Venöse Zugänge

Auswahl des richtigen venösen Zugangs

Bevor ein Katheter für die Infusionstherapie platziert wird, muss entschieden werden, welcher der optimale Zugang für die Therapie des Patienten ist. Dabei spielen Faktoren wie Medikamenteneigenschaften, Therapiedauer und Patientenwohl (Tragekomfort) eine Rolle.

In Abhängigkeit des Medikaments wird entschieden, ob ein periphervenöser oder zentralvenöser Zugang benötigt wird. Entscheidend dabei sind der pH-Wert und die Osmolarität. Venenreizende, hochosmolare Substanzen mit einem sehr niedrigen oder sehr hohen pH-Wert müssen über einen zentralen Katheter verabreicht werden. Substanzen mit geringeren Osmolaritäten und einem mittleren pH-Wert können über einen peripheren Zugang dem Patienten infundiert werden.

Neben der Medikamentenzusammensetzung wird die Therapiedauer betrachtet. Bei Infusionen für einige Tage (4-6 Tage) wird aus Kostengründen und aufgrund der einfachen Platzierungstechnik in der Regel ein peripherer Zugang platziert. In Frage kommt hier ein Venenverweil- oder Midline-Katheter. Der Midline-Katheter hat den Vorteil, dass er besonders geeignet ist für Patienten mit schlechten Venenverhältnissen oder für Patienten, die ihre Infusion im häuslichen Umfeld erhalten können.

Bei mehrwöchigen Infusionen kommen Zugänge mit längerer Liegezeit zum Einsatz. Dies sind in der Regel Ports oder PICCs. Ist der Patient intensivpflichtig, wird häufig ein ZVK platziert, da über diesen Zugang kurzfristig parallel verschiedene Medikamente verabreicht werden können. Die Pflege des ZVKs erfordert jedoch eine stationäre Betreuung des Patienten. Bei Patienten, die ihre Therapie nicht zwingend stationär erhalten müssen, kommen Ports, Hickman- oder Broviac-Katheter und PICCs zum Einsatz, da sie auch ambulant versorgt werden können.

Ist absehbar, dass eine Infusionstherapie über mehrere Monate oder sogar Jahre erforderlich ist, sind langfristige zentralvenöse Zugänge wie Ports, PICCs, Hickman- oder Broviac-Katheter indiziert.

Um einen schnellen Überblick über den bestmöglichen Zugang zu erhalten, publizierten u. a. Gebauer et al. im Jahr 2015 eine Übersicht zu Indikationen für venöse Zugänge in der Zeitschrift Interventionelle Radiologie Scan (Vgl. B. Gebauer, „Venöse Zugänge – Implantation und Komplikationsmanagement,“ Interventionelle Radiologie Scan, Bd. 03, Nr. 01, pp. 51-73, 2015).

Mit der Thematik der bestmöglichen Katheterauswahl zum frühestmöglichen Zeitpunkt beschäftigten sich auch Hankins et al. (Vgl. R. Hankins, M. E. Ripp, T. Micheels, A. Sy, A. Boesch, K. Hayes, L. Evans und K. Cawcutt, „2098. Evaluation of a Midline Catheter Program and Effect on Central Line-Associated Blood Stream Infections,“ Open Forum Infectious Diseases, Bd. 5, Nr. 1, pp. 614-615, 2018).

Experten des GaVeCeLT (italienischer Kongress mit dem Namen Gli Accessi Venosi Centrali a Lungo Termine = Long-term Central Venous Access) haben des Weiteren ein System entwickelt, um den bestmöglichen Katheter in einer einfachen und schnellen Weise auszuwählen.
  • Unterschiede der venösen Zugänge

  • Der periphere Venenkatheter (pVK)

    Der pVK wird von Pflegekräften oder ärztlichem Personal am Handrücken oder am Unterarm platziert und bietet eine sehr schnelle Möglichkeit, eine Infusion zu verabreichen. Patienten erhalten häufig bereits bei der Aufnahme im Krankenhaus einen pVK, dieser verbleibt einige Stunden bis mehrere Tage. Weiterlesen

  • Der zentrale Venenkatheter (ZVK)

    Die Anlage eines zentralvenösen Zugangs (ZVKs) erfolgt überwiegend durch Anästhesisten. Der Anlageort ist meistens die Halsvene; auch die Schlüsselbeinvene, selten die Anlage in der Leiste. Der Katheter liegt am Hals oder am Körperstamm, wo er meist festgenäht werden muss oder über eine Halteplatte fixiert wird. Die Verweildauer beträgt bis zu 30 Tagen. Weiterlesen

  • Der Midline-Katheter

    Der Midline-Katheter ist ein Gefäßzugang, der wie der PICC ebenfalls am Oberarm eingeführt wird, jedoch eine Länge zwischen 6 und maximal 25 cm hat. Midline-Katheter sind eine adäquate Alternative zu peripheren Venenkathetern. Sie werden häufig bei Patienten eingesetzt, die eine Infusionstherapie von ein bis sechs Wochen benötigen oder bei Patienten mit schwierigen Venenverhältnissen. Weiterlesen

  • Der Hickman- oder Broviac-Katheter

    Die Implantation der Hickman- oder Broviac-Katheter erfolgt wie beim Port im OP. Der Katheter wird vom Brustbereich zur Schlüsselbeinvene eine längere Strecke im Unterhautfettgewebe der Haut und dort in die Vene eingelegt. Häufig werden Kinder mit diesem Kathetertyp versorgt, da aufgrund der Dacron-Manschette ein versehentliches Herausziehen des Katheters verhindert wird. Die Patienten können ihre Infusionen entweder stationär oder ambulant erhalten. Die Liegedauer der Katheter beträgt mehr als 30 Tage. Weiterlesen

  • Peripher insertierte zentralvenöse Katheter (PICCs - Peripherally Inserted Central venous Catheter)

    Der PICC wird i.d.R. im OP meist über eine Vene am Oberarm eingeführt und bis zum Übergang von oberer Hohlvene zum rechten Herzvorhof vorgeschoben. Empfohlen werden PICCs bei Therapien, die mehr als 30 Tagen andauern. Im Vergleich zum Port haben PICC eine kürzere Liegezeit. Patienten mit einem PICC können wie Patienten mit einem Port ihre Infusionstherapie ambulant bekommen. Weiterlesen

  • Der Port-Katheter

    Die Implantation des Ports wird ambulant oder stationär im OP überwiegend durch Chirurgen oder interventionelle Radiologen vorgenommen. Die Implantation kann auch in einer Tagesklinik erfolgen. Mögliche Zugänge für den zum Port gehörenden Katheter sind meist Venen im Schulter-Thorax-Bereich. Es können aber auch Venen an der Innenseite des Oberarms punktiert werden. Weiterlesen


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