MedTech-Standort D

Dr. Meinrad Lugan: Deutschland braucht eine innovative MedTech-Branche

Gastbeitrag in der WELT-Beilage "Medizintechnologie"

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Deutschland braucht eine forschungsstarke, leistungsfähige, wirtschaftlich gesunde und international wettbewerbsfähige Medizintechnik-Branche. Die Unternehmen der Medizintechnologie im BVMed erwarten von der Bundesregierung entscheidende Weichenstellungen für die im Koalitionsvertrag angekündigte Stärkung des Medizintechnik-Standorts Deutschland und die Entlastung der Unternehmen von starker Bürokratie, schreibt der BVMed-Vorstandsvorsitzende Dr. Meinrad Lugan in einem Gastbeitrag für die WELT-Beilage "Medizintechnologie".

Politik und Gesellschaft konnten sich in der Corona-Krise auf die Medizintechnik-Branche verlassen: von der intensivmedizinischen Betreuung, der ambulanten Versorgung durch Homecare-Unternehmen und Hilfsmittel-Leistungserbringer, der gesteigerten Produktion von Spritzen und Hygieneprodukten bis hin zur logistischen Leistung des medizinischen Fach- und Großhandels. Jetzt müssen wir die mittelständisch geprägte Branche bei der Bewältigung der Herausforderungen besser unterstützen und den Medizintechnik-Standort Deutschland stärken.

Die Medizintechnik-Branche steht zusätzlich zur Bewältigung der Corona-Pandemie vor großen Herausforderungen. So sorgen beispielsweise steigende Rohstoffpreise, Frachtkosten und Energiepreise für dramatisch steigende Kosten. Die EU-Medizinprodukte-Verordnung (MDR) bindet die Forschungs- und Entwicklungskapazitäten für die aufwändigen regulatorischen Prozesse zur Rezertifizierung von Bestandsprodukten. Hinzu kommen der digitale Wandel und die Transformation der Industrie zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz.

Dabei ist die Medizintechnik-Branche ein bedeutender Teil der Gesundheitswirtschaft:
  • Die Unternehmen beschäftigen in Deutschland über 235.000 Menschen.
  • Die Branche ist stark mittelständisch geprägt. 93 Prozent der MedTech-Unternehmen beschäftigen weniger als 250 Mitarbeiter:innen.
  • Zudem ist sie ein wichtiger Treiber des medizinischen Fortschritts. Im Durchschnitt investieren die Unternehmen rund 9 Prozent ihres Umsatzes in Forschung und Entwicklung.
  • Deutsche Medizintechnik ist auf dem Weltmarkt sehr erfolgreich. Die Exportquote lag im Jahr 2020 bei rund 65 Prozent. Der Umsatz liegt bei rund 34 Milliarden Euro.

Der Koalitionsvertrag bietet gute Ansätze, um den Mittelstand zu stärken, Bürokratie abzubauen und Innovationen zu fördern. Dafür müssen nun die konkreten Schritte angegangen werden, um die Versorgung der Patient:innen in Deutschland mit modernen Medizintechnologien auch in Zukunft zu sichern. Der BVMed spricht sich unter anderem für eine „Initiative MedTech 2030“ aus, die die Maßnahmen der Forschungs-, Wirtschafts- und Gesundheitspolitik bündelt und die notwendigen Voraussetzungen für Medizintechnik als weiterhin starken industriellen Wirtschafts- und Arbeitsplatzfaktor in Deutschland schafft. Ein weiteres Anliegen ist die bessere Nutzung der Gesundheitsdaten für die Forschung und Versorgung.

Die Unternehmen der Medizintechnologie im BVMed erwarten nun von der Bundesregierung entscheidende Weichenstellungen für die im Koalitionsvertrag angekündigte Stärkung des Medizintechnik-Standorts Deutschland und die Entlastung der Unternehmen von starker Bürokratie.

Mein Fazit: Deutschland braucht eine forschungsstarke, leistungsfähige, wirtschaftlich gesunde und international wettbewerbsfähige Medizintechnik-Branche. Lassen sie uns gemeinsam Gesundheit gestalten.

Zum Autor: Dr. Meinrad Lugan ist Vorstandsvorsitzender der B. Braun Melsungen AG und Vorstand der B. Braun SE. Seit März 2006 ist er Mitglied des BVMed-Vorstands und seit April 2007 BVMed-Vorstandsvorsitzender. Er ist zudem seit 2008 im Vorstand des europäischen Dachverbandes MedTech Europe aktiv.

Quelle: Gastbeitrag zur Sonderpublikation "Medizintechnologie“ von Bettzig Media am 24. März 2022 in DIE WELT
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