Kunststoffe in der Medizintechnik: Geschichte(n) und Trends

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06.03.2014|
Die Anfänge der Kunststoffe in der MedTech-Branche
Ob Augenlinse, Intubationsschlauch, Einwegspritze oder Kanüle: Mehr als die Hälfte aller weltweit hergestellten Medizinprodukte bestehen aus Kunststoff. Aber auch jenseits dieser Massenartikel stehen die Chancen für den polymeren Werkstoff in der Medizintechnik gut. Es ist ein rasant wachsender Markt, der bei zunehmender Weltbevölkerung, höherer Lebenserwartung und gleichzeitig gestiegenen Ansprüchen an die Gesundheitsvorsorge expansiv und lukrativ bleiben wird. Gleichzeitig ist es ein Bereich, der aufgrund der oft extrem kurzen Lebenszyklen seiner Produkte einem permanenten Innovationsdruck unterworfen ist.
Vielleicht begann die wahre Geschichte der Kunststoffe, als in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts das Elfenbein für die Herstellung von Billardkugeln knapp wurde? Vielleicht damit, dass man in jenen Tagen in den USA eine Belohnung für die Erfindung eines geeigneten Ersatzmaterials ausschrieb und es dem Amerikaner John Wesley Hyatt 1868 gelang, mit Celluloid eine Substitution für das „weiße Gold Afrikas“ zu entwickeln. Mit Celluloid also kam der erste künstliche Werkstoff in die bisherige Domäne der Naturstoffe wie Holz, Stahl, Leder, Glas oder eben Elfenbein. Nicht nur Billardkugeln, sondern auch Puppen, Eierlöffel, Kämme oder Schmuck wurden daraus gefertigt. Ein paar Jahre später auch der Film, mit dem „die Bilder laufen lernten“. So fing es an. Seitdem hat Kunststoff unsere Welt, unser Leben, unsere Gepflogenheiten und letztendlich auch unsere medizinische Versorgung und die Hardware dafür verändert.
Das hat gedauert. Noch Mitte des letzten Jahrhunderts, etwa um 1950, wurden weltweit gerade mal 1,5 Mio. Tonnen Kunststoffe produziert. Doch in den folgenden Jahren und Jahrzehnten ging es dann steil bergauf. Heute sind es rund 280 Mio. Tonnen, die als polymere Alternative an Standorten auf der ganzen Welt synthetisiert werden. Der Bedarf wird analog zur steigenden Bevölkerung dieser Erde weiter wachsen. Etwa ein Fünftel der globalen Kunststoffproduktion entfällt derzeit auf Europa. Hinter China ist der europäische Kontinent der zweitgrößte Kunststofflieferant, noch vor Nordamerika und den anderen Staaten in Asien und des Nahen Osten. Von den rund 47 Mio. in Europa verarbeiteten Tonnen Kunststoff gehen knapp 40 Prozent in die Verpackung, 21 Prozent in den Hoch- und Tiefbau, lediglich 8,3 Prozent in die Automobilindustrie und 5,4 Prozent in die Elektro- und Elektronikindustrie. Der Rest verteilt sich auf so unterschiedliche Gebiete wie Sport und Freizeit, Spielwaren, Haushalt, Möbel, Landwirtschaft und nicht zuletzt auf die Medizintechnik. Genaue Zahlen zum prozentualen Umfang liegen wegen der unklaren Abgrenzung für die Medizinsparte nicht vor. Nur eines ist gewiss: Es sind die technisch anspruchsvollen und entsprechend hochwertigen Kunststoffsortierungen, die ihren Einsatz im Dienst der Gesundheit finden.
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