Neue Meta-Analyse

Bei Aortenstenose: Entscheidung für TAVI hängt nicht nur von Hauptrisiken ab

Die Transkatheter-Aortenklappen-Implantation (TAVI) eignet sich auch für Patienten mit Aortenstenose, die ein geringes operatives Risiko aufweisen. Die Entscheidung will jedoch wohlbedacht sein und darf nicht nur die Hauptrisiken ins Kalkül ziehen, berichtet ÄrzteZeitung Online über eine neue Meta-Analyse.

Ein kardiologisches Forschungsteam um Dr. Yousif Ahmad von der Yale School of Medicine wartet im European Heart Journal mit einer aktuellen Metaanalyse zum Vergleich der Transkatheter-Aortenklappen-Implantation (TAVI) mit dem chirurgischen Klappenersatz auf (Eur Heart J 2023).

Auch neueste randomisierte klinische Studien (RCT) sind darin berücksichtigt, insgesamt wurden acht RCT mit 8698 Patienten ausgewertet. Das Augenmerk lag dabei auf zwei Gruppen von Patienten mit interventionsbedürftiger Aortenstenose: solchen, für die eine Operation ein geringeres, und solchen, für die eine offene Op ein höheres Risiko darstellte.

Als geringer waren Risiken definiert, die als niedrig oder niedrig bis intermediär, als höher solche Risiken, die als extrem, hoch oder intermediär bis hoch anzusehen waren.

Auch Vorteile bei sekundären Endpunkten

Die untersuchten Hauptendpunkte waren Tod, Schlaganfall und die Kombination aus Tod und Schlaganfall mit anschließender Behinderung – jeweils im Jahr eins nach dem Eingriff und später als ein Jahr danach. In diesen Hauptendpunkten zeigten sich für Hochrisikopatienten zu keiner Zeit Unterschiede zwischen TAVI und chirurgischem Aortenklappenersatz.

Auf der Basis individueller Patientendaten war bei höherem Operationsrisiko zwar ein Überlebensvorteil nach TAVI im ersten Jahr feststellbar, gefolgt von einer erhöhten Sterblichkeit danach, bei insgesamt betrachtet nicht signifikanter Differenz. Allerdings handelte es sich nicht um echte, sondern um rekonstruierte Individualdaten.

Anders sah die Sache bei Patienten mit niedrigem Risiko aus. Im ersten Jahr war ihr Sterberisiko nach TAVI um 33 Prozent geringer als nach dem operativen Ersatz. Das Risiko für den kombinierten Endpunkt sank um 32 Prozent. In puncto Schlaganfall waren keine Differenzen festzustellen. Nachdem ein Jahr nach dem Eingriff verstrichen war, verschwanden auch in dieser Gruppe sämtliche Unterschiede in den Hauptendpunkten.

Nach TAVI: Paravalvuläre Lecks häufiger

In dieser Situation gewannen die Resultate zu sekundären Endpunkten an Gewicht. So war für Patienten mit niedrigem operativem Risiko nach TAVI die Inzidenz von Vorhofflimmern niedriger (–85 Prozent), gleiches galt für Blutungen (–63 Prozent) und akutes Nierenversagen (–79 Prozent).

Nach TAVI häufiger waren hingegen leichte bzw. moderate paravalvuläre Lecks (+560 Prozent bzw. +367 Prozent) und vaskuläre Komplikationen (+92 Prozent), außerdem musste den Patienten öfter ein Schrittmacher eingesetzt werden (+198 Prozent). Ähnliche Tendenzen, wenn auch meist geringer ausgeprägt, waren für Hochrisikopatienten zu erkennen.

Weniger Vorhofflimmern und Blutungen

„Die Ergebnisse dieser Studie unterstreichen die Bedeutung sekundärer Endpunkte und auch des Zeitpunkts, an dem Komplikationen auftreten können, für eine informierte Therapieentscheidung, wenn es um Patienten mit geringerem operativem Risiko geht“, betonen die Autoren um Ahmad in ihrem Fazit. Um die optimale Wahl der Therapie zu klären, seien längere Nachbeobachtungszeiträume nötig.

In den Leitlinien der European Society of Cardiology (ESC) und der European Association for Cardio-Thoracic Surgery (EACTS) wird die TAVI empfohlen für Patienten ab 75 Jahren, solche mit hohem Operationsrisiko und solche, die für eine Operation nicht geeignet sind. Operiert werden sollten hingegen alle jüngeren und diejenigen, die operabel und nicht für eine transfemorale TAVI geeignet sind.

Quelle: ÄrzteZeitung Online vom 20. März 2023
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