Apherese

Lipid-Apherese bei erhöhten Blutfettwerten

In umfassenden Primär- und Sekundärpräventionsstudien konnte gezeigt werden, dass bei der Behandlung beziehungsweise Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen die Senkung der Blutfette ein wichtiges therapeutisches Wirkungsprinzip darstellt. Patienten mit einem entsprechend hohen Lp(a)-Wert bleibt zur Therapie oft nur die Lipid-Apherese. Das extrakorporale H.E.L.P.-Verfahren hat sich als Maximaltherapie und Präventivmaßnahme einer Atherosklerose der Herzkranzgefäße unmittelbar und langfristig bewährt.

Erhöhte oder hohe Blutfettwerte stehen in Zusammenhang mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie der koronaren Herzkrankheit und Herzinfarkt. Ursachen sind häufig Bewegungsmangel und Fehlernährung. Vor allem Cholesterin und Triglyceride sind diesem Zusammenhang bekannt.

Bei einer Blutuntersuchung im Labor werden in der Regel die Werte für das Gesamt-Cholesterin, das „gute“ HDL-Cholesterin, das schädliche LDL-Cholesterin und Triglyceride ermittelt. Ein noch relativ unbekannter Herzinfarkt-Risikofaktor ist jedoch das Lipoprotein (a): Der Lp (a)-Wert wird nicht routinemäßig gemessen, wenn der Patient für einen Check zum Hausarzt geht. Die Menge von Lipoprotein (a) im Blut ist in erster Linie erblich und weder durch diätetische Maßnahmen noch durch Bewegung oder Medikamente wesentlich beeinflussbar.

Lp(a) ist als eigenständiger Risikofaktor für Arteriosklerose bekannt. Bei etwa 20 Prozent der Gesamtbevölkerung können Lp(a)-Konzentrationen im Blut festgestellt werden, die als erhöht gelten. Patienten mit einer gleichzeitig klinisch und durch bildgebende Verfahren dokumentierten progredienten kardiovaskulären Erkrankung (koronare Herzerkrankung, periphere arterielle Verschlusskrankheit, zerebrovaskuläre Erkrankungen) können bei isolierter Lp(a)-Erhöhung und LDL-Cholesterin im Normbereich mit der so genannten Lipoproteinapherese, also der regelmäßigen Blutwäsche, behandelt werden. Eine medikamentöse Therapie, die gezielt und in ausreichendem Maße Lp(a)-Spiegel absenkt, gibt es nicht.

Innovative Therapie

Bei der Lipoproteinapherese handelt es sich um ein extrakorporales Blutreinigungsverfahren, welches bei verschiedenen schweren Fettstoffwechselstörungen zum Einsatz kommt. Dabei werden Risikofaktoren wie LDL-Cholesterin, Lipoprotein(a) und Triglyceride aus dem Blut entfernt. Aktuelle Daten aus dem Deutschen Lipoproteinapherese-Register (DLAR) belegen die präventive Wirkung der Lipoproteinapherese.

Insbesondere Patienten mit einer reinerbigen (homozygoten) Form der familiären Hypercholesterinämie (HoFH) oder Hyperlipoproteinämie profitieren von der Lipoproteinapherese, da diese Patienten auf eine diätetische und medikamentöse Therapie zur Senkung des LDL-Cholesterins nur unzureichend ansprechen.

Prävalenz

Mit einer Prävalenz von etwa 1 : 1 Million ist die HoFH relativ selten. Deutlich häufiger, mit einer Prävalenz von etwa 1 : 300, sind Patienten von einer heterozygoten Form der familiären Hypercholesterinämie (HeFH) betroffen. Allerdings werden die meisten Patienten mit einer familiären Stoffwechselstörung nicht oder sehr spät erkannt. Experten gehen von einer Dunkelziffer von über 90 Prozent aus. In den Niederlanden wird flächendeckend gescreent, bei einem Befund auch Verwandte ersten und zweiten Grades. Dort geht man davon aus, dass so über 70 Prozent der Menschen mit familiärer Hypercholisterinämie und anderen Fettstoffwechselstörungen zu identifizieren sind.

