Zulieferindustrie
Lieferengpässe bei Halbleitern: Medizintechnik priorisieren
Martinsried, 07.02.2022|

© AdobeStock @Gorodenkoff
Medizintechnik-Unternehmen, die elektronische Komponenten in medizinischen Geräten oder Implantaten verbauen, stehen aktuell vor großen Herausforderungen. Zulieferer können die benötigten Mengen pandemiebedingt teilweise nicht mehr bereitstellen. Zudem sind die Kosten von Komponenten drastisch gestiegen. Hinzu kommen logistische Probleme. Frachtrouten sind ausgedünnt und die Frachtkosten steigen weiter an. Katrin Pucknat, Geschäftsführerin von Resmed Germany, plädiert in einem Gastkommentar in DeviceMed dafür, die Medizintechnik-Unternehmen, die versorgungskritische Medizinprodukte herstellen, bei den Lieferwegen zu priorisieren - und nennt als Beispiel die Lieferengpässe bei Halbleitern.
"Hersteller von Beatmungs- und Atemtherapiegeräten sehen sich darüber hinaus weiteren Herausforderungen gegenüber, die in der Tat über das Wohl und Wehe von Patienten entscheiden: Durch die Pandemie, die einen außergewöhnlichen globalen Nachfrageschub mit sich bringt, und die Rückrufaktion eines Mitbewerbers ist das Auftragsvolumen quasi explodiert. Mehr Patienten sind auf Beatmungs- und Atemtherapiegeräte angewiesen und gleichzeitig stehen weniger Anbieter zur Verfügung, wodurch der Druck auf die verbliebenen steigt, die gestiegene Nachfrage zu bedienen", schreibt Pucknat.
Priorisierung von Gesundheit gegenüber kurzlebigen Konsumgütern
Als Hersteller von Beatmungs- und Therapiegeräten konkurriert Resmed aktuell vor allem mit Autoherstellern, Smartphone-Produzenten und Unternehmen im Bereich der Unterhaltungselektronik. Oft handelt es sich dabei um Weltmarken, bei denen das Nachfragevolumen für elektronische Komponenten – insbesondere Halbleiter – riesig ist und die demnach für Hersteller besonders attraktiv sind. "Entsprechend können wir in den letzten Wochen in der Wirtschaftspresse immer wieder über exklusive, langfristige Lieferverträge mit diesen Weltmarken lesen. Lieferverträge, die es für Medizintechnikunternehmen noch schwerer machen, sich die benötigten Liefermengen zu sichern, um für eine ausreichende Versorgung von Krankenhäusern und Patienten zu sorgen", so die Resmed-Managerin.
Pucknats Appell: "Was wir nun brauchen ist ein Akt der Solidarität. Länderübergreifende Solidarität unter den Wirtschaftsunternehmen, die eine Priorisierung der Medizintechnikunternehmen bei der Versorgung mit kritischen elektronischen Komponenten unterstützen. Solidarität unter den Entscheidungsträgern in den Regierungen, die dieses Thema zur Chefsache erklären und auf eine veränderte Verteilung drängen. Und Solidarität in der Gesellschaft, indem sich jeder und jede einzelne überlegt, ob er oder sie unbedingt jetzt das nächste Smartphone oder die neueste Spielekonsole benötigt. Diese Solidarität ist entscheidend dafür, wie viele Menschen, mit dem von ihnen dringend benötigten medizinischen Therapiegerät versorgt werden können. Und damit schlussendlich auch darüber, von wie vielen Menschen die Lebensqualität gewährleistet werden kann."
Quelle:
Gastkommentar von Katrin Pucknat | DeviceMed Online
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