Kardiologie

Katheter-basierte Herzklappen-Eingriffe - eine immer größer werdende Konkurrenz zum Skalpell

Auch im Kommen: katheter-basierte Eingriffe an der Mitralklappe



Derzeit drehen sich viele Diskussionen hauptsächlich noch um TAVI, während Eingriffe an der Mitralklappe sich „im Schatten“ dieser TAVI-Debatte bewegen. Die Gründe sind unter anderen die komplexe Anatomie der Mitralklappe und die vergleichsweise geringere Zahl an gesicherten klinischen Daten. Bei symptomatischen Patienten mit operabler hochgradiger Mitralklappen-Insuffizienz (MI) ist die chirurgische Rekonstruktion weiterhin der therapeutische „Goldstandard“. Jeder zweite oder dritte Patient mit schwerer symptomatischer Mitralinsuffizienz wird allerdings nicht operiert, etwa auf Grund von Begleiterkrankungen und des fortgeschrittenen Alters. Infolge der demografischen Entwicklung wird die Zahl dieser Patienten wahrscheinlich noch zunehmen, die „Versorgungslücke“ noch größer werden. „Mitralklappen-Vitien gehören weltweit zu den häufigsten Klappenerkrankungen. Und trotz Rückgangs der rheumatischen Mitralstenosen-Erkrankungen auch in den Entwicklungsländern ist die primäre und sekundäre Mitralklappen-Insuffizienz insbesondere im höheren Alter zunehmend häufig“, so die Kardiologen Professor Hans-Reiner Figulla (bis März 2015 Universitätsklinikum Jena) und Privatdozent Alexander Lauten, leitender Oberarzt und Leiter des TAVI-Programms an der Charité (Herz 2015; 40: 215 – 223).

Mehrere Mitralklappen-Systeme in der Entwicklung

Aus diesem Grund werden gegenwärtig mehrere katheter-basierte Verfahren für MI-Patienten entwickelt. Allerdings existieren nur für das „MitraClip“-System (Abbott Vascular) sowohl ausreichende Studiendaten als auch relativ umfangreiche klinische Erfahrungen: Beobachtungsstudien mit einigen tausend Patienten hätten primäre Erfolgsquoten zwischen 71 und 100 Prozent gezeigt, berichten Figulla und Lauten. Was noch fehlt, sind Ergebnisse direkter Vergleichsstudien des Verfahrens mit der rein konservativen (medikamentösen) Therapie bei funktioneller MI. Randomisierte kontrollierte Studien (COAPT und RESHAPE-HF) sind jedoch bereits begonnen worden.

Zu den zahlreichen neuen Systeme zählen in erster Linie Systeme zur Rekonstruktion oder Korrektur der insuffizienten Klappe, so etwa Verfahren der direkten und indirekten Annuloplastie, außerdem Versuche, die Mitralregurgitationsfläche zu verschließen oder das hintere Mitralsegel anzuheben. „Meine Hoffnung ist, dass wir bei der Mitraklappe so weit kommen, wie wir mit der TAVI bei der Aortenklappe gekommen sind. Dass also eine echte katheter-basierte Implantation von Klappenprothesen, sowohl für den transapikalen als auch den transseptalen Zugang, möglich wird. Wenn sich diese Klappen durchsetzen, könnten sie einen ähnlichen Weg nehmen wie die TAVI. Also zunächst bei Patienten verwendet werden, die zu krank für eine offene Operation sind, und dann – wenn die Ergebnisse gut sind - auch bei jüngeren und gesünderen Patienten“, so der Düsseldorfer Kardiologe Professor Malte Kelm bei der diesjährigen Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie in Mannheim. Es müsse jedoch außer der „prozeduralen Sicherheit in randomisierten Studien mindestens eine anhaltende Reduktion der Herzinsuffizienz-Symptome nachgewiesen werden, sollte eine Reduktion der Langzeitmortalität bei funktioneller MI nicht möglich sein“, schreiben Figulla und Lauten.
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