Herzerkrankungen

Implantierbarer Herzmonitor warnt vor Komplikationen nach Herzinfarkt

ÄrzteZeitung Online vom 29. Januar 2022

Ein kleiner Monitor unter der Haut erkennt bei Patienten nach einem Herzinfarkt früh Vorboten gefährlicher Komplikationen – zuverlässiger als mit herkömmlicher Nachsorge.

Ohne jegliche Vorwarnung erleidet eine beträchtliche Zahl von Patientinnen und Patienten in den Monaten nach einem überstandenen Herzinfarkt schwere, mitunter tödliche Komplikationen. Dies geschieht meist aus dem vermeintlichen Wohlbefinden heraus, teilt die Medizinische Universität Innsbruck (MUI) mit.

Die Herzleistung der meisten Betroffenen ist noch relativ gut. Gewöhnliche Nachsorgeuntersuchungen können drohende Komplikationen wie akute Herzschwäche, Herzrhythmusstörungen, Schlaganfälle, erneute Herzinfarkte oder Tod daher oft nicht rechtzeitig erkennen.

Herzmonitor unter der Haut

Um diesen Komplikationen früh auf die Spur zu kommen, hat ein Team um Professor Axel Bauer von der MUI nun ein fortschrittliches, telemedizinisches Verfahren geprüft, bei dem ein winziger Herzmonitor unter die Haut implantiert wird.

Zu diesem Zweck initiierte Bauer bereits 2016, damals noch am Klinikum der Universität München tätig, im Forschungsverbund des Deutschen Zentrums für Herzkreislaufforschung (DZHK) die Studie SMART-MI-DZHK9. Sie wurde zum ersten Mal beim Kongress der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie präsentiert und jetzt publiziert (Lancet Digit Health 2022; online 25. Januar 2022).

Die wichtigsten Ergebnisse: Der implantierbare Monitor spürte innerhalb von 21 Monaten bei 60 von 201 Patienten schwere, meist jedoch asymptomatische Rhythmusereignisse auf. In der Kontrollgruppe, die aus 199 Herzinfarkt-Patienten ohne Telemonitoring bestand, konnten im Rahmen der üblichen Nachsorge im selben Zeitraum lediglich zwölf derartiger Ereignisse entdeckt werden.

„Die Kernaussage ist, dass der Monitor sehr empfindlich gefährliche, jedoch asymptomatische Rhythmusereignisse detektiert, die wiederum Vorboten schwerer klinischer Ereignisse sind. Schwere Probleme können somit viel frühzeitiger erkannt und Hochrisikopatienten zukünftig besser behandelt werden,“ wird Bauer in der Mitteilung der MUI zitiert.

Patienten mit mittlerer Pumpleistung

In die Studie eingeschlossen wurden Patienten nach überstandenem Herzinfarkt, deren Herzleistung noch relativ erhalten war (Auswurffraktion zwischen 36 bis 50 Prozent), die jedoch Infarkt-bedingte Nervenschädigungen des Herzens hatten.

„Während wir bei Patienten mit einer Auswurffraktion unter 35 Prozent wegen des hohen Risikos für Rhythmusstörungen vorsorglich einen Defibrillator implantieren, gibt es für die große Gruppe von Betroffenen mit einer mittleren Pumpleistung bisher keine spezifischen Vorsorgemaßnahmen“, so Bauer in der Mitteilung weiter.

Der unter die Haut implantierte Herzmonitor ist so klein wie ein Fingernagel. Es handelt sich dabei um ein passives Gerät, das elektrische Informationen des Herzens kontinuierlich über mehrere Jahre aufzeichnet. Gefährliche Rhythmusstörungen werden automatisch erkannt und telemetrisch an ein Zentrum übermittelt.

An der Studie haben 32 Herzzentren in Deutschland teilgenommen. Die Uniklinik für Innere Medizin III in Innsbruck war als einziges österreichisches Zentrum beteiligt. Betroffene, bei denen telemedizinisch gefährliche Rhythmusstörungen diagnostiziert worden waren, sind entsprechend der gegenwärtigen Richtlinien behandelt worden.

Zukünftige Studien müssen nun klären, inwieweit sich durch diese telemedizinische Strategie auch langfristig die Prognose der Betroffenen verbessern lässt.

Quelle: ÄrzteZeitung Online vom 29. Januar 2022
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