HKE-Strategie

Kardiologen wollen mit einer Nationalen Herz-Allianz (NHA) die Bekämpfung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen stärken

Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK), Prof. Dr. Stephan Baldus, forderte zum Auftakt des Kardiologenkongresses 2023 in Mannheim verbesserte gesundheitspolitische Rahmenbedingungen für die Bekämpfung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen (HKE). Der Direktor des Herzzentrums des Kölner Universitätsklinikums verwies darauf, dass kardiovaskuläre Erkrankungen trotz erzielter Fortschritte bei Diagnostik und Therapie weiterhin ein „Treiber von Mortalität und Morbidität“ darstellen. Konkrete Verbesserungen sollen im Rahmen einer Nationalen Herz-Allianz (NHA) erzielt werden, darunter einer nationalen Initiative zur Früherkennung von Risikopatient:innen.

Nahezu 350.000 Todesfälle jährlich – über 100.000 mehr als durch onkologische Erkrankungen – zeichneten ein „fatales Bild“. Ein „Riesenproblem“ stelle insbesondere der Zusammenhang von Krankheitslast und sozio-ökonomischem Status dar, so Baldus. Die in den vergangenen Jahren erzielten Therapiefortschritte seien zwar erfreulich, allerdings drohe der Studien- und Forschungsstandort Deutschland zurückzufallen und den internationalen Anschluss zu verlieren, warnte Baldus. Er bezog sich dabei unter anderem auf den BVMed-Innovationsklima-Index, der seit Jahren einen Abwärtstrend dokumentiere.

Die Forschung zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen sei nach Aussage des DGK-Präsidenten im Vergleich zu anderen Disziplinen wie der Krebsfor­schung unterfinanziert. So erreiche das zur Verfügung stehende Forschungsbudget des Bundes im Deutschen Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK) nur etwa 13 Prozent des Budgets des Deutschen Krebsfor­schungszentrums.

Deshalb solle die Nationale Herz-Allianz (NHA), eine Initiative der DGK, der Deutschen Gesellschaft für Tho­rax‑, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG), der Deutschen Herzstiftung (DHS), der Deutschen Gesellschaft für Pädiatrische Kardiologie (DGPK) und des DZHK sowie des Bundesverbands Niedergelassener Kardiologen (BNK) und der Arbeitsgemeinschaft Leitende Kardiologische Krankenhausärzte (ALKK), unter anderem dazu beitragen, in einen engeren Austausch mit der Politik zu treten und durch konkrete Projekte eine Verbesse­rung der Herz-Kreislauf-Gesundheit in Deutschland zu erreichen.

Die DGK veröffentlichte eine Zusammenfassung des Vortrages von Prof. Dr. Stephan Baldus, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung, auf der Eröffnungs-Pressekonferenz am 12. April 2023 in Mannheim:

"Auch wenn es noch ein langer Weg ist bis sämtliche Positionspunkte erreicht werden können, verzeichneten wir seit dem Start der Initiative vor eineinhalb Jahren bemerkenswerte Fortschritte. Dazu gehört, dass wir das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) überzeugen konnten, die Schirmherrschaft für unsere Initiative zu übernehmen. Zudem haben sich mittlerweile alle sieben in Deutschland die Herzkreislaufmedizin vertretenden Gesellschaften und Stiftungen [DGK, DHS, DGTHG, DGPK, der Bundesverband Niedergelassener Kardiologen (BNK), die Arbeitsgemeinschaft Leitende Kardiologische Krankenhausärzte (ALKK) und das Deutsche Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung (DZHK)] zu den Forderungen der Initiative bekannt, die jetzt unter dem Namen Nationale Herz-Allianz bekannt ist und unter dem Motto „Wissen teilen. Gesundheit stärken“ agiert.

Uns alle verbinden gemeinsame Wurzeln, nämlich das Streben, Herz-Kreislauferkrankungen besser zu verstehen, damit wir unseren Patient:innen besser helfen können. Wir stehen mit den anderen kardiologischen Fachgesellschaften geschlossen zusammen, um die dringend notwendigen Veränderungen für Forschung, Früherkennung und Regelversorgung herbeizuführen.

Zu diesem Zweck startet die NHA zeitnah zwei erste Früherkennungsprogramme, zum einen für Familiäre Hypercholesterinämie bei Kindern und zum anderen für asymptomatische Herzinsuffizienz. Beides sind einfache Untersuchungen basierend auf Biomarkern im Blut und könnten kostengünstig und zuverlässig realisiert werden. Diese Programme werden den Nutzen dieser Checks aufzeigen – nicht nur für individuelle Patient:innen, sondern auch die positiven Effekte im gesellschaftlichen und volkswirtschaftlichen Kontext. Unser Ziel muss es sein, dass diese Untersuchungen in die Regelversorgung aufgenommen werden. Dafür haben wir eine Task Force geschaffen, die in engem Austausch mit dem Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) und den Hausärzten steht, um auch schon jetzt die Versorgung, z. B. mithilfe von Disease Management Programmen zu verbessern.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist in diesem Zusammenhang die Aufklärung – und zwar vom Laien bis hin zum Mediziner. Aus diesem Grund haben wir das neue Internetportal herzmedizin.de geschaffen, das während dieser Jahrestagung an den Start geht. Es ist ein zentraler Anlaufpunkt für Laien, Politiker, das Fachpublikum und Interessierte, wo sich jeder unabhängig von seinen individuellen Vorkenntnissen umfassend über Herz-Kreislauf-Themen informieren kann.

Es gibt für uns alle auf vielen Ebenen noch eine Menge zu tun. Wir sind aber zuversichtlich und überzeugt, dass wir mit der Schaffung der Nationalen Herz-Allianz einen wichtigen Meilenstein erreicht haben, damit unsere Initiativen zur Verbesserung der Herzkreislauf Gesundheit in Deutschland zukünftig erreicht werden."

Quelle: DGK-Webseite
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