Verschlossene Ohrtrompeten
Mit dem Ballonkatheter gegen Mittelohrentzündungen
Berlin, 06.05.2015|

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„Etwa ein Prozent der Erwachsenen in Deutschland leiden an einer verschlossenen Ohrtrompete, auch obstruktive Tubendysfunktion genannt“, sagt Professor Dr. med. Holger Sudhoff, Chefarzt der Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde, Kopf- und Halschirurgie am Klinikum Bielefeld. Er hat die Kathetermethode maßgeblich entwickelt. Bei dieser dringen die Ärzte mit einem Endoskop, meist durch die Nase, in Einzelfällen auch durch den Rachen oder das Ohr, bis zum Eingang der Tube vor. „Anschließend wird der Ballonkatheter in die Trompete vorgeschoben“, erläutert der HNO-Facharzt. „Nach genauer Positionierung wird der Ballon mit einer Kochsalzlösung bis zu einem Druck von 10 bar aufgeblasen.“ Etwa zwei Minuten lang bleibt der Druck aufrechterhalten, dann wird die Flüssigkeit aus dem Ballon abgelassen und der Katheter vorsichtig mit dem Endoskop entfernt. Der Eingriff dauert nur einige Minuten, wird jedoch unter Vollnarkose durchgeführt.
Inzwischen setzen zahlreiche Krankenhäuser den „Bielefelder Ballonkatheter“ ein. Nebenwirkungen gibt es kaum; vereinzelt registrierten die Ärzte geringere, ungefährliche Blutungen im Nasen-Rachen-Raum. „Die Erfolgsquote ist gut“, berichtet Professor Sudhoff. „Studien haben gezeigt, dass nach einer Ballondilatation die Belüftung der Tube um 70 bis 80 Prozent besser funktioniert als vorher.“ Künftig sollen auch Kinder von der Methode profitieren können. Gerade sie werden häufig von Mittelohrentzündungen geplagt. „Nach einigen Jahren Erfahrung mit der Ballondilatation können wir sagen, dass wir einen neuen Standard bei der Behandlung einer obstruktiven Tubendysfunktion und vergleichbaren Erkrankungen begründet haben“, sagt Professor Sudhoff.
Quelle: Pressemeldung der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e.V. (DGHNO KHC) vom 5. Mai 2015