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 - Krisenvorsorge „Das Gesundheitswesen muss sich jetzt vorbereiten“ 3 Fragen an Prof. Dr. Benedikt Friemert

Die fünf Bundeswehr-Krankenhäuser in Deutschland sind fest in das zivile Gesundheitssystem integriert, was auch die Teilnahme an der Notfallversorgung miteinschließt. Was muss geschehen, um sich besser auf künftige Krisenfälle vorzubereiten? Dazu haben wir mit Prof. Dr. Benedikt Friemert, dem leitenden ärztlichen Direktor und Kommandeur im Bundeswehrkrankenhaus in Ulm, gesprochen.

ArtikelUlm/Berlin, 09.10.2025

© B. Friemert Prof. Dr. Benedikt Friemert, Leitender ärztlicher Direktor und Kommandeur im Bundeswehrkrankenhaus in Ulm

Herr Professor Friemert, welche spezifische Aufgabe haben die Bundeswehrkrankenhäuser?

Kernauftrag ist es, unser medizinisches Personal so auszubilden und zu trainieren, dass es Soldatinnen und Soldaten jederzeit versorgen kann. Sei es auf Auslandseinsätzen wie in Afghanistan oder bei einem etwaigen NATO-Bündnisfall. Das reicht von der Erstversorgung im Kriegsgebiet über eine Weiterbehandlung hier in Deutschland bis hin zur Reha. Wichtig ist dabei, komplexes Denken zu trainieren. Gerade im Einsatz sind Ärzte und Ärztinnen stärker als ohnehin auf sich allein gestellt und müssen kurzfristig Entscheidungen treffen. Zudem fehlt es mitunter an Material und die militärische Bedrohung ist sehr konkret.

Wie ist das Zusammenspiel mit zivilen Kliniken?

Grundsätzlich sind alle 5 Bundeswehrkrankenhäuser fest in das zivile Gesundheitssystem integriert, was auch die Teilnahme an der Notfallversorgung miteinschließt. Die BwKrhs fungieren als Versorgungskrankenhäuser. In Friedenszeiten unterstützen wir zusätzlich da, wo es sinnvoll ist. Etwa bei Flutkatastrophen oder zur kurzfristigen Entlastung von zivilen Krankenhäusern. Sollte es zum Bündnisfall kommen, können wir das natürlich nicht mehr tun. Dann sind wir im Einsatz an der Front und brauchen vielmehr Unterstützung des zivilen Gesundheitssektors: Mit den 1.850 Betten der Bundeswehrkrankenhäusern ist der Sanitätsdienst der Bundeswehr nicht in der Lage, alle deutsche Soldatinnen und Soldaten wie auch die Verwundeten der NATO-Länder versorgen zu können. Die größte Anzahl wird in zivilen Gesundheitseinrichtungen versorgt werden.. Zu erwarten ist auch noch eine größere Zahl an Flüchtlingen, von denen viele sicher auch hier in Deutschland behandelt werden müssen. Darauf ist das Gesundheitssystem – Stand jetzt – nicht wirklich vorbereitet.

Was bräuchte es aus Ihrer Sicht?

Erstmal müssten sich die betroffenen Akteure – Politik, Gesundheitswesen, Industrie, Bundeswehr – zusammensetzen und gemeinsam prüfen, welche Szenarien realistisch sind und welcher Mehrbedarf daraus resultiert. Etwa an medizinischem Personal, an Medikamenten oder an Medizinprodukten. Das ist bislang nicht geschehen. Zu erwarten ist, dass wir im Rahmen der Landes- und Bündnisverteidigung an verschiedenen Stellen in einen Ressourcenmangel kommen werden. In einem zweiten Schritt braucht es dann Ideen und Konzepte, wie das zu kompensieren ist. Könnten fachfremde Menschen in der Orthopädietechnik geschult werden, um Prothesen anzubringen und zu reparieren? Kann ein Produktionshochlauf für Medizinprodukte gelingen, die dann in riesigen Stückzahlen benötigt werden? Hier müssen wir ehrlich sein. Denn auch, wenn wir feststellen, dass solche Konzepte nicht tragen, ist das eine Erkenntnis. Dann braucht es Strukturen, um den Mangel zu managen und zu priorisieren. Erst in einem dritten Schritt kann dann die Finanzierung geklärt werden.

Das Interview führte Stefanie Schmiedler für den BVMed

Für ein resilientes und dual nutzbares System

Die medizinische Versorgung hat eine Schlüsselrolle im Krisenfall. Wir müssen jetzt die Strukturen schaffen, die in der Krise notwendig sind. Das Ziel muss der Aufbau eines resilienten, dual nutzbaren Systems medizinischer Versorgung sein, das sowohl im Alltag als auch im Krisenfall tragfähig ist. In seinem Positionspapier zu „Anforderungen an den Zivilschutz und Krisenvorsorge“ spricht sich der BVMed daher für eine Strategie einer dual nutzbaren und digital gestützten Gesundheitsversorgung aus. Dabei solle die Medizintechnik als integraler Bestandteil einbezogen werden.

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