Venöse Zugänge

Komplexe Infusionstherapien trotz COVID 19 – PICCs und Midlines machen es möglich!

Eine Vielzahl von intravenösen Therapien ist im häuslichen Umfeld bereits seit Jahren möglich und sicher. Hierzu zählen beispielhaft:
  • Parenterale Ernährung für Kinder und Erwachsene bei onkologischen Erkrankungen oder chronischem Darmversagen
  • Virostatika-Therapien bei Kindern und Erwachsenen nach Transplantation
  • Antibiotika-Therapien bei Kindern und Erwachsenen bei Mukoviszidose
  • PCA-Schmerztherapie bei onkologischen Erkrankungen (auch subkutan möglich)


Den Patienten bietet eine häusliche Therapie mehr Lebensqualität. Die Kliniken werden entlastet. Diese Vorteile erlangen vor dem Hintergrund der COVID-Pandemie eine noch wesentlich größere Bedeutung. Für Patienten ist das Kontaktrisiko in den eigenen vier Wänden wesentlich geringer als in einer Klinik. Bei Kindern kann sich durch die eingeschränkte Besuchsmöglichkeit eine seelische Belastung entwickeln. Diese Umstände sind durch eine frühzeitige Entlassung in den ambulanten Bereich mit einem starken Homecare-Partner zu verhindern. Eine qualitative häusliche Versorgung ist die fundamentale Grundlage, dass die Betroffenen nicht erneut stationär aufgrund von Komplikationen eingewiesen werden müssen.

Durch die Auslagerung von intravenösen Therapien in den häuslichen Bereich werden mehr Kapazitäten für Patienten freigehalten, die dringend eine klinische Versorgung benötigen – sei es bei COVID 19-Erkrankungen oder bei anderen schweren Erkrankungen.

Das Fundament der ambulanten Infusionstherapien ist die Anlage von intravenösen Kathetern, die über Monate/Jahre sicher und komplikationsarm genutzt werden können. Zentralvenöse Katheter (ZVK´s) können nur im Krankenhaus versorgt werden. So müssen Patienten für ihre Therapie im Krankenhaus verbleiben und blockieren womöglich wertvolle Ressourcen. Port-Katheter können auch ambulant versorgt werden, benötigen aber einen kleinen operativen Eingriff, der in der aktuellen Situation ebenfalls terminlich häufig nach hinten geschoben wird. Die klassischen peripheren Venenkatheter sind wegen hoher Substrat-Osmolarität, Liegedauerbegrenzung und Infektionsgefahr in den allermeisten Fällen ebenfalls nicht zu empfehlen.

Aktuell ist die fachgerechte und im Aufwand auch geringere Implantierung von PICCs und Midline-Kathetern zu bevorzugen, da hier die Versorgung zu Hause unkompliziert und schnell organisiert werden kann. Weil die zentral- und periphervenösen Katheter einfach und schnell gelegt werden, müssen für diese Maßnahmen auch keine sterilen Funktionsräume in Kliniken blockiert werden. Diese werden bei der Anlage eines Portkatheters erforderlich und auch die wöchentliche Portpunktion fällt hier weg, dies wirkt sich besonders bei Kindern positiv auf die Lebensqualität aus.

Da PICC und auch Midline-Katheter die Versorgungslücke zwischen ZVK´s und Ports schließen, können sie zur Entlastung der Krankenhäuser und zur Steigerung des Patientenwohls beitragen. Aber warum kommen sie in Deutschland selten zum Einsatz? Dies macht die Deutsche Gesellschaft für Interventionelle Radiologie und minimal-invasive Therapie (DeGIR) in einem Bericht aus 2020 zur Qualitätssicherung deutlich. Sie zeigen auf, dass in Deutschland die PICCs zusammen mit den ZVKs in einem OPS-Code abgebildet werden. Dadurch lässt sich keine Versorgungsforschung betreiben und die Behandlungsergebnisse können nicht nachverfolgt werden. Zudem werden die PICCs nicht im Katalog der ambulanten Operationen (AOP) oder im Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM) geführt. Daher fordert die DeGIR als auch der Fachbereich „Venöse Zugänge“ des BVMeds eine Verbesserung der Codierung und der Vergütungsmodelle, um den Ärzten die Angst vor Regressansprüchen beim Einsatz der Katheter zu nehmen.

