Bewegungsapparat

Unfallchirurgie: Innovative Materialien beschleunigen die Knochenheilung

Stürze, kleinere Unfälle oder Unachtsamkeiten führen häufig zu Knochenbrüchen im Alltag. Ob Unterarm-, Handgelenk- oder Knöchelbruch – auf die Patienten wartet in jedem Fall ein zäher Heilungsprozess, mit dem auch Risiken verbunden sind. In Zukunft sollen derartige Frakturen schneller und unkomplizierter heilen. Dafür setzt die Medizintechnik auf neuartige chirurgische Materialien aus Magnesium.

Wer den Schaden hat,...kann künftig auf angenehmere und effektivere Heilung hoffen. Bislang waren es Nägel und Schrauben aus Kunststoff und Titan, die von der Unfallchirurgie zur Stabilisierung von Knochenbrüchen eingesetzt wurden. Diese könnten bald durch ein körpereigenes Element ersetzt werden. Magnesium – in seiner Substanz fest und dennoch elastisch – ist für Patienten nicht nur gut verträglich, sondern zersetzt sich im Laufe der Zeit rückstandslos im Körper. Dabei durchwächst der regenerierte Knochen das Implantat, während es abgebaut wird.

Titannägel können vom Körper nicht zersetzt werden und bleiben als Fremdkörper und möglicher Entzündungsherd im Knochen des Patienten zurück. Schrauben müssen gar nach einer Weile operativ entfernt werden, da sie häufig mit dem Knochen verwachsen – unter Umständen eine schmerzhafte Angelegenheit. Darüber hinaus entlasten Titanmaterialien den Knochen so sehr, dass dieser unter der geringen Beanspruchung langsamer nachwächst. Der Heilungsprozess verzögert sich und Entzündungen am Implantat können gegebenenfalls sogar zu Rückbildungen des Knochens führen.

Auch die Alternative aus Kunststoff hat ihre Schwächen: Vor allem bei der chirurgischen Versorgung von Beinbrüchen wird deutlich, dass Kunststoff im Vergleich zu Titan zwar elastischer ist und teilweise vom Körper abgebaut wird, für größere Belastungen ist es jedoch oft nicht stabil genug. Magnesium hingegen ist in seiner Stabilität und Elastizität dem menschlichen Knochen sehr ähnlich und bietet somit eine ideale Alternative zu Kunststoff oder Titan. Patienten profitieren aber auch noch auf andere Weise.

Anwendung in naher Zukunft
Magnesium bietet eine deutlich höhere Effizienz. Spezielle Beschichtungen der Magnesiumnägel versprechen schnellere Heilung und garantieren außerdem, dass der Nagel so lange unversehrt bleibt, bis der Knochen wieder voll funktionstüchtig ist. Zusätzliche Wirkstoffe, wie Entzündungshemmer oder Wachstumsfaktoren für die Knochenzellen, machen die Magnesium-Implantate sogar noch effektiver. Patienten können wahrscheinlich schon in drei bis vier Jahren nach dieser neuartigen Methode behandelt werden.

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