Laien-Defis

Defibrillation durch Ersthelfer verbessert Überleben bei Herzstillstand selbst bei kürzesten Rettungszeiten

Deutsches Ärzteblatt Online vom 25. August 2023

Erleidet ein Patient außerhalb des Krankenhauses einen Herzstillstand, verbessert der Einsatz eines Defibrillators durch Ersthelfer das 30-Tage-Überleben, selbst wenn der Rettungswagen innerhalb kürzes­ter Zeit eintrifft. Das berichten Forschende beim ESC Congress 2023 in Amsterdam, Niederlande, so ein Artikel des Deutschen Ärzteblatts Online.

Erstautor Mathias Hindborg vom Nordsjaellands Hospital in Hilleroed, Dänemark, erklärt: „Kollabiert eine Per­son aufgrund eines plötzlichen Herzstillstandes, können Umstehende am besten helfen, indem sie eine kardio­pulmonale Reanimation durchführen und einen automatisierten externen Defibrillator (AED) anwenden.“

Allerdings ist unklar, wo diese lebensrettenden Geräte zur Verfügung gestellt werden sollten und welchen Einfluss die Rettungszeiten vor Ort die Wahl der Standorte beeinflussen.

Hindborg und seine Kollegen analysierten Daten des Dänischen Herzstillstand-Registers aus den Jahren 2016-2020. Eingeschlossen wurden nur erwachsene Patienten, deren Herzstillstand vor Zeugen passierte, die von Umstehenden kardiopulmonal reanimiert wurden und bei denen die Rettungskräfte innerhalb von höchs­tens 25 Minuten eintrafen.

Sie verglichen die Überlebenswahrscheinlichkeit der Herzstillstand-Patienten, die von einem der Umstehenden vor Ort defibrilliert worden waren, mit der von denjenigen, bei denen kein AED zum Einsatz gekommen war, bevor der Rettungswagen ankam. Der Unterschied wurde für 8 verschiedene Rettungszeiten ermittelt.

AED kommt selten zum Einsatz

Die Studie umfasst 7471 Patienten, die einen Herzstillstand erlitten. Von ihnen wurden 14,7% von einem der Umstehenden defibrilliert, bevor die Rettungskräfte eintrafen. Bei 85,3% kam kein AED zum Einsatz.

Von den Herzstillstand-Patienten, die vor Ort von Umstehenden defibrilliert worden waren, überlebten 44,5% die ersten 30 Tage nach dem Ereignis. Bei den Patienten ohne AED-Einsatz waren es 18,8%, die nach 30 Tagen noch am Leben waren.

Die Verbesserung der Überlebenswahrscheinlichkeit durch die rasche Defibrillation war größtenteils unab­hängig von den untersuchten Rettungszeiten. Nur wenn der Rettungswagen innerhalb von 0-2 Minuten am Ort des Geschehens eintraf, erreichte die Verbesserung keine statistische Signifikanz.
Die Analysen wurden adjustiert um Alter, Geschlecht, Ort des Herzstillstands (öffentlich/privat) und Vorerkran­kungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall.

Überlebenschance kann sich verdoppeln

Im Vergleich zu keiner raschen Defibrillation durch Umstehende war die Überlebenschance um 37% höher, wenn die Rettungskräfte innerhalb von 2-4 Minuten eintrafen. Bei einer Rettungszeit von 4-6 Minuten stieg die Überlebenswahrscheinlichkeit mit AED um 55%.

Bei den restlichen Rettungszeiten lag die Verbesserung der Überlebenschancen jeweils bei etwa dem Zweifa­chen (Relatives Risiko [RR] 2,23 für 6-8 Minuten, RR 1,99 für 8-10 Minuten, RR 1,89 für 10-12 Minuten, RR 1,86 für 12.15 Minuten und RR 1,98 für 15-25 Minuten).

Im Vorfeld des Kongresses wies Hindborg darauf hin, dass alle Patienten in der Studie eine kardiopulmonale Reanimation erhalten hätten. „Und unsere Ergebnisse zeigen, dass die Defibrillation durch Umstehende einen zusätzlichen Effekt auf das Überleben hat.“

Den größten Nutzen hatte der Einsatz eines AED, wenn der Rettungswagen 6-8 Minuten brauchte, um am Ort des Geschehens anzukommen.

„Wenn nur begrenzte Ressourcen zur Verfügung stehen, sollten AEDs in Gegenden platziert werden, in denen die Rettungszeiten über 6 Minuten liegen“, so Hindborg. „Defibrillatoren retten Leben und wir können nicht zu viele davon in den Gemeinden haben, aber wenn wir die Standorte priorisieren müssen, dann kann diese studie bei dem Prozess helfen.“

Quelle: Deutsches Ärzteblatt Online vom 25. August 2023
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