Kardiologie
Katheter-basierte Herzklappen-Eingriffe - eine immer größer werdende Konkurrenz zum Skalpell
Berlin, 09.09.2015|
Katheter-gestützte Eingriffe als Alternative zu operativen Verfahren sind in der Medizin in vielen Bereichen zunehmend beliebt; weil die Katheter-Systeme stetig verbessert werden und auch auf Grund der Zunahme der Zahl alter und multimorbider Patienten, bei denen herkömmliche chirurgische Verfahren zu riskant sind. Große Fortschritte sind mit katheter-basierten Therapien in den vergangenen Jahren zum Beispiel bei Erkrankungen der Herzklappen erzielt worden, insbesondere bei Stenosen der Aortenklappe. In den Fokus rücken nun verstärkt auch Katheter-Eingriffe an der Mitralklappe. Minimal-invasive Verfahren bei Herzklappen-Erkrankungen sind daher auch ein Thema bei der kommenden MEDICA in Düsseldorf, der mit zuletzt fast 4.800 Ausstellern weltgrößten Medizinmesse, sowie der MEDICA EDUCATION CONFERENCE (im Congress Center Düsseldorf/ CCD Süd).
Einen enormen Stellenwert haben, insbesondere in Deutschland, katheter-basierte Eingriffe an der stenosierten Aortenklappe (TAVI). 2013 wurden bereits über 10.000 Eingriffe dieser Art vorgenommen, 2008 waren es nicht einmal 700. Der rasche Anstieg hat allerdings zu einer Kontroverse zwischen der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) und der Deutschen Gesellschaft für Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG) geführt. Auslöser eines Disputes war vor allem ein Positionspapier der Kardiologen-Gesellschaft (Der Kardiologe 2015; 9: 11 – 26). In der Publikation würden abweichende Standpunkte zu Studien und medizinischen Leitlinien formuliert, kritisierten die Herzchirurgen (Thorac Cardiovasc Surg 2014; 62(8): 639 - 44). Die Haupt-Kritik: Indikationsausweitung der TAVI auf Patienten mit mittlerem OP-Risiko trotz fehlender gesicherter Nutzen-Belege und Langzeit-Erfahrungen. Ein weiterer wesentlicher Kritikpunkt waren katheter-basierte Eingriffe in Kliniken ohne herzchirurgische Abteilungen. Die Kardiologen wiesen diese Kritik selbstverständlich zurück. Vor dem Hintergrund dieser Kontroverse beschloss der Gemeinsame Bundesausschuss dann Anfang dieses Jahres für minimal-invasive Herzklappen-Eingriffe Mindeststandards (Entscheidung über die Art des Eingriffes grundsätzlich im Herz-Team, katheter-gestützte Eingriffe nur in Kliniken mit kardiologischen und herzchirurgischen Fachabteilungen). Das Thema Indikationsstellung war und ist damit natürlich nicht vom Tisch. So forderten bereits wenige Monate später die DGTHG, die DGK, der Sachverständigenrat für die Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen und die Barmer GEK Verbesserung der Qualitätssicherung bei invasiven Herz-Therapien und Katheter-Eingriffen, insbesondere bei der Indikationsstellung.
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