Ambulanter Bereich

Neues Positionspapier | BVMed will ambulante Versorgung stärken

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Die Stärkung der ambulanten Versorgung muss nach Ansicht des Bundesverbandes Medizintechnologie (BVMed) eines der bestimmenden Themen auf der gesundheitspolitischen Agenda der neuen Legislaturperiode sein. Um die Herausforderungen durch eine älter werdende Bevölkerung und fehlendes medizinisches Personal anzugehen, stellt der BVMed in einem neuen Positionspapier „13 Forderungen für eine starke ambulante Versorgung“ auf, um Qualität, Effizienz und Patientensicherheit zu gewährleisten. Zu den Forderungen des deutschen MedTech-Verbandes gehören die Stärkung nicht-ärztlicher Gesundheitsberufe sowie der telemedizinischen Versorgungen. Das Positionspapier kann unter www.bvmed.de/ambulantstaerken heruntergeladen werden.

BVMed-Geschäftsführer Dr. Marc-Pierre Möll: „Das Motto ‚ambulant vor stationär‘ wird schnell zitiert, aber es muss auch mit Leben gefüllt werden. Die Corona-Pandemie hat gezeigt, wie wichtig es ist, ambulante Strukturen zu stärken.“ Juliane Pohl, Leiterin Ambulante Versorgung beim BVMed, ergänzt: „Dafür müssen wir den Netzwerkcharakter stärken und die Prozesse weiter optimieren. Der BVMed wird sich als Verband der Medizinprodukte-Unternehmen und als maßgeblicher Verband der Hilfsmittel-Leistungserbringer auf Bundesebene bei der Weiterentwicklung der stationär-ambulanten Versorgungsstrukturen aktiv einbringen.“

Der BVMed spricht sich insbesondere dafür aus, die notwendigen Rahmenbedingungen und Vergütungsmechanismen zu schaffen, um die auch politisch gewollte Ambulantisierung bislang stationärer Leistungen zu ermöglichen. Dazu gehören beispielsweise die notwendige fachliche Qualifikation der ärztlichen und nicht-ärztlichen Leistungserbringer im ambulanten Bereich sowie entsprechende Abrechnungsgrundlagen für die ambulantisierten Leistungen. Erforderlich sei auch, die erforderlichen Medizinprodukte für eine ambulante Versorgung wie innovative Medizinprodukte, Verband- und Nahtmaterialien oder Investitionsgüter, sachgerecht zu finanzieren.

Um ambulante Versorgungsprozesse effektiver gestalten zu können, fordert der BVMed eine weitere Stärkung der nicht-ärztlichen Gesundheitsberufe. „Für die Sicherung der ambulanten Versorgung gilt es, hochqualifizierte nichtärztliche Fachkräfte einzubinden und hierfür ein adäquates Konzept zu schaffen. Dieses muss dabei den Bedarfen einer zunehmend komplexen, interdisziplinären Versorgung Rechnung tragen“, heißt es in dem BVMed-Positionspapier. Die BVMed-Expert:innen haben hierfür das Konzept des „Ambulanten Therapiemanagements“ erarbeitet. Es soll die koordinierte und spezialisierte Therapie komplexer Versorgungsfälle durch spezialisierte Gesundheitsberufe ermöglichen und damit eine ergänzende Säule zur pflegerischen Versorgung darstellen und Ärzt:innen und Pflegekräfte sowie das Gesamtsystem entlasten.

Um die telemedizinischen Versorgungen zu stärken, schlägt der BVMed ein „gesondertes und zeitlich effektiveres Verfahren“ vor, „das überwiegend digitale, telemedizinische Verfahren sowie Künstliche Intelligenz (KI) erprobt und bewertet“. Damit die Potenziale von Telemedizin in der Versorgungspraxis zum Tragen kommen, spricht sich der BVMed zudem für eine Vergütungssystematik für erforderlichen Übertragungsgeräte und die telemedizinische Infrastruktur aus. „Beides wird benötigt, um die vom Medizinprodukt empfangenen Daten sicher übertragen zu können. Die bestehende Regelungslücke führt bei Vertragsärzt:innen und Leistungserbringern zu erheblichen Unsicherheiten und gefährdet die regelhafte Versorgung von Versicherten mit entsprechenden telemedizinischen Leistungen“, so der BVMed.

Wichtig ist dem deutschen MedTech-Verband auch die Stärkung des Qualitätswettbewerbs in der Hilfsmittelversorgung. „Dafür müssen Qualitätsindikatoren entwickelt werden, um Leistungen mess- und vergleichbar zu machen und somit den Versicherten transparent zu machen“, so BVMed-Expertin Juliane Pohl. Für den Bereich der Hilfsmittelversorgung könnten dies beispielsweise die durchschnittlichen Mehrkosten je Produktgruppe und die Ergebnisse der quantitativen Erhebungen aus dem sogenannten Vertragscontrolling sein. Dafür müsste ein entsprechender rechtlicher Rahmen geschaffen werden.

Die 13 Forderungen des BVMed-Positionspapiers in der Zusammenfassung:

1. Notwendige Rahmen für die Ambulantisierung von Leistungen schaffen.
2. Zugang zu Methoden für ambulantisierte Versorgungen schaffen.
3. Ambulante Versorgungsprozesse effektiv gestalten und nichtärztliche Gesundheitsberufe stärken.
4. Innovationen der ambulanten Versorgung zugänglich machen.
5. Ambulante Versorgung durch Zugang zu modernen Hilfsmitteln stärken.
6. Telemedizinische Versorgungen stärken.
7. Gesellschaftliche Teilhabe durch adäquate Gesundheitsversorgung sicherstellen.
8. Stärkung der Versorgung von Volkskrankheiten in Früherkennung und Therapie.
9. Genehmigungsfiktion sinnvoll gestalten und korrekt umsetzen.
10. Information, Transparenz und Aufklärung zur Stärkung der Versicherten.
11. Qualitätswettbewerb durch Vergleichbarkeit und Transparenz stärken.
12. Gleicher Zugang zu Versorgung durch homogene Aufsichtsstruktur.
13. Digitalisierung zur Weiterentwicklung der Versorgung nutzen.

Der BVMed repräsentiert über 230 Hersteller und Zulieferer der Medizintechnik-Branche sowie Hilfsmittel-Leistungserbringer und Homecare-Versorger. Die Medizinprodukteindustrie beschäftigt in Deutschland über 235.000 Menschen und investiert rund 9 Prozent ihres Umsatzes in Forschung und Entwicklung. Der Gesamtumsatz der Branche liegt bei über 34 Milliarden Euro, die Exportquote bei 66 Prozent. Dabei sind 93 Prozent der MedTech-Unternehmen KMU. Der BVMed ist die Stimme der deutschen MedTech-Industrie und vor allem des MedTech-Mittelstandes.
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