Krankenhaushygiene

BVMed fordert vollumfängliche Vergütung der Hygienekosten in Praxen und Kliniken

Der BVMed-Fachbereich "Nosokomiale Infektionen" (FBNI) setzt sich dafür ein, die im Rahmen von Behandlungen anfallenden Hygienekosten zur Umsetzung des Infektionsschutzgesetzes in Arztpraxen und Kliniken vollumfänglich durch die Gesetzliche Krankenversicherung (GKV) zu erstatten. Diese Kosten sind bisher nicht in vollem Umfang Bestandteil der ärztlichen Vergütung nach dem Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM). BVMed-Geschäftsführer Dr. Marc-Pierre Möll weist in diesem Zusammenhang auf das Recht von Patienten und Mitarbeitern hin, in allen medizinischen Einrichtungen durch konsequente und adäquate Hygienemaßnahmen vor Infektionen geschützt zu werden. Für Ärzte und Kliniken sind diese Maßnahmen ein elementarer Bestandteil, der bislang jedoch nicht umfassend vergütet wird.

Hintergrund ist eine aktuelle Studie des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi), nach der die Hygienekosten für Produkte, Aufbereitung, Entsorgung, Personal, Fortbildungen und Qualitätssicherung in Arztpraxen seit der Umsetzung der neuen Landeshygieneverordnungen ab dem Jahr 2012 auf hohem Niveau liegen. Demnach mussten Praxen im Jahr 2018 durchschnittlich 24.287 Euro für Hygienekosten aufwenden. In rein konservativen Praxen lagen die durchschnittlichen jährlichen Hygienekosten bei 8.140 Euro, in invasiv tätigen Praxen bei 25.242 Euro, berichtet das Zi. Praxen, die ambulant operieren, geben für Hygiene 53.281 Euro pro Jahr aus, Dialysepraxen sogar 116.823 Euro.

Der BVMed-Fachbereich "Nosokomiale Infektionen" spricht sich in diesem Zusammenhang dafür aus, die tatsächlich entstehenden Kosten für Hygieneprodukte und -prozesse sowie das dafür benötigte Personal entsprechend und vollumfänglich zu erstatten. Dies ist umso wichtiger, da bei Nichtbeachtung von Hygienevorschriften immense Schäden für die Patienten und Mitarbeiter sowie Folgekosten für das Gesundheitssystem entstehen. Der EBM wurde seit dem Jahr 2008 in puncto Hygienekosten nicht weiterentwickelt, obwohl die Vertragsärzte seit dem Jahr 2012 mit den neuen Landeshygieneverordnungen höhere Kosten und Zeitaufwände stemmen. Die Erstattung durch den EBM müsse nun zügig nachgeholt werden, so BVMed-Geschäftsführer Dr. Marc-Pierre Möll. Darüber hinaus müssten diese Kosten auch im stationären Bereich separat ausgewiesen und vollumfänglich erstattet werden, da sie in den DRGs untergehen. "Jeder Patient und jeder Mitarbeiter in medizinischen Einrichtungen in Deutschland hat ein Recht, vor gefährlichen und im Zweifel lebensbedrohlichen Infektionen geschützt zu werden", so Möll weiter. Gerade deshalb ist eine transparente und umfassende Erstattung der anfallenden Hygienekosten in Praxen und Kliniken unumgänglich. Damit einher muss eine konsequente Umsetzung von Hygienemaßnahmen in allen medizinischen Einrichtungen gehen.

Grafik zur Studie beim Zi auf: www.zi.de/presse/grafikdesmonats. Ausführliche Informationen zum Thema Infektionsprävention sowie kostenfreie Schulungsmaterialien und Schaubilder zur freien Verwendung in Kliniken, Praxen, Pflegeeinrichtungen und Schulen auf: www.krankenhausinfektionen.info.
  • Weitere Artikel zum Thema
  • Hohe Sepsis-Sterblichkeit in Deutschland durch gezielte Präventionsstrategien senken

    Der BVMed unterstützt den aktuellen Appell der Sepsis-Stiftung an die Politik, zügig Maßnahmen im Rahmen eines nationalen Sepsis-Plans einzuleiten, um die Sterblichkeit aufgrund von Sepsis in Deutschland zu senken. Nach aktuellen Schätzungen gibt es in Deutschland jährlich mehr als eine halbe Million Sepsis-Betroffene mit mehr als 140.000 Todesfällen allein im Krankenhaus. Der BVMed fordert einen Aktionsplan, um insbesondere durch Infektionen bedingte Sepsis-Fälle durch adäquate Prävention in medizinischen Einrichtungen zu vermeiden. Mehr

  • Sepsis Stiftung fordert dringend Maßnahmen durch den Gesetzgeber

    Nach aktuellen Schätzungen gibt es in Deutschland jährlich über eine halbe Million Sepsis-Betroffene mit mehr als 140.000 Todesfällen allein im Krankenhaus. Die WHO hält die meisten dieser Todesfälle für vermeidbar. was sich anhand von Überlebendenzahlen in anderen Ländern wie Schweden und Australien gezeigt hat. Die Sepsis Stiftung fordert die Politik daher zum Handeln auf der Bundes- und Landesebene auf. Erforderlich sind gesetzgeberische Sofortmaßnahmen zur Sicherstellung internationaler Mindeststandards bei der Qualitätssicherung sowie Strukturmaßnahmen. Mehr

  • Hygieneforum: Nosokomiale Infektionen stärker beachten

    Die Vermeidung von nosokomialen, also behandlungsassoziierten Infektionen muss im deutschen Gesundheitssystem stärker beachtet werden. Das forderten die Expert:innen des 12. Hygieneforum des BVMed. Der BVMed unterstützt die nationale Präventionsstrategie. "Die Vermeidung von nosokomialen Infektionen kommt hier aber deutlich zu kurz.“ Zu einer besseren Infektionsvermeidung gehören eine ausreichende personelle Ausstattung und entsprechende organisatorische Strukturen, so Prof. Dr. Christine Geffers, Leiterin des Instituts für Hygiene und Umweltmedizin der Charité. Hier gebe es durch die Verdopplung der Anzahl des Hygiene-Fachpersonals in Deutschland seit 2011 eine gute Entwicklung, die aber nachgehalten werden müsste. Mehr


©1999 - 2024 BVMed e.V., Berlin – Portal für Medizintechnik