Neurostimulation

Tiefe Hirnstimulation könnte Alzheimertherapie unterstützen

Eine tiefe Hirnstimulation (THS) könnte die Behandlung von Patienten mit einer Alzheimerkrankheit unterstützen. Das berichtet eine Arbeitsgruppe der Charité Universitätsmedizin Berlin im Fachmagazin Nature Communications (2022, DOI: 10.1038/s41467-022-34510-3), berichtet das Deutsche Ärzteblatt Online. Die Forscher beschreiben dort ein spezifisches Netzwerk im Gehirn von Alzheimerpatienten, dessen Stimulation mit einer Linderung der Symptome einher­ging.

Die THS ist ein therapeutisches Verfahren, das in Deutschland bereits zur Behandlung von neurologischen Bewegungsstörungen wie der Parkinsonerkrankung und der Dystonie sowie für neuropsychiatrische Erkran­kun­gen wie die Zwangsstörung zugelassen ist.

Im Gehirn der Betroffenen werden dafür feinste Elektroden implantiert, die fortwährend schwache, kurze elektrische Impulse an die jeweiligen Hirnregionen abgeben. Die Elektroden bleiben dauerhaft im Gehirn und sind über Kabel, die unter der Haut verlaufen, an einen Schrittmacher im Brustraum angeschlossen. Über ihn können Stromstärke und Frequenz angepasst werden.

Ausgangspunkt der aktuellen Studie war eine Zufallsbeobachtung im Rahmen einer kanadischen Unter­suchung. „Die THS löste bei einem Patienten, der aufgrund einer Adipositas behandelt wurde, Flashbacks – also plötzliche Erinnerungen aus Kindheit und Jugend – aus“, erläuterte Ana Sofia Rios von der Klinik für Neurologie mit Experimenteller Neurologie am Charité Campus Mitte, die Erstautorin der Studie.

Die Forscher vermuteten, dass eine Stimulation der entsprechenden Hirnregion, die sich im Bereich des Fornix befand, möglicherweise auch für eine Behandlung von Alzheimer geeignet sein könnte.

An 7 internationalen Zentren implantierten daher Arbeitsgruppen bei Studienteilnehmern mit leichtem Alzheimer Elektroden in dieser Region. „Bei den meisten Patientinnen und Patienten zeigte sich leider keine Verbesserung der Alzheimer-Symptomatik. Doch einige wenige Studienteilnehmende profitierten deutlich von der Behandlung“, so Rios.

Die Forscher wollten herausfinden, wie dieser Unterschied zustande kamen und verglichen dafür die genaue Position der Elektroden zwischen den Studienteilnehmenden. Dazu nutzen sie hochaufgelöste Bilder des Gehirns, die mithilfe der Kernspintomographie aufgenommen wurden und mit Computermodellen verglichen wurden.

„Jedes Gehirn ist anders. Und das spielt bei der Implantierung der Elektroden eine große Rolle. Liegt man nur wenige Millimeter daneben, bleibt der erwartete Effekt unter Umständen aus“, erläuterte Andreas Horn, Leiter der Forschungsgruppe zu netzwerkbasierter Hirnstimulation.

Quelle: Deutsches Ärzteblatt Online vom 10. Januar 2023

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