MedTech-Trends

Minimal-invasive Chirurgie

Trend zum IT-gestützten Operieren



Intelligente Datenbrillen oder drahtlose Endoskope sind Forschungstrends, welche die minimal-invasive Chirurgie zukünftig verändern werden. Die Weiterentwicklung minimal-invasiver Verfahren erfordert aber nicht nur neue Instrumente und Geräte, sondern auch zunehmend entsprechende Räumlichkeiten. Im Trend liegen sogenannte Hybrid-Operationssäle, die alle technischen Komponenten optimal integrieren.

Bei minimal-invasiven Verfahren fehlt dem Chirurgen der direkte Blick auf das Operationsfeld. Innere Organe und die Position der Operationsinstrumente werden stattdessen auf einem Monitor angezeigt. Die Qualität der Aufnahmen haben daher maßgeblich Einfluss auf den Operationsverlauf und das Ergebnis. Die Verfeinerung der optischen Geräte sowie Bildgebungsverfahren nehmen in der Forschung seit Jahren einen breiten Raum ein. Künftig könnten intelligente Datenbrillen bei minimal-invasiven Eingriffen helfen, den ständig wechselnden Blick des Chirurgen vom Monitor zum Patienten und das Nachschlagen in Patientenunterlagen zu ersetzen.

An der Fraunhofer -Einrichtung für Organik, Materialien und Elektronische Bauelemente COMEDD in Dresden entwickeln Forscher eine Datenbrille, die digitale Informationen abrufen und darstellen kann. Gesteuert wird die Brillen-Software ausschließlich über die Bewegung des Auges. Sie soll sich besonders für Arbeiten eignen, die freihändig ausgeführt und für die zugleich Informationen benötigt werden. Die Integration des sogenannten Augmented Reality-Systems in die Datenbrille soll zukünftig auch dreidimensionale Darstellungen auf das Operationsfeld ermöglichen. Der erweiterte Blick durch die Brille zeigt dem Arzt reale Bilder (zum Beispiel vom Bauchinnenraum) in 3D-Form an und damit die optimale Position seiner Instrumente. Direkt in das Sichtfeld des Operateurs könnten gleichzeitig Informationen aus der Patientenakte oder Ultraschallaufnahmen angezeigt werden.

Endoskope werden handlicher

Andere Forschungsarbeiten konzentrieren sich indes darauf, die bei der MIC eingesetzten Geräte handlicher zu gestalten. So wird am Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik und Automatisierung IPA in Stuttgart an einer neue Generation von Endoskopen gearbeitet, die dem Chirurgen mehr Bewegungsfreiheit versprechen. Bei der drahtlosen Variante wird auf die bisher störenden Kabel und Lichtquellenleiter verzichtet.

Das relativ kleine, sehr leichte und damit besser zu führende Endoskop soll zudem mehrere Stunden hochauflösende Bilder liefern und zugleich eine ruckelfreie Übertragung an jeden herkömmlichen Computer ermöglichen. Die Forscher hoffen, dass Endoskope durch den Einsatz von LED-Leuchten nicht nur weniger Strom verbrauchen, sondern auch weniger Wärme entwickeln.

Hand in Hand im Hybrid-OP

Ein weiterer Trend sind Hybrid-Operationssäle. Viele minimal-invasive Eingriffe aus der Herz-, Gefäß- oder Neurochirurgie finden zunehmend in solchen hochmodernen Räumen statt. Der Vorteil: Im Hybrid-OP sind verschiedene Bildgebungstechniken wie Angiographieanlagen, Computertomographen und Magnetresonanztomographen integriert. Mit Hilfe der beweglichen Röntgenanlage lassen sich Krankheiten besser diagnostizieren und gleich therapieren. Denn der Patient kann unmittelbar nach der Diagnose an Ort und Stelle operiert werden.

Die verschieden Formen der Bildgebung, vom mobilen C-Bogen über Ultraschall bis hin zur Endoskopie, ermöglichen eine höhere Präzision bei der Planung und Durchführung von Operationen, aber auch beim Navigieren der eingesetzten Instrumente. Zugleich können dadurch selbst kleinste Gefäße am Herzen oder winzige Metastasen in der Lunge geortet und in 3D abgebildet werden. Der Raum bietet daher auch anderen chirurgischen Bereichen wie der Thoraxchirurgie, der Laparoskopie, der orthopädischen Chirurgie und vor allem der Notfallchirurgie, neue Therapiemöglichkeiten. Hier können sowohl minimal-invasive Eingriffe als auch offene Operationen unter Einsatz einer Herz-Lungenmaschine durchgeführt werden. Das Besondere: Dank des komplexen Zusammenspiels modernster Medizintechnik arbeiten im Hybrid-OP Chirurgen, Kardiologen, Radiologen und Anästhesisten Hand in Hand. Die hier gewonnene Zeit kann Leben retten, aber auch eine Kostenersparnis für die Krankenhäuser bringen.

Quelle: Themen-Special von medtech zwo - Das unabhängige Medizintechnik-Portal, Biocom AG

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