Forschung & Entwicklung
MedTech-Forschende im Porträt: „Entbürokratisierung gegen Regulierungswut“
25.07.2023|65/23|Berlin|
Die deutlich strengeren Zulassungsanforderungen für Medizinprodukte erweisen sich „als Hemmschuh für die Entwicklung neuer Innovationen, wenn die regulatorische Schraube überdreht wird“. Das sagt Rüdiger Dworschak, Gründer und Geschäftsführer des Kunstlinsen-Herstellers und BVMed-Mitgliedsunternehmen 1stQ. „Unsere größte Herausforderung ist nicht die Technologie, sondern die Regulierung. Gerade kleinere Unternehmen werden dadurch benachteiligt“, so Dworschak weiter. Sein Porträt ist Teil der Medizintechnik-Branchenkampagne des BVMed unter www.medtech-germany.de. Wie der Forschungsstandort Deutschland wieder gestärkt werden kann, zeigt der BVMed in einem 5-Punkte-Plan unter www.bvmed.de/wipo. Medizintechnik muss sich am Menschen orientieren – das ist das Leitmotiv von Rüdiger Dworschak. Er entwickelt, trotz regulatorischer Hürden und steigender Anforderungen, Produkte, die Menschen das optimale Sehvermögen und damit Lebensqualität zurückgeben. „Wenn ich einen Motor entwickle, der einfach schneller laufen soll, kann ich mich voll auf die Technik konzentrieren. Alles andere ist Nebensache. In der Medizintechnik dagegen“, so betont der Diplom-Ingenieur, „kann ich meine Idee gleich vergessen, wenn ich nicht an den Menschen denke.“
Es ist die Verbindung von Mensch und Technik, die Dworschak besonders fasziniert und die ihn dazu bewogen hat, von der Druckindustrie in die Medizintechnik zu wechseln. Ende der 90er Jahre gründete er sein eigenes Unternehmen, aus dem später 1stQ hervorging, heute ein weltweit agierender Hersteller von Intraokularlinsen mit Sitz in Mannheim.
Kunstlinsen ermöglichen klare Sicht bei Grauem Star

Es sind immer wieder neue Konzepte gefragt, nicht zuletzt, weil die Ansprüche der Patient:innen in den letzten Jahren deutlich gestiegen sind, wie Dworschak erklärt: „Früher waren die Menschen zufrieden, wenn die trübe Linse entfernt wurde, sie eine klare Linse implantiert bekamen und mit der Brille wieder gut sehen konnten.“ Heute wollen die Menschen ganz ohne Brille auskommen. „Dafür müssen die Verfahren besser und die Linsen präziser werden.“
Dworschak ist überzeugt: Innovation und Fortschritt hängen eng mit dem Drang zusammen, die eigenen Produkte ständig verbessern zu wollen. „Es braucht die konstruktive Unzufriedenheit.“ Er bezeichnet dies als „Los des Forschenden“: Man kommt einfach nie an ein Ende. Doch genau das motiviert den Firmengründer.
5-Punkte-Plan zur Stärkung der MedTech-Branche
Wie kann der Medizintechnik-Standort Deutschland gestärkt und Nachwuchs gewonnen werden? Der BVMed schlägt in einem 5-Punkte-Plan (www.bvmed.de/5punkte) unter anderem eine beauftragte Person der Bundesregierung für die industrielle Gesundheitswirtschaft, eine Entbürokratisierungs-Offensive für die KMU-geprägte Branche, Fast-Track-Verfahren für Innovationen mit klaren Fristen sowie einfache Anerkennungsverfahren für benötigte Fachkräfte vor.
Die ausführliche Forschungsgeschichte kann auf der Kampagnen-Webseite unter www.medtech-germany.de/forschergeschichte-iol abgerufen werden. Der BVMed will mit der Branchenkampagne die Faszination und die Bedeutung der Medizintechnik verdeutlichen und den technologie-affinen Nachwuchs für die Medizintechnik begeistern.
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Der BVMed repräsentiert über 300 Hersteller, Händler und Zulieferer der Medizintechnik-Branche sowie Hilfsmittel-Leistungserbringer und Homecare-Versorger. Die Medizinprodukteindustrie beschäftigt in Deutschland über 250.000 Menschen und investiert rund 9 Prozent ihres Umsatzes in Forschung und Entwicklung. Der Gesamtumsatz der Branche liegt bei über 38 Milliarden Euro, die Exportquote bei 67 Prozent. Dabei sind 93 Prozent der MedTech-Unternehmen KMU. Der BVMed ist die Stimme der deutschen MedTech-Branche und vor allem des MedTech-Mittelstandes.