US-Studie
Nach Adipositas-Chirurgie sinkt langfristig das Sterberisiko
ÄrzteZeitung Online vom 25. Januar 2023
Salt Lake City, 26.01.2023|
Bariatrische Chirurgie senkt bei adipösen Patienten langfristig die Sterberaten, bestätigen die Ergebnisse einer Studie im US-Staat Utah, über die ÄrzteZeitung Online berichtete. Ein Team um Professor Ted D. Adams von der University of Utah School of Medicine in Salt Lake City hat sich dazu retrospektive Daten von fast 22.000 Paaren von jeweils Operierten sowie nach Geschlecht, Alter, BMI gematchten Nicht-Operierten angeschaut.
Insgesamt waren bei den zwischen 1982 und 2018 vorgenommenen Operationen vier Verfahren der bariatrischen Chirurgie angewandt worden (69 Prozent Roux-en-Y gastric bypass, 14 Prozent sleeve gastrectomy, 12 Prozent adjustable gastric banding und 4,8 Prozent biliopancreatic diversion with duodenal switch) (
Obesity 2023: online 25. Januar 2023).
Bis zu 40 Jahre Nachbeobachtung
79 Prozent der Studienteilnehmer waren Frauen, das Alter bei Intervention war im Schnitt etwa 42 Jahre. Die Teilnehmenden wurden bis zu 40 Jahre nachverfolgt (im Schnitt 13,2 Jahre). Die Ergebnisse:
- Die Sterberate an allen Ursachen war mit Op um relative 16 Prozent niedriger als ohne Op (Hazard Ratio: 0,84).
- Die Sterberaten durch kardiovaskuläre Krankheiten waren nach Op im Vergleich um relative 29 Prozent, durch Krebs um 43 Prozent und durch Diabetes um 72 Prozent verringert.
- Bei den Operierten gab es allerdings im Vergleich eine 2,4-fach erhöhte Selbstmordrate (HR: 2,4), betroffen waren vor allem junge Operierte (Alter 18-34 Jahre).
- Ebenso gab es nach Operation eine um relative 83 Prozent erhöhte Rate chronischer Lebererkrankungen, betroffen waren besonders junge Operierte.
Psychologisches Screening und gute Nachsorge wichtig
Das Fazit des Studienteams: Die Ergebnisse tragen zu der zunehmenden Evidenz bei, dass starke Gewichtsreduktion durch bariatrische Chirurgie nicht nur zu verbesserter Lebensqualität, sondern auch zu einer verlängerten Lebenserwartung führt.
Allerdings werde wegen der erhöhten Suizidgefahr nach bariatrischer Chirurgie auch deutlich, dass besonders bei jungen Patienten ein psychologisches Screening vor dem Eingriff und eine sorgfältige Nachsorge wichtig sind. Auch sollte untersucht werden, ob mit anderen Verfahren für eine starke Gewichtsreduktion bei Adipositas ähnliche Effekte auf die Mortalität erzielt werden könnten.
Quelle:
ÄrzteZeitung Online vom 25. Januar 2023
-
Weitere Artikel zum Thema
-
Interview mit Prof. Stefan Huster | Umdenken bei Adipositas-Behandlung
Prof. Stefan Huster hat ein Rechtsgutachten zur Adipositas-Chirurgie verfasst, das kurz darauf von einer Entscheidung des Bundessozialgerichts „gekrönt“ wurde. Kernaussage: Die Operation ist bei adipösen Menschen keine Ultima Ratio, sondern das evidenzbasierte Mittel der Wahl. Im Interview mit "Gerechte Gesundheit" erläutert der Rechtswissenschaftler von der Ruhr-Universität Bochum Details.
Mehr
-
Bei Prävention stehen Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei den Deutschen an erster Stelle
Wenn es um verstärkte Vorsorgemaßnahmen im Rahmen eines nationalen Präventionsplans geht, stehen bei der deutschen Bevölkerung Herz-Kreislauf-Erkrankungen HKE) klar an erster Stelle: 61 Prozent halten einen nationalen HKE-Präventionsplan mit abgestimmten Maßnahmen für sinnvoll, gefolgt von Prävention für Krebs (58,4 Prozent), Depression (47,3 Prozent), Diabetes (45,5 Prozent) und Adipositas (41,5 Prozent). Am Ende der Liste stehen die Erkrankungen Rückenschmerzen (33,9 Prozent) und Long-COVID (33,3 Prozent). Das ergab eine repräsentative Befragung des Meinungsforschungsunternehmens Civey im Auftrag des BVMed.
Mehr
-
Gutachten zur Adipositaschirurgie von Prof. Huster kritisiert Krankenkassen-Praxis | BVMed: „Adipositaschirurgie endlich als Regelleistung akzeptieren“
Das „Ultima Ratio“-Prinzip der Krankenkassen in der Adipositaschirurgie entspricht nicht mehr dem Stand der medizinisch-wissenschaftlichen internationalen Leitlinien und klinischen Evidenz. Starre Anforderungen der Krankenkassen „zur Erschöpfung konservativer Therapien“ sind daher verfehlt. Zu diesem Ergebnis kommt ein Rechtsgutachten von Prof. Dr. Stefan Huster „zum Anspruch auf Leistungen der bariatrischen Chirurgie“ im Auftrag der AG Adipositas des BVMed. Spätestens ab einem BMI über 50 kg/m2 bestehe sogar eine Primärindikation zu einem adipositaschirurgischen Eingriff. „Wir müssen umdenken und endlich eine flächendeckende bedarfs- und leitliniengerechte Versorgung von Patient:innen mit hochgradiger Adipositas ermöglichen. Die Adipositaschirurgie muss von allen Krankenkassen als evidenzbasierter Therapiestandard akzeptiert werden“, kommentiert BVMed-Geschäftsführer Dr. Marc-Pierre Möll.
Mehr