Ausschreibungen
BVMed kritisiert neue Krankenkassen-Ausschreibungen von komplexen Hilfsmittel-Versorgungen
02.05.2016|34/16|Berlin|
Der Bundesverband Medizintechnologie, BVMed, sieht beim Thema Hilfsmittel-Ausschreibungen einen dringenden politischen Handlungsbedarf, da von Krankenkassen mittlerweile auch dienstleistungsintensive und komplexe Bereiche wie die Stomaversorgung oder die Versorgung mit Antidekubitus-Hilfsmitteln ausgeschrieben werden. "Wir befürchten ein weiteres Absinken des Versorgungsniveaus", so BVMed-Geschäftsführer und Vorstandsmitglied Joachim M. Schmitt. Die Politik müsse vor dem Hintergrund der jüngsten Bekanntgaben von Hilfsmittelausschreibungen handeln, damit eine angemessene Patientenversorgung nicht unter dem Spardiktat der ausschreibenden Krankenkassen leidet.
Die Erfahrungen im Bereich der Inkontinenzversorgung haben gezeigt, dass Ausschreibungen zu Qualitätsverlusten in der Patientenversorgung und zu wirtschaftlichen Aufzahlungen geführt haben. "Wir befürchten, dass jetzt die betroffenen Patienten in der Stomaversorgung ähnliche Erfahrungen machen müssen, zumal auch hier als einziges Zuschlagskriterium wieder der niedrigste Preis gewählt wurde", sagte Schmitt.
Trotz der negativen Folgen von Ausschreibungen im aufsaugenden Inkontinenzbereich werde das sensible Instrument der Ausschreibung nun auch in einem dienstleistungsintensiven und individuellen Versorgungsbereich eingesetzt. "Und das, obwohl derzeit die Politik und der GKV-Spitzenverband dabei sind, mit der Überarbeitung des Hilfsmittelverzeichnisses und der Modifizierung der Rahmenbedingungen den Problemen entgegenzuwirken und die Qualitätsverluste zu verhindern", so der BVMed.
In der Stomaversorgung sei es beispielsweise wichtig, dass für den künstlichen Darmausgang entsprechend des individuellen Körperbaus eine passende Hilfsmittelversorgung gefunden werde. Dies gelte insbesondere auch für temporäre Stomaanlagen, für die Versorgung von Säuglingen und Kleinkindern und für Veränderungen des Stomas in der Zeit nach der Entlassung aus dem Krankenhaus. Für den Patienten sei die kontinuierliche individuelle Beratung und Produktauswahl eine Grundvoraussetzung zur Teilnahme am gesellschaftlichen Leben. Sollte die Versorgung nicht funktionieren, sei dies für den Betroffenen unzumutbar, zumal Stomapatienten häufig noch mitten im Berufsleben stehen.
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