategie für das Gesundheitswesen und die Pflege („Gemeinsam Digital”). „Langfristig benötigen wir einen neuen, dritten Versorgungslevel, der datenbasiert die medizinische Versorgung steuert“, so BVMed-Digitalexpertin Natalie Gladkov.
PressemeldungBerlin, 15.08.2025, 72/25
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Die Digitalisierungsstrategie der Bundesregierung, die erstmals im März 2023 veröffentlicht wurde, bildet das zentrale Leitbild für die digitale Transformation im Gesundheits- und Pflegewesen in Deutschland. Die Strategie wird aktuell vor dem Hintergrund aktueller Entwicklungen wie der EU-Verordnung zum Europäischen Gesundheitsdatenraum (EHDS) und der technologischen Fortschritte im KI-Bereich weiterentwickelt.
Positive Entwicklungen der letzten Jahre sieht der BVMed in der Anbindung der ambulanten und stationären Versorgung und der Pflege an die ePA und den Ausbau des Forschungsdatenzentrums (FDZ) mit der Nutzbarkeit von Gesundheits- und Abrechnungsdaten zu Forschungszwecken.
Handlungsbedarf sieht der BVMed in seiner Stellungnahme bei der besseren Förderung digitaler Versorgungskonzepte für Patient:innen wie dem Telemonitoring, der Einbindung von digitalen Medizinprodukten in die Versorgung und der Integration von KI im Gesundheitswesen. Wichtig sei auch die Anbindung von Hilfsmittel-Leistungserbringern und Homecare-Unternehmen an die elektronische Verordnung.
Datengetriebene Versorgungsprozesse
Ziel einer datengetriebenen Gesundheitsversorgung muss es aus BVMed-Sicht sein, digitale Informationen zu nutzen, um Patient:innen effizienter sowie bedarfs- und ergebnisorientiert in die individuell geeignetste Versorgungsebene zu steuern. Diese, dann zielgerichtete Ebene kann stationär, ambulant oder auch digital sein.
Die wichtigste Herausforderung sei es, dafür Anreize zu schaffen und mehr Aufklärung zu betreiben. „Und wir brauchen dafür eindeutige und einheitliche Datenschutzanforderungen für die Erhebung, Verarbeitung und Übermittlung von personenbezogenen Gesundheitsdaten auf Bundesebene“, so BVMed-Expertin Natalie Gladkov.
Verbesserte Datennutzung
Die Standardisierung von Gesundheitsdaten über die Einführung und Anwendung einheitlicher Standards für die Erhebung und Speicherung zentraler Gesundheitsdaten muss nach BVMed-Sicht Priorität besitzen. Dabei sollten international anerkannte Standards immer Vorrang haben.
„Standardisierung sollte zur Automatisierung in der Erhebung und Verarbeitung von aggregierten Daten führen, die Interoperabilität sicherstellen und die Basis für alle Weiterentwicklungen darstellen“, so Gladkov. Für die Standardsetzung sollte der EHDS als Grundlage genommen und nationale Sonderwege verhindert werden.
Bei der Datennutzung ist es aus Sicht des BVMed zudem wichtig, dass alle Forschende gleichberechtigt behandelt werden – auch Forschung und Entwicklung aus der industriellen Gesundheitswirtschaft. „Zudem müssen angemessene Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden, um Schutz von geistigem Eigentum und Geschäftsgeheimnissen zu gewährleisten“, heißt es in der BVMed-Stellungnahme.
Technologien und Anwendungen
Bei Technologien und Anwendungen sieht der BVMed den Fokus auf der Weiterentwicklung der ePA, der Telemedizin und Fernüberwachung sowie dem Thema „digitale Zwillinge“ zur Erprobung eines Therapieerfolgs auf Grundlage individueller digitaler Modelle.
„Durch den Einsatz von modernen Medizintechnologien und digitalen Hilfsmitteln wird eine umfassende Datenerfassung ermöglicht, die eine präzise Steuerung der Patient:innenversorgung erlaubt – und somit ein neues digitales Versorgungslevel begründen kann, wenn digitale Medizinprodukte und ihre Daten integriert werden“, so der BVMed.
Natalie Gladkov: „Digitalisierung ist kein Selbstzweck. Die Anwendungen müssen auf Bedarfe und Bedürfnisse von Leistungserbringer:innen und Patient:innen passen, damit diese den Mehrwert von digitalen, ganzheitlichen Ansätzen erkennen.“