- Wundversorgung Pflegewissenschaftler Hermes beim BVMed: Pflege braucht mehr klinische Evidenz "Eine Stunde Wunde"
Professionelle Pflege braucht mehr „klinische Evidenz“ über das, was sie an Nutzen für die Patient:innen erbringt, sowie eine Abrechnungsfähigkeit für Pflegefachpersonen. Das sagte Pflegewissenschaftler und Fachkrankenpfleger Carsten Hermes auf dem Dialogforum „Eine Stunde Wunde“ des Bundesverbandes Medizintechnologie (BVMed) am 16. Juli 2025.
PressemeldungBerlin, 18.07.2025, 62/25
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„Pflege ist mehr als satt, sauber und trocken. Pflege hat einen wichtigen Effekt in der Patient:innen-Versorgung, der künftig besser aufgezeigt werden muss. Wichtig: Pflege findet nicht immer ‚ ‚am Bett‘ aber immer für und mit Menschen statt. Das gilt auch für Aufklärung und Vorsorge, die schon in den Schulen über ‚School Nurses‘ beginnen kann“, so Hermes.
Homecare-Unternehmen und Hilfsmittel-Leistungserbringer sieht er als wichtige Partner an – und setzt sich für mehr Kooperationen mit Industriepartnern ein. „Wir brauchen die Unternehmen als Innovateure und müssen Hand in Hand arbeiten, um Versorgungsprozesse neu zu denken.“
Aktueller Aufhänger für die Diskussion war der Referentenentwurf eines Pflegekompetenzgesetzes (PKG). Ein Verordnungsrecht für Pflegefachpersonen unterstützt Hermes an sich. Aber: „Wie soll das denn abgerechnet werden? Es gibt ja keine Gebührenordnung. Pflege braucht deshalb eine Abrechenbarkeit von Leistungen.“
Pflegefachpersonen haben viele Kompetenzen und Faktenwissen, müssen aber auch bereit sein, Verantwortung zu übernehmen. „Anwendung von Wissen geht immer auch mit Verantwortung einher. Dabei geht es in erster Linie um die Prozessverantwortung“, so Hermes. Pflege sieht Hermes als die Profession, die den Alltag gewährleistet, egal ob bei Krankheit oder in der Prävention. Pflegefachpersonen sind Brückenbauer zwischen Ärzteschaft, Patient:innen, Angehörigen und Politik. Sein Selbstverständnis: „Pflege ist dazu da, eine Alltagsfähigkeit herzustellen. Da geht es beispielweise um Mobilität, Kognition, Schmerzbehandlung oder um Wundversorgung.“
Welche Verantwortung kommt künftig auf die beruflich professionellen Pflegenden zu? Nach Ansicht von Hermes übernehmen Pflegefachpersonen schon jetzt zahlreiche Tätigkeiten außerhalb ihres formellen Kompetenzbereichs und bewegen sich im rechtlichen Graubereich. „Wir brauchen einheitliche Ausbildungs- und Weiterbildungsbausteine sowie klare berufsrechtliche Aufgabenbereiche“, erklärt er. Einen bundeseinheitlichen Scope of Pravtise sieht er ebenso notwendig wie eine Selbstverwaltung in allen Bundesländern. „Wir brauchen zum Beispiel für den ambulanten Bereich vor allem dreijährig ausgebildete Pflegefachpersonen, die gut weitergebildet werden und Aufgaben delegieren wollen, können und dürfen Die Akademisierung muss dabei mit Bedacht vorangetrieben werden“, so der Experte für Pflegefachberufe.
Über „Eine Stunde Wunde“
Wundversorgung kann nur interdisziplinär und interprofesionell funktionieren, daher muss auch der Diskurs dazu ebenso sein. Aus diesem Grund hat der BVMed das Gesprächsformat „Eine Stunde Wunde“ ins Leben gerufen. Das virtuelle Forum diskutiert regelmäßig die unterschiedlichen Themen der Wundversorgung. „Wir streben einen möglichst breiten Austausch zwischen allen Beteiligten in der Behandlung, Pflege und Versorgung von Wunden an. Unser Fokus ist eine gezielte, praxisnahe Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Thema, die sicherlich auch interessante Perspektivwechsel ermöglicht. Interessierte sind eingeladen, nicht nur daran teilzunehmen, sondern auch sich mit Themen einzubringen“, so BVMed-Wundexpertin Juliane Pohl, die das Forum moderierte.
Weitere Informationen zur Wundversorgung gibt es im BVMed-Themenportal unter www.bvmed.de/wundversorgung.