Valvuloplastie

Schonende Therapie bei beeinträchtigter Venenfunktion und Krampfadern

Krampfadern (sogenannte Varizen) sind geschlängelte knotenförmige Venenausweitungen, die überwiegend in den Beinen auftreten. Sie gehören zu den häufigsten Erkrankungen in den Industrieländern. Das Wort Varizen stammt vom lateinischen Begriff „varis“=Knoten. In Deutschland sind etwa ein Viertel aller 18- bis 79-Jährigen von diesem Leiden betroffen, Frauen dabei viermal häufiger als Männer.

Zur Bildung von Krampfadern kommt es, wenn sich – meist erblich bedingt – die oberflächlichen Venen der Beine erweitern. Dadurch wird der Rücktransport des Blutes zum Herzen gestört. Verantwortlich für den Transport des Blutes sind dabei die Venenklappen, die in gleichmäßigen Abständen an der Innenseite der Blutgefäße sitzen. Dieses Klappensystem sorgt dafür, dass das Blut in den Venen wie in einem Steigrohr vom großen Zeh ganz unten bis nach ganz oben zur Lunge gelangt, um eine neue Sauerstofffracht zu übernehmen. Schließen die Klappen nicht richtig, wird das Blut nicht mehr entgegen der Schwerkraft gepumpt, sondern fließt zurück und versackt dabei im tiefen Inneren des Beins. Dadurch entstehen Druck, Blutstau sowie eine Überdehnung, sodass sich schließlich Krampfadern ausbilden.

Die bläulichen Adern sind aber nicht nur aus ästhetischer Sicht ein Problem, unbehandelt können sie Venenentzündungen, Beinvenenthrombosen oder im fortgeschrittenen Stadium offene Unterschenkelgeschwülste zur Folge haben.

Anzeichen für die Erkrankung sind Schwellungen im Knöchelbereich, ziehende oder brennende Schmerzen sowie ein allgemeines Spannungsgefühl. Häufig nehmen die Leiden im Laufe des Tages zu und sind abends am stärksten ausgeprägt. Erst im Liegen gehen die Beschwerden wieder zurück, da hier die Venenklappen nicht so beansprucht werden wie beim Sitzen, Stehen oder Gehen. Allerdings klagen Patienten nachts häufig über Wadenkrämpfe. Die Diagnose erfolgt in der Regel durch eine körperliche Untersuchung oder Ultraschalluntersuchung (Duplex), seltener mithilfe einer Kontrastmitteldarstellung (Phlebographie).

Bei den bisher üblichen Behandlungsmethoden von Krampfadern wird entweder ein kompletter Venenstrang entfernt (Stripping) oder durch Hitzesonden (Laser, Radiowellen) verödet. Die Therapien zielen darauf ab, krankhaft veränderte Venen zu zerstören.
Beim Venenstripping wird unter Vollnarkose oder örtlicher Betäubung die betroffene Vene durch kleine Schnitte in der Leiste sowie unterhalb des Kniegelenks abgetrennt, anschließend mittels einer Sonde aufgefädelt und so aus dem Bein herausgezogen. Mithilfe der Laser- und Radiowellen werden erkrankte Venenabschnitte dauerhaft verödet. Dabei wird ein Katheter in die Vene eingeführt, der bis zur Leiste vorgeschoben wird. Die ausgeschüttete Energie schädigt die Veneninnenwand durch Hitze und schließt sie so. Der Katheter wird sukzessive vorgezogen bis die betroffene Vene vollständig behandelt ist.

Ein Nachteil der beschriebenen Behandlungsmethoden liegt allerdings gerade in der Zerstörung der Vene, die in einem späteren Lebensabschnitt bei notwendigen Bypass-Operationen benötigt werden könnte. Nach wie vor gibt es kein künstliches Material, das in seinen Eigenschaften der körpereigenen Vene als Gefäßersatz gleichkommt.
Den Betroffenen wird letztlich ein Organ operativ entfernt oder mithilfe von Hitzesonden zerstört, um die Krampfadern im Unterschenkel zu behandeln. Insbesondere bei gefährdeten Patienten (Diabetiker, Patienten mit Bluthochdruck, Raucher) sollte, wenn möglich, immer die für Bypass-Operationen benötigte oberflächliche Stammvene (Vena saphena magna) erhalten bleiben.

