Nosokomiale Infektionen

BVMed zum 200. Geburtstag von Ignaz Semmelweis: „Bei der Vermeidung von Krankenhausinfektionen besteht Handlungsbedarf“

Der Bundesverband Medizintechnologie, BVMed, hat zum 200. Geburtstag des Geburtsarztes Ignaz Semmelweis, am 1. Juli 2018 eine gemischte Bilanz der Bemühungen zur Vermeidung von Krankenhausinfektionen in Deutschland gezogen. Es gebe zwar evidenzbasierte Empfehlungen und gesetzliche Regelungen. „Wir haben aber bei der Vermeidung von Krankenhausinfektionen in Deutschland immer noch großen Handlungsbedarf“, sagte BVMed-Geschäftsführer und Vorstandsmitglied Joachim M. Schmitt. Für einen effektiven Infektionsschutz setzt sich die Initiative „Infektionen vermeiden – bewusst handeln“ im BVMed ein. Sie wird fachlich durch Prof. Dr. Christine Geffers vom Institut für Hygiene und Umweltmedizin der Charité beraten. „Vor der Behandlung kommt die Vermeidung von Krankenhaus-Infektionen“, so Prof. Geffers. „Es geht darum, die Hygiene in den Köpfen aller Beteiligten zu verankern. Deshalb hat die konsequente Schulung über Infektionswege und Präventionsmaßnahmen vorderste Priorität.“

Vor 200 Jahren, am 1. Juli 1818, wurde Ignaz Semmelweis geboren. Der in Wien tätige Geburtsarzt hatte als erster Mediziner den Zusammenhang zwischen durch Unsauberkeit verunreinigten Wunden und Sterblichkeitsraten von Patienten nachgewiesen. Seine Erkenntnisse wurden lange Zeit heftig bekämpft, waren später aber die Grundlage moderner Krankenhaus-Hygiene. Die Sterblichkeit aufgrund von Infektionen in Krankenhäusern konnte seitdem erheblich gesenkt werden.

Wesentliche Grundlage für diesen Erfolg ist nach Ansicht der BVMed die Weiterentwicklung von präventiven Maßnahmen des Infektionsschutzes, wie sie heute in evidenzbasierten Empfehlungen der Kommission für Krankenhaushygiene und Infektionsprävention (KRINKO) beim Robert Koch- Institut (RKI), in Leitlinien der Fachgesellschaften und im Infektionsschutzgesetz zusammengefasst sind. „Trotz der Fortschritte erkranken jährlich 400.000 bis 600.000 Menschen in Deutschland an Krankenhausinfektionen. Ungefähr ein Drittel davon sind postoperative Wundinfektionen“, so Schmitt.

Die betroffenen Patienten leiden nicht nur persönlich an längeren Behandlungszeiten und möglichen Komplikationen. Sie müssen auch häufiger erneut in ein Krankenhaus eingewiesen werden und müssen doppelt so häufig in Intensivstationen behandelt werden. Das Gesundheitssystem wird damit mit zusätzlichen Kosten von bis zu 3 Milliarden Euro jährlich belastet. Und: „Je nach Quelle sterben zwischen 10.000 und 15.000 Menschen pro Jahr in Deutschland aufgrund von Krankenhausinfektionen. Für eine höhere Patientensicherheit ist eine konsequente Prävention vermeidbarer Infektionen erforderlich“, so der BVMed.

Die konsequente Umsetzung von Hygienemaßnahmen sei dabei das effektivste Mittel zur Vermeidung von Krankenhausinfektionen. Das beginne mit der Prävention durch eine konsequente Händedesinfektion sowie Maßnahmen bei Krankenbehandlung, Operation und postoperativer Versorgung. „Das derzeitige deutsche Vergütungssystem setzt jedoch Anreize, Hygieneaufwendungen zu minimieren“, bemängelt der BVMed. Um einen effektiven Infektionsschutz zu gewährleisten, sollten deshalb Hygienemaßnahmen analog zu den Empfehlungen der KRINKO extrabudgetär vergütet werden. Darüber hinaus müsste ein besserer Infektionsschutz als Priorität im deutschen Gesundheitssystem mit klaren Zielvorstellungen auch politisch verankert werden.

Der Fachbereich Nosokomiale Infektionen des BVMed setzt sich seit vielen Jahren für besseren Infektionsschutz mit dem Motto „Infektionen vermeiden, bewusst handeln“ ein. Informationen über relevante Empfehlungen und Schulungen, wie Infektionen durch den verbindlichen und konsequenten Einsatz aller notwendigen Maßnahmen vermieden werden können, sind wichtige Bausteine dafür. Informationen zu den Ursachen von Krankenhausinfektionen und Schulungsmaterial zu präventiven Maßnahmen stellt der BVMed auf dem Themenportal unter www.krankenhausinfektionen.info zur Verfügung.
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