Ambulante Dialyse

Nephrologie in Not | Ambulante Nephrolog:innen senden Brandbrief an die Krankenkasse

Der Verband Deutsche Nierenzentren (DN) hat am 22. Mai 2023 einen Brandbrief an die Krankenkassen versendet, um auf die prekäre Situation in der ambulanten Nephrologie aufmerksam machen. „Die ambulanten Nephrologinnen und Nephrologen sehen schwarz! Eine inzwischen jahrzehntelange Blockadehaltung des GKV-SV, gepaart mit Desinteresse der jeweiligen Bundesregierung haben das Fachgebiet ausgezehrt. Von einem hochspezialisierten und erfüllenden Fachgebiet droht die Nephrologie zu einem Ladenhüter zu verkommen“, heißt es in dem Brief.

Ambulante Versorgungszentren kommen an ihre Grenzen

„Die Krankenhäuser wären mangels ausreichender Fachabteilungen und Kapazitäten nicht in der Lage, alle dialysepflichtigen Patientinnen und Patienten zu behandeln. Die flächendeckende kontinuierliche nephrologische Versorgung wird nur durch den Einsatz der ambulanten Nephrologinnen und Nephrologen gewährleistet“, beschreibt der DN die Bedeutung der ambulanten nephrologische Versorgung. Dabei würden sie an ihre Grenzen kommen: Patient:innen würden immer früher aus der stationären Versorgung entlassen, einige Krankenhäuser würden Dialysepatient:innen sogar direkt an ambulante Praxen verweisen. „Es steht zu befürchten, dass mittelfristig die Versorgungsqualität darunter leidet und die Patientinnen und Patienten den Preis dafür zahlen“, so der Verband. Dabei sei die ambulante nephrologische Versorgung unverzichtbar, weil unmittelbar lebenserhaltend.

Gestiegene Kosten als Herausforderung für die stromintensive Versorgung

Gleichzeitig seien gerade in den letzten drei Jahren die Kosten sehr stark gestiegen. „Die Pandemie hat die Praxen einem enormen Stresstest unterzogen“ und „eine fehlgeleitete Energiepolitik führt nun dazu, dass die Praxen mit einer Verdoppelung ihrer Energiekosten konfrontiert sind“, erklärt der DN. Von der Politik propagierte Einsparpotenziale seien nahezu nicht vorhanden. Dabei seien der Gebrauch und die Desinfektion von Dialysemaschinen besonders energieintensiv.

„Zudem hat der Abbau von produzierender Industrie in Deutschland zu einer erhöhten Abhängigkeit von Importen bei Verbrauchsmaterialien geführt. Als während der Pandemie die Lieferketten unterbrochen waren, kam es zu Preissteigerungen, die bis heute nachwirken“, heißt es weiter in dem Brief.

Personalnotstand als Gefahr für die Versorgungsqualität

Eine noch größere Herausforderung sei der schon lange bestehende, aber seit der Pandemie besonders akute Personalnotstand. Qualifizierte Pflegekräfte seien nahezu gar nicht mehr zu finden. „Wir brauchen eine ausreichende Finanzierung, sonst können wir beim Werben um qualifiziertes Personal nicht mehr mithalten; zum Schaden einer bisher guten Versorgung unserer Patientinnen und Patienten“, mahnt der DN.

Kassen und Politik gefordert

„Angekündigte Hilfspakete des Gesundheitsministeriums fokussieren ausschließlich den stationären Bereich und die Notfallversorgung“, so der Verband. Weiterhin würde die zuletzt erreichte Erhöhung der Vergütung im Bereich der nicht-ärztlichen Dialyseleistungen (Sachkosten) sowie der Energiekostenzuschlag die Dramatik der Situation verkennen. Der DN findet klare Worte: „Wird die jetzige Politik fortgeführt, wird die ambulante Nephrologie das Jahrzehnt nicht überleben!“

Alle Forderungen des DN sowie weitere Infos im Brandbrief.

Quelle: Brandbrief des DN vom 22. Mai 2023
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