- Homecare „Zuhause versorgen heißt Zukunft sichern“ Warum wir die häusliche Pflege jetzt stärken müssen
Pflege findet heute überwiegend dort statt, wo sich das Leben abspielt: zu Hause. Rund 80 Prozent der Pflegebedürftigen in Deutschland werden in ihrer vertrauten Umgebung betreut – meist durch Angehörige, oft unter größten persönlichen Anstrengungen. Diese stille Selbstverständlichkeit ist in Wahrheit eine tragende Säule unseres Gesundheitssystems. Sie verdient nicht nur gesellschaftliche Anerkennung, sondern vor allem strukturelle Unterstützung.
ArtikelBerlin, 16.09.2025
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Zentrales Element: Pflegehilfsmittel
Ein zentrales Element sind dabei die zum Verbrauch bestimmten Pflegehilfsmittel – etwa Einmalhandschuhe, Desinfektionsmittel oder Bettschutzeinlagen. Diese Produkte sind keine Nebensache.
Pflegehilfsmittel sind tägliche Helfer, die Schutz bieten, Routinen ermöglichen und gesundheitliche Risiken minimieren – sowohl für die Pflegebedürftigen als auch für die pflegenden Angehörigen.
Alltagssicherheit für Pflegende Angehörige
Etwa 2,1 Millionen Menschen in Deutschland werden ausschließlich von ihren Familien gepflegt, ohne die Unterstützung ambulanter Pflegedienste. Manche wählen diesen Weg bewusst. Doch viele tun es, weil die Alternativen fehlen. Die Versorgungsengpässe im ambulanten Bereich sind real. Der Fachkräftemangel zeigt sich vielerorts in Aufnahmestopps und Wartezeiten. In diese Lücke springen Angehörige.
Deshalb braucht es mehr als Dankbarkeit: Sicherheit, Verlässlichkeit und gute Ausstattung. Zentral ist der strukturierte Zugang zu hochwertigen Pflegehilfsmitteln über die Sachleistungsregelung – für klare Abläufe, fachlich gesicherte Versorgung und spürbare Entlastung, besonders wenn Pflege plötzlich beginnt.
Alle personellen Ressourcen einbinden
Gleichzeitig müssen wir neue Denkweisen zulassen, wenn es um die Pflege selbst geht. Pflege darf nicht an den Strukturen klassischer Dienste enden. Es braucht flexible Lösungen, um alle verfügbaren personellen Ressourcen zu nutzen. Auch qualifizierte Pflegefachkräfte außerhalb fester Institutionen sollten in die Versorgung einbezogen werden können. Nur so kann das System den steigenden Bedarf auffangen. Das ist keine theoretische Option, sondern eine notwendige Reaktion auf die wachsenden Herausforderungen in der Versorgung.
Häusliche Pflege stärken
Pflegehilfsmittel stehen exemplarisch für das, was gute Versorgung leisten muss: sie erleichtern, sie schützen, sie stützen. Und sie ermöglichen, dass Pflege in Würde gelingt – dort, wo Menschen leben wollen: zu Hause. Wer die häusliche Pflege stärkt, stärkt das gesamte System.
Pflege braucht Sicherheit. Pflege braucht Struktur. Und Pflegehilfsmittel gehören – ganz selbstverständlich – dazu.
Was wir nicht vergessen dürfen: Die häusliche Pflege ist nicht nur ein Ort der Versorgung, sie ist auch ein Raum der Verantwortung. Angehörige organisieren Termine, dokumentieren Maßnahmen, stimmen sich mit Ärzten und Therapeuten ab – oft ohne medizinische oder pflegerische Ausbildung. Sie ersetzen damit in weiten Teilen das, was sonst professionelle Strukturen leisten würden. Umso mehr braucht es Unterstützung, die diese Verantwortung mitträgt.
Innovationen zulassen und beschleunigen
Innovation bedeutet in diesem Zusammenhang nicht nur technische Neuerung, sondern vor allem kluge Organisation. Pflegebedürftige und Angehörige brauchen nicht mehr Komplexität, sondern klare, funktionierende Lösungen. Deshalb ist es entscheidend, dass bewährte Versorgungswege erhalten und weiterentwickelt werden – analog und digital. Digitalisierung kann helfen, Prozesse zu vereinfachen. Aber sie darf nicht zur weiteren Hürde werden.
Vorausschauende Pflegepolitik
Eine vorausschauende Pflegepolitik muss daher die Realität der häuslichen Pflege stärker ins Zentrum rücken. Wer heute über Pflege redet, darf nicht nur über Einrichtungen und Reformpläne sprechen. Die Realität liegt im Wohnzimmer, in der Küche, im Bad – dort, wo Menschen tagtäglich Pflege leisten. Wir müssen dafür sorgen, dass dieser Alltag gelingt.
Es kann dabei nicht allein um kurzfristige Maßnahmen gehen. Wir brauchen langfristig tragfähige Lösungen. Vor allem solche, die denen den Rücken stärken, die heute schon pflegen – damit Pflege auch morgen noch verlässlich möglich ist.
Was wir dafür konkret brauchen:
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- Einen verlässlichen, strukturierten Zugang zu Pflegehilfsmitteln
- Die Einbindung aller qualifizierten Pflegefachkräfte – ca. 10.000 examinierte Pflegefachkräfte aus Homecare- und Hilfsmittel-Leistungserbringerunternehmen können der Versorgung in der Häuslichkeit zur Verfügung stehen.
- Finanzielle und strukturelle Unterstützung für Menschen, die Pflege zu Hause ermöglichen – damit Pflege nicht am Geld oder an Überlastung scheitert.
Erschienen in: Pflegemagazin WIRKSAM, Heft 3/2025
Autor: Toni Zamzow ist Referent Ambulante Gesundheitsversorgung beim Bundesverband Medizintechnologie (BVMed)