Arterienverschluss

Moderne Diagnostik und interventionelle Therapie des Schlaganfalls

Ein Schlaganfall zeigt sich durch das plötzliche Auftreten von neurologischen Symptomen, wie unter anderen Halbseitenlähmung, Sprachstörung, Sehstörung. Ursache ist in den meisten Fällen der Verschluss einer hirnversorgenden Arterie (Hirninfarkt), weniger häufig das Platzen einer Arterie (Hirnblutung).

Unmittelbar nach Eintritt eines Arterienverschlusses entsteht in dem von dieser Arterie versorgten Hirngewebe ein Mangel an Sauerstoff und Glukose. Je nach Ausmaß der Blutversorgung über Umgehungskreisläufe (Kollateralen) wird das Hirngewebe innerhalb von Minuten bis Stunden dauerhaft geschädigt.

Innerhalb der ersten Stunden ist daher bei vielen Patienten eine Akuttherapie zur Vermeidung oder Begrenzung bleibender Schäden möglich, es gilt die Maxime „Time is Brain“. Bemerkt ein Patient schlaganfalltypische Symptome, sollte er daher sofort die Feuerwehr anrufen und in eine Notaufnahme gebracht werden.

Der entscheidende diagnostische Schritt ist hier die rasche Schnittbildgebung des Gehirns zur Unterscheidung zwischen Hirninfarkt und Hirnblutung. Moderne Computertomografien und Magnetresonanztomografien können zusätzlich dreidimensional die hirnversorgenden Arterien darstellen. So kann z.B. der Verschluss einer größeren hirnversorgenden Arterie rasch erkannt werden. Weitere Möglichkeiten der modernen CT und MRT sind die Darstellung des Blutflusses und Blutvolumens im Hirngewebe. Kombiniert man diese Informationen, lässt sich bei Verschlüssen großer Arterien eine grobe Einschätzung über die Effektivität der Versorgung durch Umgehungskreisläufe treffen.

Ist eine Blutung ausgeschlossen, kann bei rechtzeitigem Eintreffen des Patienten eine Thrombolyse-Therapie durchgeführt werden. Durch die Infusion eines Medikamentes (Alteplase) wird hierbei versucht, das Gerinnsel (Thrombus) aufzulösen und den Blutfluss wiederherzustellen. Die große ECASS-III-Studie hat gezeigt, dass diese Therapie bei Gabe innerhalb von 4–5Stunden nach Symptombeginn zu einer Reduktion der letztlich bleibenden neurologischen Ausfälle führt.

Liegt ein Verschluss der Hauptstämme der hirnversorgenden Arterien vor, kann über einen Kathetereingriff das Gerinnsel mechanisch entfernt werden. Hierbei wird nach Punktion der Leistenarterie ein Katheter bis an das Gerinnsel vorgeschoben und dieses mittels eines kleinen, entfaltbaren Maschendrahtgeflechtes („Stent-Retriever“) oder durch Ansaugen mit dem Katheter herausgezogen.

Dieses Verfahren wird mittlerweile in vielen Schlaganfallzentren angewendet. Große Studien konnten einen Vorteil des Verfahrens allerdings nicht beweisen –, möglicherweise weil es schwierig ist, diejenigen Patienten auszuwählen, für die der Eingriff geeignet ist. Daher werden aktuell zahlreiche weitere Studien zur „endovaskulären Thrombektomie“ durchgeführt.

Nach der Initialtherapie in der Notaufnahme sollte eine Weiterbehandlung der Patienten auf einer „Stroke Unit“ erfolgen.

Quelle:
Pressekonferenz zur Preview der Medica Education Conference am 11. September 2014 in Berlin
Referent: Dr. med. Christoph Leithner, Klinik für Neurologie mit experimenteller Neurologie, Campus Virchow Klinikum, Charité – Universitätsmedizin Berlin

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