Gehirn

Gehirnüberwachung bei der OP

Eine neue Operations-Überwachungsmethode bei Vollnarkose minimiert das Risiko eines Erwachens während der Operation. Denn Angst vor einer Operation haben viele Menschen. Dabei ist es nicht einmal der Eingriff selbst, sondern häufig die Narkose – das Ausgeliefertsein und der Kontrollverlust – vor der sich Patienten fürchten. Auch wenn es nur selten zu Komplikationen wie einer Awareness kommt, können moderne Narkose-Überwachungsmethoden Ängste der Patienten mildern.

Warum die Überwachung so wichtig ist
Eine Awareness, also ein unerwünschtes Aufwachen während der Operation, tritt laut Studien in ein bis zwei Fällen pro 1.000 Vollnarkosen auf – die entspricht in Deutschland 8.000 beziehungsweise 16.000 betroffenen Patienten jährlich. Bei Kindern ist das Risiko für ein solches Ereignis um das acht- bis zehnfache erhöht. Auch Patienten mit schweren Herzerkrankungen oder schwersten Verletzungen und Kaiserschnittpatientinnen erfahren deutlich häufiger eine Awareness.

Bisherige Methode
Um ein solches Aufwachen zu verhindern, messen die behandelnden Ärzte während der Operation Daten aus dem Gehirn. Dafür werden zahlreiche Elektroden am Kopf des Patienten angebracht und dessen Hirnströme aufgezeichnet (Elektroenzephalogramm, EEG). Allerdings: Die bisher verwendeten EEG-Signale sind relativ störanfällig und die erstellten Kurven sind in der Regel viel zu komplex, um eine schnelle Auswertung zu ermöglichen.

Innovative Methode
Eine weiterentwickelte Form bietet die Narkose-Überwachung. Dabei wird dem Patienten ein Sensor mit vier Messpunkten auf die Stirn geklebt, der die Hirnaktivität misst. Über ein dünnes Kabel gelangen während der Vollnarkose die Hirnströme in Echtzeit in ein spezielles Gerät, das nach einem mathematischen Modell und basierend auf vier bestimmten Merkmalen – analog zu den Messpunkten des Sensors – die Narkosetiefe berechnet. Auch der Bewusstseinsgrad kann ermittelt werden, und darauf basierend die Narkosemedikamente während der Operation angepasst werden. Durch die genauere und individuelle Vollnarkose, ist der Aufwachprozess verbessert und das Risiko einer Awareness während des Eingriffs um das fünffache verringert. Bislang bieten circa 500 Krankenhäuser in Deutschland die moderne Methode an. Die EEG-Kontrolle der Narkosetiefe ist bislang allerdings keine Leistung der Gesetzlichen Krankenversicherung.

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