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Entwicklung der Handprothesen

Eine Meisterleistung ihrer Zeit war die Hand von Götz von Berlichingen. Er ließ sich eine Eisenhand mit beweglichen Gliedern anfertigen, nachdem er seine rechte Hand 1504 im Krieg verloren hatte. Mittels Zahnrädern ließen sich die Finger in bestimmten Stellungen fixieren. So konnte er das Schwert weiterhin fest greifen und damit kämpfen. 1517 ließ der Pirat Barabrossa Horuk seine verlorene Hand durch eine eiserne Haken-Prothese ersetzen. Bis 1812 konnten die starren Prothesen nur mittels einer gesunden Hand bewegt werden. Damals hatte Peter Baliff die Idee, die noch vorhandene Muskelkraft des amputierten Arms zur Bewegung der Prothese zu nutzen. Über Seilzüge um Ellenbogen und Schulter konnten die Finger durch bestimmte Bewegung gestreckt werden. Hierfür waren jedoch oft starke Verrenkungen nötig.

Viele deutsche Soldaten verloren im ersten Weltkrieg Arme und Beine. Die Kriegsfürsorge war bestrebt die Arbeitsfähigkeit wieder herzustellen. 1916 revolutionierte Ferdinand Sauerbruch (1875-1951) die Prothesen-Technik durch seine Idee, die Kraft der Bizepsmuskulatur zu nutzen. Bei der Sauerbruch-Prothese wurde durch den Oberarmmuskel des Patienten ein Hauttunnel gelegt. Durch diesen wurde ein Elfenbeinstift, als Überträger der Bewegung des Oberarmmuskels, an die Prothese geschoben. Durch Anspannen des Muskels hob sich der Stift und die Finger schlossen sich.

1984 entwickelte man die ersten Fremdkraftprothesen. Dabei bewegten Elektromotoren Daumen, Zeige- und Mittelfinger und ermöglichten einen einfachen Zangengriff. Bei der Karlsruher Fluidhand wurden die schweren Motoren durch Luft oder eine Flüssigkeit ersetzt. Mittels kleiner Kissen konnte Luft in die Prothese hinein- bzw. herausgepumpt werden, um die Finger einzeln zu strecken oder zu beugen.

Heute gibt es Prothesen, wie beispielsweise die I-Limb-Ultra-Handprothese (2013), die sich über das Smartphone steuern lassen. Zusätzlich ist der Daumen direkt mit dem Stumpf verbunden und kann so Muskelimpulse wahrnehmen und direkt umsetzen.

Heute sich im Einsatz befindende Prothesen sind, trotz erheblicher Verbesserungen in Gewicht, Flexibilität und Handhabung, noch immer druckunempfindlich und vermitteln kein Gefühl. Amerikanische und Schweizer Forscher arbeiten daran, die Prothese über das Gehirn anzusteuern, um auch eine Rückmeldung zu ermöglichen. Erste Erfolge kann eine Schweizer Forschergruppe jetzt für sich verbuchen. Die, sich 2013 in der Testphase befindende, erste fühlende bionische Hand soll eine Zwei-Wege-Verbindung zwischen Gehirn und Prothese herstellen: Gesteuert wird sie über Nervensignale aus dem Gehirn. Außerdem soll sie in Echtzeit Rückmeldung über den gegriffenen Gegenstand liefern.

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