In vielen Fällen können mit Hilfe von Diät und medikamentösen Therapien die LDL-Cholesterinwerte ausreichend gesenkt werden. Falls trotz einer über zwölf Monaten dokumentierten maximalen diätischen und medikamentösen Therapie das LDL-Cholesterin nicht ausreichend gesenkt werden kann, ist die Lipoproteinapherese als ultima-ratio-Therapie indiziert. Studienergebnisse und Daten aus dem Lipoproteinapherese-Register zeigen, dass nach Beginn der Apherese-Therapie die Ereignisraten um über 70 Prozent zurückgehen im Vergleich zu der Zeit vor der Apherese.

Inzwischen erhalten über 3.000 Patienten eine Lipoproteinapherese-Therapie in Deutschland. Ungefähr die Hälfte dieser Patienten leidet an einer schweren Hypercholesterinämie, während die andere Hälfte aufgrund ihrer isolierten Lp(a)-Erhöhung mit Lipoproteinapherese behandelt wird.

Die sogenannte H.E.L.P.-Apherese (H.eparin-induzierte E.xtrakorporale L.DL- P.räzipitation) ist dabei ein bewährtes und etabliertes extrakorporales Blutreinigungsverfahren zur Behandlung konventionell nicht ausreichend therapierbarer Fettstoffwechselstörungen. Die Maschine trennt das Plasma vom Rest des Blutes. Dann wird dem Plasma eine mit Heparin versetzte Pufferlösung hinzugegeben. Zusammen mit dem Heparin bilden die Plasmalipoproteine wasserunlösliche Ausfällungen, die aus dem Plasmakreislauf filtriert und verworfen werden. Das gereinigete Plasma wird anschließend wieder mit den anderen Blutbestandteilen vermischt und das so gereinigte Blut dem Patienten zurückgegeben.

Vorteile für Patienten

  • Gute Verträglichkeit und Effizienz des Verfahrens
  • Die Fließeigenschaften des Blutes werden durch Veränderungen der Plasmaviskosität und der Erythrozyten-Aggregationsfähigkeit positiv beeinflusst.
  • Infolge der hierdurch verbesserten Mikrozirkulation wird auch die Sauerstoffversorgung des Herzmuskels verbessert.
  • Plasmaelektrolyte, Hormone, Vitamine, Enzyme, Immunglobuline sowie alle hämatologischen Parameter bleiben auch bei langfristiger H.E.L.P.-Anwendung nahezu unbeeinflusst.

Verfügbarkeit für den Patienten

Das H.E.L.P.-Verfahren wird in über 35 Ländern weltweit angewendet und ist in den USA durch die FDA zugelassen. In Deutschland kommt die Therapie in über 60 Zentren zum Einsatz.

Abrechnung

Um die Therapie durchzuführen, muss für jeden Patienten bei der Apheresekommission der Kassenärztlichen Vereinigung ein Antrag gestellt werden. Nach Richtlinie des Gemeinsamen Bundesausschuss wird die Apherese dann befürwortet, wenn alle diätetischen und medikamentösen Ansätze nicht greifen, der Lp(a)-Wert über 60 mg/dl liegt und eine kardiovaskuläre Erkrankung vorliegt, die bereits – klinisch und bildgebend dokumentiert – voranschreitet. Diese Tatsache wird in Fachkreisen kritisch betrachtet.

Fazit

In umfassenden Primär- und Sekundärpräventionsstudien konnte gezeigt werden, dass bei der Behandlung beziehungsweise Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen die Senkung der Blutfette ein wichtiges therapeutisches Wirkungsprinzip darstellt. Patienten mit einem entsprechend hohen Lp(a)-Wert bleibt zur Therapie oft nur die Lipid-Apherese. Das extrakorporale H.E.L.P.-Verfahren hat sich als Maximaltherapie und Präventivmaßnahme einer Atherosklerose der Herzkranzgefäße unmittelbar und langfristig bewährt.

Stand: März 2018

Herausgeber: Aktion Meditech

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