Körper Gehirn

BVMed zum "Tag gegen den Schlaganfall" am 10. Mai 2016

"MedTech-Verfahren Thrombektomie ist eine Revolution"

Der Bundesverband Medizintechnologie, BVMed, hat zum "Tag gegen den Schlaganfall" am 10. Mai 2016 auf die großen medizintechnischen Fortschritte in der Schlaganfallbehandlung hingewiesen. Rund 80 Prozent der 270.000 Schlaganfälle pro Jahr werden durch ein Blutgerinnsel (Thrombus) verursacht, das ein Blutgefäß verschließt. In der Folge können bei den betroffenen Patienten Teile des Gehirns nicht mehr mit Blut versorgt werden. Eine moderne und erfolgreiche Behandlungsmethode ist die Entfernung des Blutgerinnsels aus den Hirnarterien mittels eines Mikro-Katheters (mechanische Thrombektomie). Neue Studien zeigen: Die Methode kann Patienten selbst viele Stunden nach einem Hirninfarkt retten.

Die in den entsprechenden Leitlinien empfohlene Ersttherapie ist die so genannte intravenöse Thrombolyse, bei der ein Medikament bis zu 4,5 Stunden nach Beginn der Symptome in die Blutbahn gespritzt wird, welches das Blutgerinnsel auflösen soll. Besonders für große Arterien und größere Thromben ist die medikamentöse Behandlung jedoch nur bedingt geeignet. Eine bahnbrechende neue Methode ist hier die mechanische Thrombektomie: Wegweisende klinische Studien zur akuten Schlaganfallbehandlung haben 2015 die sehr hohe Wirksamkeit des Verfahrens gezeigt. Auch eine neue Leitlinie empfiehlt in bestimmten Fällen eine Kombination aus medikamentöser Thrombolyse und der mechanischen Methode mittels Katheter.

Je schneller der Patient bei einem ischämischen Schlaganfall behandelt wird, desto größer sind seine Überlebenschancen und umso geringer das Risiko von bleibenden Behinderungen. Die Medizintechnologie hat hier immense Fortschritte in der Schlaganfallbehandlung gebracht: Im Rahmen der mechanischen Thrombektomie kommen sogenannte Stent Retriever zum Einsatz. Dabei handelt es sich um ein spezielles System, an dessen Spitze ein entfaltbares Gittergeflecht enthalten ist. Das Thrombektomie-System wird über die Leistenarterie bis in das Hirngefäß vorgeschoben und in das verschlossene Gefäß eingeführt. Der Thrombus verfängt sich dabei in dem Stent Retriever und kann in diesem Gittergeflecht aus dem Gefäß herausgezogen werden.

Im Rahmen einer Aktion Meditech-Veranstaltung (www.aktion-meditech.de) im November 2015 in Berlin betonte Prof. Dr. Jens Fiehler, Direktor der Klinik und Poliklinik für Neuroradiologische Diagnostik und Intervention am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, dass das Thrombektomie-Verfahren ein "Quantensprung" und eine "Revolution" in der Schlaganfallbehandlung sei. Es gebe im Bereich der Medizin wenig vergleichbare Erfolge. Eine in der Fachzeitschrift Lancet publizierte Meta-Analyse von fünf Studien hat gezeigt, dass durch die mechanische Thrombektomie vielen Patienten schwerwiegende Behinderungen infolge des Schlaganfalls erspart blieben. Derzeit bieten in Deutschland 113 Zentren diese Methode an.

Mehr Informationen unter: www.bvmed.de/schlaganfall-therapie

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