Innovative Technologie

Die extraluminale Valvuloplastie bietet im Unterschied zu den bisher üblichen Therapieansätzen zur Behandlung von Krampfadern eine „Reparatur“ der Vene. Somit kann das Organ später gegebenenfalls bei einer möglichen Herz- und Gefäßoperation eingesetzt werden. Die Vene wird bei diesem Verfahren von außen mit einem sogenannten VenoPatch eingeengt, sodass die Venenklappen richtig schließen und das Blut wieder entgegen der Schwerkraft gepumpt werden kann. Der VenoPatch wird bei einem zumeist ambulant unter leichter Vollnarkose durchgeführten Eingriff wie ein innerer Kompressionsstrumpf um die betroffene Vene gelegt. Die OP dauert etwa eine halbe Stunde, bei der die Vene rekonstruiert und der Blutrückfluss verhindert wird. Nach der Korrektur der Venenklappen, kann sich die Krampfader im weiteren Verlauf wieder normalisieren. Durch die Stabilisierung werden die unterhalb der Mündungsklappe liegenden Venenklappen entlastet und bleiben so funktionstüchtig.

Für Patienten, bei denen das Venenleiden zu weit fortgeschritten ist und die Ausdehnung der Vene einen Durchmesser von einem Zentimeter überschreitet, ist die Therapie jedoch nicht geeignet.

Vorteile für die Patienten
  • Lokal begrenztes, sehr schonendes und venenerhaltendes Verfahren
  • Erfolge sind sofort sichtbar/messbar; optisch oder per Ultraschall
  • Kurzer Eingriff 20-30 min, in Lokalanästhesie
  • Gleichzeitige oder spätere Kombination mit endoluminalen Verfahren problemlos möglich
  • Geringere Schmerzen als nach einer Venenentfernung durch Stripping, Laser- oder Radiowellen-Therapie
  • Bei Gefäßverschlüssen am Herzen oder anderen Organen können die Venen als Bypass-Material genutzt werden
  • Besonders geeignet für Diabetiker, Patienten mit Bluthochdruck oder Patienten mit erhöhtem Risiko arteriosklerotischer Gefäßkrankheiten


Wichtige Studienergebnisse

Seit 1994 wird die venenerhaltende Therapie (Valvuloplastie) bereits durchgeführt. Allein am Venenzentrum der Ruhr Universität Bochum, wo das Verfahren entwickelt worden ist, wurden weit mehr als 1.000 derartige Gefäßrekonstruktionen durchgeführt. Der VenoPatch selbst wird nach Herstellerangaben jährlich circa 1.000 Mal zur Behandlung von erkrankten Venen bei einer extraluminale Valvuloplastie eingesetzt.

Nachuntersuchungen der operierten Patienten ergaben gute 10-Jahres-Ergebnisse für die organerhaltende Therapie der Krampfadern, die vergleichbar mit den herkömmlichen Behandlungsansätzen sind. Die Therapie kann damit eine sinnvolle Alternative zur Stripping-Operation oder zum Hitzesondenverfahren sein.

Verfügbarkeit für den Patienten

Der VenoPatch wird im Rahmen der stationären Patientenbehandlung zur extraluminalen Valvulopastie eingesetzt.

Wirtschaftlichkeit

Die eVp ist ein anerkanntes Verfahren, das im Rahmen der DRG Gruppierung codiert und abgerechnet werden kann. Der stationäre Eingriff ist für den Patienten kostenneutral.

Fazit

Millionen Menschen in Deutschland leiden unter Krampfadern. Herkömmliche Therapien zielen darauf ab, die betroffene Vene zu zerstören oder gar ganz zu entfernen. Die extraluminale Valvuloplastie mit dem VenoPatch ermöglicht es hingegen, Venenmaterial in einem späteren Lebensabschnitt bei Bypass-Operationen zu verwenden. Insbesondere Risikopatienten, wie Diabetiker, Patienten mit Bluthochdruck oder Raucher können von der venenerhaltenden Therapie profitieren.

Herausgeber: Aktion Meditech, www.aktion-meditech.de

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