Patientensicherheit

MdB Kordula Schulz-Asche beim BVMed-Gesprächskreis zum Tag der Patientensicherheit: „Infektionsprävention ist für die Patientensicherheit der bessere Weg“

Zum Tag der Patientensicherheit am 17. September 2020 hat der Bundesverband Medizintechnologie, BVMed, in einem digitalen „Gesprächskreis Gesundheit“ mit der Grünen-Bundestagsabgeordneten Kordula Schulz-Asche Strategien und Ansätze zur Vermeidung von behandlungsassoziierten (nosokomialen) Infektionen in Kliniken, Heimen und Praxen diskutiert. „Hygiene muss ein fester Bestandteil in den Arbeitsabläufen sein – nicht nur in Krankenhäusern und Heimen, sondern auch in der ambulanten Pflege“, forderte Schulz-Asche. Sie ist Sprecherin ihrer Bundestagsfraktion für Pflege- und Altenpolitik sowie Berichterstatterin für Infektionsschutz.

Die Zahl von 20.000 Todesfällen jedes Jahr in Deutschland durch nosokomiale Infektionen zeige das Ausmaß des Problems, sagte die Grünen-Politikerin in der BVMed-Runde. „Wir müssen hier sehr viel stärker mit Infektionspräventions-Maßnahmen tätig werden. Unabhängig von der COVID-19-Pandemie muss der Infektionsschutz eine größere Rolle spielen. Infektionsprävention ist für die Patientensicherheit der bessere Weg.“ Die COVID-19-Pandemie habe die Probleme im Brennglas gezeigt. Nun müsse man aus den Fehlern lernen, so Schulz-Asche. „Die Besuchsverbote sind aus meiner Sicht ein großer Fehler gewesen, denn Isolation hat auch Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen. Wir brauchen hier gute Besuchskonzepte, die Hygiene und Infektionsprävention berücksichtigen.“ Aus den Engpässen bei der medizinischen Schutzausrüstung folgt, dass die heimische Produktion gestärkt werden müsse. Zudem fordert die Grünen-Politikerin eine Testung des Pflege- und Gesundheitspersonals sowie der Risikogruppen mit erhöhter Mortalität im 14-Tage-Abstand.

Dr. Ilona Köster-Steinebach, Geschäftsführerin des Aktionsbündnisses Patientensicherheit (APS), bezeichnete Infektionsprävention als einen wichtigen Teil der Patientensicherheit. „Wir müssen das Thema aus Sicht der betroffenen Patienten heraus denken. Die Versorgung der Patienten muss im Laufe des gesamten Prozesses gewährleistet sein“, so Köster-Steinebach. Das Problem sei sehr viel größer als öffentlich bekannt, wenn man beispielsweise auf die vielen Todesfälle durch Sepsis schaut. Ihr Appell: "Niemand ist sicher, so lange nicht alle sicher sind.“

Oberstes Ziel muss es nach Ansicht des BVMed sein, durch adäquate Hygiene in Krankenhäusern, Heimen und Praxen schwere Schäden, Behinderungen und Todesfälle bei Patienten zu vermeiden. Ebenso muss für Mitarbeiter im medizinischen Bereich ein entsprechender Infektions- und Arbeitsschutz gewährleistet werden. Initiator des BVMed-Gesprächskreises am 17. September 2020 war der BVMed-Fachbereich "Nosokomiale Infektionen" (FBNI). Die Sprecherinnen des Fachbereichs, Delia Strunz von Johnson & Johnson und Dr. Nicole Steinhorst von Schülke & Mayr, stellten im Rahmen des Events das aktuelle Positionspapier zur Infektionsvermeidung im Rahmen der deutschen EU-Ratspräsidentschaft 2020 vor – nach dem Leitsatz: „Jeder Mensch hat das Recht auf den Schutz vor nosokomialen Infektionen“.

In dem Positionspapier mit dem Titel „Infektionen vermeiden – Bewusst handeln“ fordert der deutsche MedTech-Verband BVMed, dass Infektionsprävention künftig eine dauerhafte gesundheitspolitische Priorität werden und ein Schwerpunktthema auf der Agenda der deutschen EU-Ratspräsidentschaft sein muss. „Der BVMed fordert unter anderem, sich auf europäischer Ebene das Ziel zu setzen, in den nächsten fünf Jahren 20 Prozent der nosokomialen Infektionen zu vermeiden und diese Zahl auch mit einem jährlichen Bericht zu monitoren“, so BVMed-Geschäftsführer Dr. Marc-Pierre Möll. Das BVMed-Papier kann unter www.bvmed.de/positionen abgerufen werden.

Der BVMed vertritt als Wirtschaftsverband über 220 Industrie- und Handelsunternehmen der Medizintechnik-Branche. Im BVMed sind u. a. die 20 weltweit größten Medizinproduktehersteller im Verbrauchsgüterbereich organisiert. Die Medizinprodukteindustrie beschäftigt in Deutschland über 215.000 Menschen und investiert rund 9 Prozent ihres Umsatzes in die Forschung und Entwicklung neuer Produkte und Verfahren. Der Gesamtumsatz der Branche liegt bei über 33 Milliarden Euro. Die Exportquote beträgt rund 65 Prozent.
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