Schlaganfall
Thrombektomie: Mechanische Gerinnselentfernung in Deutschland flächendeckend eingeführt
Effektive Behandlungsform bei schweren Schlaganfällen
Berlin, 10.10.2016|

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„Die Thrombektomie setzt sich in Deutschland durch“, sagt Professor Dr. med. Joachim Röther, Pressesprecher der DSG und Chefarzt der Neurologischen Abteilung der Asklepios Klinik Altona. „Die bahnbrechende neue Methode kann schwere Behinderungen nach einem starken Schlaganfall vermeiden, indem sie eine verstopfte Hirnarterie von einem Blutgerinnsel befreit.“ Bei dem Verfahren schieben Neurointerventionalisten von der Leiste aus einen Katheter bis an die Stelle des Hirngefäßes, wo das Blutgerinnsel die Arterie blockiert hat. Der Katheter durchbohrt den Thrombus und umschließt das Gerinnsel anschließend mit einem Stent wie ein Drahtkäfig, sodass der Blutpfropfen herausgezogen werden kann.
Von einer Therapie mit experimentellem Charakter hin zu einer führenden Schlaganfall-behandlungsform – so lässt sich die Entwicklung der Thrombektomie beschreiben: Obwohl erst im April 2015 auf dem europäischen Schlaganfall-Kongress in Glasgow aussagekräftige Studien vorgestellt wurden, bescheinigen mehrere Multicenterstudien der neuen Therapie schon jetzt eine hohe Wirksamkeit. Sie wurde rasch in die deutschen und europäischen Leitlinien zur Schlaganfalltherapie integriert. Im internationalen Vergleich ist Deutschland besonders gut aufgestellt: „Wir haben mittlerweile eine gute Flächenabdeckung mit Neurovaskulären Netzwerken, innerhalb derer die Patienten der mechanischen Thrombektomie zugeführt werden“, so Röther. „Um diese qualitativ hochwertige Behandlung sichern und ausbauen zu können, ist vor allem ein rascher rettungsdienstlicher Transport der Patienten in die Kliniken mit einer Katheterbereitschaft notwendig.“ Hier sei es wichtig, die Rettungsdienste der Länder zu optimieren und entsprechende Richtlinien zu entwickeln.
Deutschland hat ausgezeichnete Strukturen, um eine Thrombektomie-Versorgung von Patienten mit schweren Schlaganfällen auch in der Fläche zu ermöglichen: umfassende Weiterbildung, ein Zertifizierungssystem für die Schlaganfall-Spezialstationen (Stroke Units), die Interventionelle Neuroradiologie sowie Qualitätsdokumentation und -sicherung. Professor Hans-Christoph Diener, Schlaganfallexperte und Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN), betont: „Die akute Schlaganfallbehandlung bestehend aus Thrombolyse und Thrombektomie gehört eingebunden in das System der Stroke Units. Nur in diesen Strukturen ist es möglich, die Mortalität beim ischämischen Schlaganfall weiter zu senken und schwere Behinderungen der Patienten weiter zu reduzieren.“
Quelle: Pressemeldung der Deutschen Schlaganfall-Gesellschaft, Oktober 2016