Pflegereform

Stellungnahme zur Pflegereform | „Vorhandene Homecare-Strukturen und Technologien zur Entlastung der Pflege nutzen“

Der Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) plädiert in der Diskussion um die anstehende Pflegereform dafür, die vorhandenen Strukturen der Hilfsmittel-Leistungserbringer und Homecare-Versorger stärker zu nutzen, um die Pflegenden besser zu entlasten und dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. „Wir haben im Homecare-Bereich vorhandene Strukturen sowie qualifizierte und spezialisierte Pflegekräfte, die besser eingebunden werden müssen“, so BVMed-Geschäftsführer und Vorstandsmitglied Dr. Marc-Pierre Möll. Außerdem sollten Technologiepotenziale beispielsweise von digitalen Hilfsmitteln besser eingebunden und unterstützt werden, heißt es in der BVMed-Stellungnahme zum Referentenentwurf des Pflegeunterstützungs- und -entlastungsgesetzes (PUEG). Die ausführliche Stellungnahme kann unter www.bvmed.de/positionen abgerufen werden.

Der BVMed vertritt neben Herstellern, Händlern und Zulieferern der Medizintechnik-Branche auch Hilfsmittel-Leistungserbringer und Homecare-Versorger als maßgeblicher Spitzenverband. Sie versorgen als sonstige Leistungserbringer nach § 127 SGB V Patient:innen ambulant mit Hilfsmitteln, mit Verbandmitteln und enteraler Ernährung sowie den zugehörigen Dienstleistungen. Dies erfolgt in enger Zusammenarbeit mit Pflegefachkräften.

Unterstützung der Versorgungsstrukturen durch Homecare

Die Situation der Pflege könnte durch Einbeziehung weiterer qualifizierter Personengruppen beispielsweise aus der Homecare-Hilfsmittelversorgung sowie der stärkeren Nutzung von digitalen Möglichkeiten der Medizintechnologie verbessert werden. „Es gilt, vorhandene bzw. kurz- und mittelfristig mobilisierbare Möglichkeiten sinnvoll einzubinden. Dazu gehört zum Beispiel die schon vorhandene Homecare-Versorgung“, heißt es in der BVMed-Stellungnahme. „Die Versorgung im Homecare-Bereich ist gut geeignet, Pflegefachkräfte im Beruf zu halten und die ambulante Versorgung zu stärken.“

Entlastung der Pflege durch Medizintechnologien und Daten

Auch technologiegestützte Maßnahmen könnten nach Ansicht des BVMed in stärkerem Maße in den ambulanten sowie den stationären Bereichen eingeführt werden. Sie erstrecken sich über alle pflegerischen Situationen – Pflegefachkräfte, pflegende Angehörige, Hilfsmittel- und Homecare-Leistungserbringer – und pflegerische Versorgungsbereiche. In seiner Stellungnahme nennt der BVMed unter anderem folgende Beispiele für den Einsatz von innovativen Medizinprodukten und digitalen medizintechnologischen Lösungen:
  • Patient:innendaten können durch datengenerierende Medizintechnik direkt in digitale Patient:innenakten eingespielt werden und damit den Dokumentationsaufwand für Pflegende reduzieren.
  • Die Automatisierung von Prozessen – beispielsweise ein integriertes, digitales Medikationsmanagement – kann Zeitaufwände und Fehler reduzieren.
  • Digitale Hilfsmittel, die mit Sensorik ausgestattet sind, können pflegerische Abläufe erleichtern, indem sie über die Notwendigkeit eines Produktwechsels oder über eine mögliche Komplikation automatisiert informieren. Dadurch werden wertvolle Zeitressourcen von Pflegenden zugunsten der unmittelbaren Patient:innenpflege gewonnen.

Ausweitung der DiPA-Definition

Digitale Pflegeanwendungen (DiPA) sollten nach Ansicht des BVMed auch digitale Hilfsmittel umfassen. Bislang sind DiPA aber ausschließlich für den Einsatz im ambulanten Bereich vorgesehen. „Dabei können DiPA im stationären Bereich zur Unterstützung der pflegerischen Tätigkeit ebenfalls sinnvoll sein, insbesondere wenn man unter DiPA auch digitale Hilfsmittel erfasst“, fordert der BVMed eine Ausweitung des Anwendungsbereiches

Finanzierung der Pflege

Positiv bewertet der BVMed, dass mit dem Referentenentwurf die häusliche Pflege finanziell gestärkt werden soll. Da es in den letzten Jahren aber massive Kostensteigerungen in allen Versorgungsbereichen gegeben habe, sei nicht nachvollziehbar, dass eine Dynamisierung erst im Jahr 2025 erfolgen soll. „Hier muss früher eine Lösung für alle Leistungsbereiche gefunden werden. Dies betrifft auch zum Verbrauch bestimmte Hilfsmittel“, heißt es in der BVMed-Stellungnahme.

BVMed-Pflegeexpertin Juliane Pohl abschließend: „Medizinprodukte und digitale medizintechnologische Lösungen können dabei helfen, Arbeitsprozesse zu verbessern, Ressourcen zu schonen und Arbeitsrisiken zu reduzieren. Gleichzeitig ist dadurch eine Erweiterung der Kompetenz- und Tätigkeitsbereiche in der Pflege möglich.“

Downloads: Stellungnahme | Bild Dr. Marc-Pierre Möll | Bild Juliane Pohl

Hinweis:
Die im BVMed vertretenen Unternehmen wollen ihren Beitrag leisten, das Berufsfeld Pflege attraktiver zu gestalten. Der deutsche Medizintechnik-Verband möchte Wege aufzeigen, wie mit einem technologie-gestützten Maßnahmenkatalog Pflegende entlastet und Pflege gestärkt werden kann. Der BVMed hat dazu im Februar 2022 ein 7-Punkte-Diskussionspapier vorgelegt. Alle Informationen dazu können unter www.bvmed.de/medtech4pflege abgerufen werden.

Der BVMed repräsentiert über 300 Hersteller, Händler und Zulieferer der Medizintechnik-Branche sowie Hilfsmittel-Leistungserbringer und Homecare-Versorger. Die Medizinprodukteindustrie beschäftigt in Deutschland über 250.000 Menschen und investiert rund 9 Prozent ihres Umsatzes in Forschung und Entwicklung. Der Gesamtumsatz der Branche liegt bei über 36 Milliarden Euro, die Exportquote bei 66 Prozent. Dabei sind 93 Prozent der MedTech-Unternehmen KMU. Der BVMed ist die Stimme der deutschen MedTech-Industrie und vor allem des MedTech-Mittelstandes.
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