Eine adäquate Codierung ist ein wichtiger Baustein, um die PICCs in Deutschland zu etablieren und damit unserem Gesundheitssystem weitere Tools zur Entlastung der Krankenhäuser an die Hand zu geben. Auch ohne optimale Codierung setzen große Universitätskliniken oder Kliniken der Maximalversorgung bereits vermehrt PICCs ein. Sie sehen vor allen Dingen die Vorteile in der verlängerten Liegedauer, der relativ geringen Komplikationsrate sowie die Möglichkeiten einer schnellen und unkomplizierten Homecare-Versorgung, im Vergleich zu anderen Kathetern. So konnten sie die Patientenzufriedenheit auch in Krisenzeiten steigern und ihr Krankenhaus entlasten.
  • Unterschiede der venösen Zugänge

  • Der periphere Venenkatheter (pVK)

    Der pVK wird von Pflegekräften oder ärztlichem Personal am Handrücken oder am Unterarm platziert und bietet eine sehr schnelle Möglichkeit, eine Infusion zu verabreichen. Patienten erhalten häufig bereits bei der Aufnahme im Krankenhaus einen pVK, dieser verbleibt einige Stunden bis mehrere Tage. Weiterlesen

  • Der zentrale Venenkatheter (ZVK)

    Die Anlage eines zentralvenösen Zugangs (ZVKs) erfolgt überwiegend durch Anästhesisten. Der Anlageort ist meistens die Halsvene; auch die Schlüsselbeinvene, selten die Anlage in der Leiste. Der Katheter liegt am Hals oder am Körperstamm, wo er meist festgenäht werden muss oder über eine Halteplatte fixiert wird. Die Verweildauer beträgt bis zu 30 Tagen. Weiterlesen

  • Der Midline-Katheter

    Der Midline-Katheter ist ein Gefäßzugang, der wie der PICC ebenfalls am Oberarm eingeführt wird, jedoch eine Länge zwischen 6 und maximal 25 cm hat. Midline-Katheter sind eine adäquate Alternative zu peripheren Venenkathetern. Sie werden häufig bei Patienten eingesetzt, die eine Infusionstherapie von ein bis sechs Wochen benötigen oder bei Patienten mit schwierigen Venenverhältnissen. Weiterlesen

  • Der Hickman- oder Broviac-Katheter

    Die Implantation der Hickman- oder Broviac-Katheter erfolgt wie beim Port im OP. Der Katheter wird vom Brustbereich zur Schlüsselbeinvene eine längere Strecke im Unterhautfettgewebe der Haut und dort in die Vene eingelegt. Häufig werden Kinder mit diesem Kathetertyp versorgt, da aufgrund der Dacron-Manschette ein versehentliches Herausziehen des Katheters verhindert wird. Die Patienten können ihre Infusionen entweder stationär oder ambulant erhalten. Die Liegedauer der Katheter beträgt mehr als 30 Tage. Weiterlesen

  • Peripher insertierte zentralvenöse Katheter (PICCs - Peripherally Inserted Central venous Catheter)

    Der PICC wird i.d.R. im OP meist über eine Vene am Oberarm eingeführt und bis zum Übergang von oberer Hohlvene zum rechten Herzvorhof vorgeschoben. Empfohlen werden PICCs bei Therapien, die mehr als 30 Tagen andauern. Im Vergleich zum Port haben PICC eine kürzere Liegezeit. Patienten mit einem PICC können wie Patienten mit einem Port ihre Infusionstherapie ambulant bekommen. Weiterlesen

  • Der Port-Katheter

    Die Implantation des Ports wird ambulant oder stationär im OP überwiegend durch Chirurgen oder interventionelle Radiologen vorgenommen. Die Implantation kann auch in einer Tagesklinik erfolgen. Mögliche Zugänge für den zum Port gehörenden Katheter sind meist Venen im Schulter-Thorax-Bereich. Es können aber auch Venen an der Innenseite des Oberarms punktiert werden. Weiterlesen


©1999 - 2024 BVMed e.V., Berlin – Portal für Medizintechnik