Herzerkrankungen
Schlusslicht bei Lebenserwartung | BVMed: Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen (HKE) verbessern
16.05.2023|37/23|Berlin|
Der Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) hat zügige Verbesserungen bei der Früherkennung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen (HKE), beispielsweise durch einen „Herz-Check 50“ als eigenständige Vorsorgeuntersuchung, angemahnt. Hintergrund ist die aktuelle Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BiB) und des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung, nach der Deutschland bei der durchschnittlichen Lebenserwartung nur Schlusslicht im Vergleich zu anderen westeuropäischen Ländern ist. Ein Grund: Kardiovaskuläre Erkrankungen werden zu spät erkannt und können deshalb oft nicht bestmöglich behandelt werden. Insbesondere in diesem Bereich schneidet Deutschland schlecht ab. „Herz-Kreislauf-Erkrankungen müssen endlich auf die politische Agenda. Wir haben großartige Behandlungsmöglichkeiten, müssen die Erkrankungen aber früher erkennen und strukturierter angehen“, so die stellvertretenden BVMed-Vorstandsvorsitzenden Dorothee Stamm von Medtronic und Dr. med. Manfred W. Elff von Biotronik.In der Studie schneidet Deutschland im westeuropäischen Vergleich sehr schlecht ab. Bei 16 teilnehmenden Ländern liegt Deutschland bei den Frauen auf Platz 14, bei den Männern sogar auf Platz 15. Wesentliche Ursache für den Rückstand ist eine erhöhte Zahl von Todesfällen aufgrund von HKE. Zur Identifizierung der kardiovaskulären Mortalität als Hauptfaktor wurde die Differenz in der Lebenserwartung in Alters- und Ursachenkomponenten aufgeteilt. „Dass Deutschland bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen deutlich zurückliegt, ist Anlass zur Sorge, da diese heutzutage als weitgehend vermeidbar gelten“, heißt es in der Studie. Die Forscher:innen sehen die Ursache in der hohen Sterblichkeit aufgrund von HKE hauptsächlich in Defiziten der Prävention. Insbesondere späte Diagnosen erschweren die Behandlung.

© AdobeStock @implementarfilms
Jedes Jahr sterben rund 340.000 Menschen in Deutschland an HKE. Mit einem Anteil von über 34 Prozent sind HKE damit die häufigste Todesursache. Gegenwärtig leiden in Deutschland allein rund sechs Millionen Menschen an einer koronaren Herzkrankheit, die zu Herzinfarkten, Schlaganfällen und Herzinsuffizienz führen kann. Auch Bluthochdruck, Gefäßkrankheiten und Herzklappenerkrankungen gehören dazu. HKE sind eine Volkskrankheit mit vielen Gesichtern und Komorbiditäten wie Diabetes, Niereninsuffizienz oder Adipositas. Sie sind zudem eine häufige Ursache für körperliche Beeinträchtigungen und Pflegebedürftigkeit.
„Das Risiko einer Herz-Kreislauf-Erkrankung steigt mit dem Alter erheblich und stellt damit eine wachsende Herausforderung für ein gesundes Altern in Deutschland und Europa dar. Daher ist es Zeit für eine umfassende Herz-Kreislauf-Strategie“, so die beiden BVMed-Vorstandsvize Stamm und Elff. Der Nutzen von guten Vorsorgeprogrammen sei in verschiedenen Bereichen belegt. Eine oder mehrere HKE könne jede:n treffen. Für ihre wirksame Behandlung sei die Früherkennung zentral, um unter anderem chronisches Herzleiden zu vermeiden.
Für eine wirkungsvolle „Nationale Herz-Kreislauf-Strategie“ (NHKS) sieht der BVMed vor allem vier Handlungsfelder:
- Prävention und Früherkennung nachhaltig fördern
- Versorgung sektorübergreifend und interdisziplinär gestalten
- Kardiologische Forschung und Innovationen fördern sowie digitale Anwendungen nutzen
- Patient:innen leitlinien- und bedarfsgerecht versorgen und sachgerecht informieren
Download: Bild Dorothee Stamm und Dr. Manfred Elff
Der BVMed repräsentiert über 300 Hersteller, Händler und Zulieferer der Medizintechnik-Branche sowie Hilfsmittel-Leistungserbringer und Homecare-Versorger. Die Medizinprodukteindustrie beschäftigt in Deutschland über 250.000 Menschen und investiert rund 9 Prozent ihres Umsatzes in Forschung und Entwicklung. Der Gesamtumsatz der Branche liegt bei über 36 Milliarden Euro, die Exportquote bei 66 Prozent. Dabei sind 93 Prozent der MedTech-Unternehmen KMU. Der BVMed ist die Stimme der deutschen MedTech-Industrie und vor allem des MedTech-Mittelstandes.