Gelenkersatz bewegt
Patientengeschichte Manuela Voack: Seit 30 Jahren glücklich mit dem Knieimplantat
23.12.2018|

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Manuela Voack ist Studentin in München, als sie 1990 von einem Tag auf den anderen unerklärliche Knieschmerzen bekommt. „Die Hausärzte, bei denen ich damals war, konnten keine Ursache finden. Sie meinten, es sei psychosomatisch“, erzählt sie. Manuela Voack gibt sich damit nicht zufrieden, sie hat das deutliche Gefühl, dass etwas Gravierendes vorliegt. Aber es dauert ein halbes Jahr, bis plötzliche Schmerzen im Knie auftreten und ihre Befürchtung bestätigt wird: Eine seltene, aggressive Tumorart zerfrisst ihr Kniegelenk und Teile des Oberschenkelknochen. Manuela Voack ist zu dem Zeitpunkt gerade mal 24 Jahre alt. „Für mich war es ein Schock. Ich war bis dahin eine glückliche Studentin, habe nebenbei gejobbt, war zufrieden in meiner Partnerschaft.“
Knieimplantat gegen den Tumor

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Manuela Voack in San Francisco 2016
Für die bevorstehende Operation lässt sich die gebürtige Österreicherin nach Wien verlegen – auch weil dort ein weltweit renommierter Orthopäde für die seltene Tumorerkrankung arbeitet, der den Tumor schließlich in 1991 erfolgreich operiert. Manuela Voack hat Glück im Unglück: „Da der Tumor ursprünglich noch relativ klein war und noch dazu durch die Chemotherapie genug zurückgegangen war, musste lediglich mein Kniegelenk ersetzt werden – und nicht das gesamte Bein amputiert werden“, erzählt sie, noch heute mit Erleichterung in der Stimme. Danach erfolgen noch drei weitere Chemotherapie-Zyklen, die sie in Wien verabreicht bekommt.

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Manuela Voack mit ihrer Tochter im Grand Canyon
Rund 170.000 Patienten erhalten in Deutschland jedes Jahr ein künstliches Kniegelenk wie Manuela Voack. Die häufigsten Ursachen sind Unfälle, Arthrosen oder Fehlstellungen, die zu einer frühzeitigen Abnutzung des Gelenks führen. Die Endoprothesen bestehen zum einen aus zwei Kobalt-Chrom-Legierungen, welche die nicht mehr gleitfähigen Gelenkflächen am Ober- und Unterschenkelknochen überziehen. Dazwischen befindet sich zudem ein bewegliches, hartes Kunststoffteil aus Polyethylen (PET), das für die Beweglichkeit des Knies sorgt.
Update für das Kniegelenk

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Manuela Voack auf einer Messe 2013
Doch 2017 hat sie allmählich das Gefühl, das Gelenk sei verschlissen. „Ich weiß nicht, woher das Gefühl kam“, erinnert sie sich. „Vielleicht war die Beweglichkeit ein bisschen schlechter geworden. Oder vielleicht war es einfach, weil ich 50 geworden bin und dachte: das Gelenk ist jetzt wirklich alt“, lacht sie.
Sie macht ihren ehemaligen Operateur in Wien wieder ausfindig, er ist mittlerweile über 80 – und schildert ihm ihre Bedenken. „Er konnte sich an mich erinnern und schlug mir vor, in einer kleinen OP ein paar Ersatzteile am Gelenk auszutauschen.“ Allerdings: Niemand wusste mehr, wo das Gelenk hergestellt worden war, und auch die Unterlagen am Wiener Klinikum waren nicht mehr auffindbar. „Mein Vater erinnerte sich dann, dass das Gelenk aus Hamburg gekommen ist.“
Manuela Voack recherchiert und stößt auf einen Endoprothetik-Hersteller in Hamburg. „Ich habe da angerufen und einfach behauptet: Sie haben mein Kniegelenk hergestellt. Obwohl ich das ja gar nicht so genau wusste.“ Der Mitarbeiter gleicht ihre Daten ab und tatsächlich: Die Vermutung stimmt und das Unternehmen hat die Unterlagen von Manuela Voacks Gelenk noch im Archiv. „Die Firma hat mich noch am selben Tag zurückgerufen mit der guten Nachricht. Es war wie ein Wunder, ich habe mich so gefreut.“ Und: Der Hersteller bestätigt, dass sie das Gelenk und entsprechende Ersatzteile noch herstellen können – nach fast 30 Jahren.
Gemeinsam mit einem Mitarbeiter des Unternehmens trifft Manuela Voack sich erneut mit dem Chirurgen, um die „Ersatzteil-Operation“ zu besprechen, die für März 2018 angesetzt wird.
Doch es sollte anders kommen. Im Januar 2018 rutscht Manuela Voack auf Glatteis aus und stürzt schlimm. „Es tat so weh, dass ich zuerst dachte, das ganze Kniegelenk ist rausgebrochen“, erzählt sie. Tatsächlich war es eine gerissene Sehne und ein Knochenbruch – die 27 Jahre alte Prothese war unversehrt. „Ich habe sofort den Arzt in Wien angerufen und gesagt: Ich habe Mist gebaut.“
Der Chirurg organisiert, dass bereits nach einer Woche die gerissene Sehne gemeinsam mit dem für März geplanten Kniegelenk-Update operiert werden kann. Und auch die Herstellerfirma spielt mit und fertigt die Ersatzteile im Eilverfahren an und schickt sie per Kurier nach Wien.
Knieprothese im einwandfreien Zustand

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Manuela Voack im Sommer 2018
Wegen des Sehnenrisses dauert die Genesung noch an, nach wie vor läuft Manuela Voack zum Teil noch auf Krücken. „Aber ich arbeite schon lange wieder, bin nicht krankgeschrieben. Und im Laufe des Jahres hoffe ich, dass ich die Krücken auch wieder ablegen kann und so fit wie vorher bin.“ Dazu beitragen wird auch eine Reha, die Manuela Voack im Februar 2019 machen wird. Bereits im Oktober 2018 hatte sie privat eine zehntägige Reha in Deutschland absolviert, die sich für sie sehr gelohnt hat.

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Manuela Voack mit ihrer Tochter auf Weltreise 2017
Manuela Voack ist zufrieden mit ihrem Knieimplantat, das sie nun schon seit fast 30 Jahren begleitet. „Wenn jemand schlimme Beschwerden hat, sollte er mit einer OP nicht zögern. Wenige Wochen nach der OP ist man praktisch wie neu und man kann alles wieder machen.“