Infektionsprävention
Tag der Patientensicherheit am 17. September | BVMed unterstützt Barmer-Forderungen: „Mehr Investitionen in Hygiene“
16.09.2021|74/21|Berlin|

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Um das Problem der Krankenhausinfektionen in den Griff zu bekommen, hatte Barmer-Vorstandsvorsitzender Prof. Dr. Christoph Straub einen „Masterplan für mehr Hygiene“ gefordert, der unter anderem eine intensive Auseinandersetzung mit Klinikhygiene in der pflegerischen und ärztlichen Ausbildung beinhaltet. Dieses Wissen müsse im Berufsalltag vertieft und zur täglichen Routine werden. Dazu bedürfe es verlässlicher Verfahren und Strukturen. Teil dessen seien geschulte Hygienefachkräfte, die die Einhaltung von Hygienestandards überwachten und bei Bedarf weiterentwickelten. Diese Forderungen decken sich mit den Positionen des BVMed zum besseren Infektionsschutz, so Dr. Marc-Pierre Möll. Die Einhaltung dieser Mindestanforderungen sollten die Krankenhäuser dann in ihren Qualitätsberichten veröffentlichen müssen.
Der Krankenhausexperte Prof. Dr. Boris Augurzky vom RWI Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Essen hatte bei der Vorstellung des Barmer-Krankenhausreports insbesondere auf die hohen Folgekosten von nosokomialen (behandlungsassoziierten) Infektionen hingewiesen. Es müsse alles getan werden, um Infektionen zu verhindern. Denn deren Behandlung sind mit jährlich rund 1,5 Milliarden Euro an Zusatzkosten extrem teuer für die Versichertengemeinschaft. Auf diesen wichtigen Aspekt der Vermeidung von Folgekosten weist auch der BVMed in seinem Positionspapier „Hygiene- und Infektionsschutz-Maßnahmen adäquat finanzieren“ vom März 2021 hin. „Die konsequente Umsetzung von Hygienemaßnahmen und der Einsatz risikominimierender Medizinprodukte und -technologien führen zur Verbesserung der Versorgungsqualität. Denn für die Betroffenen bedeutet so eine Infektion viel persönliches Leid, längere Behandlungszeiten, dauerhafte Komplikationen, Behinderungen oder gar den Tod. Aber auch die Gesundheitssysteme werden unnötig und immens belastet. Prävention steht daher gleichzeitig für Kosteneinsparung im Gesundheitssystem“, so Möll. Die COVID-19-Pandemie mache die Notwendigkeit und den Nutzen konsequenter sowie adäquater Hygienemaßnahmen für Patient:innen und Mitarbeiter:innen besonders deutlich.
Um im Krankenhausbereich mehr Anreize für Investitionen in Hygiene zu setzen, schlägt der BVMed eine Verpflichtung der Kliniken vor, den Umfang an Infektionsschutzmaßnahmen sowie deren Nutzen in einem jährlichen Bericht zum Hygienemanagement zu veröffentlichen. Nosokomiale Infektionen müssten dabei verpflichtend fachabteilungs- und auch klinikübergreifend ausgewiesen werden, um Optimierungsmöglichkeiten von Infektionsschutzmaßnahmen aufzuzeigen.
Auch im Bereich der Arztpraxen gibt es nach Ansicht des BVMed erheblichen Nachholbedarf, denn der EBM wurde seit 2008 in puncto Hygiene nicht mehr weiterentwickelt. Hygiene müsse im niedergelassenen Bereich separat und adäquat vergütet werden. Der deutsche MedTech-Verband verwies in diesem Zusammenhang auf eine aktuelle Aktion des Spitzenverbandes der Fachärzte (SpiFa) und angeschlossener Facharztgruppen, die derzeit weniger Untersuchungstermine vergeben, da die Aufwendungen für Hygiene auch in den Praxen nicht angemessen vergütet werden.
Dr. Marc-Pierre Möll: „Es ist Zeit zu handeln. Wir müssen mehr in Infektionsschutz investieren. Wir müssen die notwendigen Aufwendungen für Hygienemaßnahmen konsequent evaluieren und adäquat durch die Krankenversicherung, die Bundesländer und die Pflegeversicherung erstatten. Patient:innen und Mitarbeiter:innen in medizinischen Einrichtungen haben ein Recht, vor gefährlichen und im Zweifel lebensbedrohlichen Infektionen geschützt zu werden!“
Der BVMed repräsentiert über 230 Hersteller und Zulieferer der Medizintechnik-Branche sowie Hilfsmittel-Leistungserbringer und Homecare-Versorger. Die Medizinprodukteindustrie beschäftigt in Deutschland über 235.000 Menschen und investiert rund 9 Prozent ihres Umsatzes in Forschung und Entwicklung. Der Gesamtumsatz der Branche liegt bei über 34 Milliarden Euro, die Exportquote bei 66 Prozent. Dabei sind 93 Prozent der MedTech-Unternehmen KMUs. Der BVMed ist die Stimme der deutschen MedTech-Industrie und vor allem des MedTech-Mittelstandes.