Kardiologie

Katheter-basierte Herzklappen-Eingriffe - eine immer größer werdende Konkurrenz zum Skalpell

Ein Beispiel: das Cardioband



Nur ein Beispiel für ein als vielversprechend geltendes Verfahren ist das so genannte Cardioband (Cardioband Annuloplasty System; Valtech Cardio). Recht positive, allerdings vorläufige Daten von 40 Patienten einer Pilotstudie wurden dieses Jahr in Sevilla beim „Heart Failure Congress 2015“ von Professor Karl-Heinz Kuck (Asklepios Klinik St. Georg in Hamburg) vorgestellt. Bei dem Verfahren zur direkten Annuloplastie wird per Katheter ein Band aus Kunststoff über die Leistenvene bis zum rechten Herzen gebracht. Über die Vorhofscheidewand geht es in den linken Vorhof. Dann wird das Band am Mitralklappenring mit etwa zehn kleinen Schrauben in Form eines Halbmondes im Bindegewebe befestigt. Dabei kommt es darauf an, das künstliche Band exakt zu platzieren. Durch Zug an einem Draht, der um das Band gewunden ist, wird die Öffnung der Mitralklappe verkleinert, bis sich die Klappensegel wieder treffen. Dann verankern die Kardiologen die Enden. Der künstliche Klappenring wächst mit der Zeit ein.

Beim Standard-Verfahren wird auf den Mitralklappenring ein Annuloplastie-Ring genäht und dann bis zur ursprünglichen Öffnung zusammengezogen. Im Vergleich dazu bringt das neue Verfahren einige Vorteile für ausgewählte Patienten. So kann auf die Herz-Lungen-Maschine verzichtet werden. Zudem wird die Größe des Cardiobandes im Unterschied zum chirurgischen Eingriff am schlagenden Herzen millimetergenau eingestellt. Man könne direkt sehen, ob die Klappe wieder richtig schließt. Das Verfahren sei sicher und daher eine gute Option für jene Patienten, die bislang nicht hätten behandelt werden können, so Kuck. Bei allen 40 Patienten sei die Implantation gelungen, Rückfluss und klinische Symptome seien vermindert worden. Todesfälle im Zusammenhang mit dem Eingriff seien nicht aufgetreten. Innerhalb von 30 Tagen nach dem Eingriff kam es bei einem Patienten zu einer Blutung, bei zwei Patienten zu einem Nierenversagen. Kein Studienteilnehmer erlitt einen Herzinfarkt, eine kardiale Tamponade oder eine respiratorische Insuffizienz. Die Patienten (75 Prozent Männer) waren im Mittel 72 Jahre alt, hatten eine moderate bis schwer ausgeprägte funktionelle Mitralinsuffizienz und befanden sich im NYHA-Stadium II bis IV. Die linksventrikuläre Ejektionsfraktion betrug mindestens 25 Prozent. Alle Patienten waren von einem Kardiologen und einem Herzchirurgen als Hochrisiko-Patienten für einen herkömmlichen chirurgischen Eingriff eingestuft worden.

Für ältere Patienten, bei denen durch die Mitralklappen-Valvuloplastie nur eine unzureichende Zunahme der Klappenöffnung erreicht werden kann, werden auch komplette Klappenersatz-Systeme entwickelt, etwa das „CardiAQ Valve Technologies System“ oder das „Tendyne Bioprosthetic Mitral Valve System“.
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