Körper Gehirn

Parkinson-Patienten profitieren von Tiefer Hirnstimulation

Deutsches Ärzteblatt Online vom 30. Juni 2020

Die Tiefe Hirnstimulation ist bei Parkinson-Patienten etabliert. Studien dazu haben aber laut der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) das Verfahren bislang immer mit der bestmöglichen medikamentösen Therapie verglichen, so dass Placeboeffekte nie eingeschätzt werden konnten. Neurologen der University of Minnesota haben die Tiefe Hirnstimulation nun mit einer Schein-Stimulation verglichen, berichtet das Deutsche Ärzteblatt Im Ergebnis profitierten die Patienten klar von der echten Therapie, sie hatten mehr tägliche symptomfreie Zeit und eine deutlich höhere Lebens­qualität.

Die Wissenschaftler schlossen an 23 Behandlungszentren der USA zwischen 2013 und 2017 insgesamt 313 Parkinson-Patienten zwischen 22 und 75 Jahren ein. Ihre Erkran­kungsdauer betrug mindestens 5 Jahre und sie erhielten seit mindestens 28 Tagen eine stabile medikamentöse Parkinsontherapie. Allen Teilnehmern wurden beidseitig Elektroden in den Nucleus subthalamicus implantiert. Es wurden 2 Gruppen computergestützt randomisiert. Die elektrische Stimulation erfolgte über 3 Monate entweder aktiv mit therapeutischer Dosierung der Stromdosis (Verumgruppe) oder mit einer subtherapeutischen Stimulationsdosis.

Die nun vorliegende Zwischenanalyse basiert auf den ersten 160 randomisierten Patienten nach insgesamt einem Jahr. 121/160 Patienten (76 %) waren in der aktiven- und 39/160 (24 %) in der Kontrollgruppe. Nach der 3-monatigen Studienphase war der Unterschied hinsichtlich der Symptom­kontrolle signifikant: Er betrug in der Verumgruppe im Vergleich zur Kontrollgruppe mehr als 3 Stunden täglich (p<0,0001).

„Dieser Unterschied ist für die Lebensqualität der Betroffenen sehr bedeutsam. Es macht viel aus, ob ich pro Tag 3 gute Stunden ohne ausgeprägte Parkinsonsymptome mehr oder weniger habe. Die Wirksamkeit des Verfahrens ist also als sehr hoch einzustufen“, erklärte der DGN-Experte Günther Deuschl, Seniorprofessor an der Christian-Albrecht-Universität zu Kiel. Wichtig sei nun, die 5-Jahres-Ergebnisse abzuwarten und den Langzeiteffekt zu evaluieren. „Weitere Studien sind darüber hinaus wichtig, um den Effekt und die Sicherheit verschiedener Stromstärken zur Stimulation zu untersuchen“, sagte Deuschl.

Quelle: Deutsches Ärzteblatt Online vom 30. Juni 2020

Die beschriebene Arbeit ist in der Fachzeitschrift Lancet Neurology erschienen (DOI: 10.1016/S1474-4422(20)30108-3).

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