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BVMed zum Welt-Schlaganfall-Tag am 29. Oktober 2017: „Vorsorge und Behandlung durch medizintechnischen Fortschritt stärken“
27.10.2017|77/17|Berlin|

Die hoch wirksame Thrombektomie wird in Deutschland bereits seit vielen Jahren angewendet. Im vergangenen Jahr wurden etwa 7.000 mechanische Thrombektomien in Deutschland durchgeführt. Deutschland nimmt damit europaweit eine führende Position ein, denn es wird mittlerweile eine nahezu flächendeckende Versorgung gewährleistet. So sind hierzulande etwa 450 Neuro-Interventionalisten, die auf die Behandlung von Verengungen und Verschlüssen von Blutgefäßen in Gehirn und Rücken spezialisiert sind, an etwa 140 Standorten tätig, teilte die Deutsche Schlaganfallgesellschaft im Vorfeld des Schlaganfalltages mit. Obwohl die Qualität der Versorgungsstruktur in Deutschland bereits führend ist, sollte diese noch weiter ausgebaut werden, da weiter steigende Thrombektomie-Fälle zu erwarten sind.
Weniger bekannt ist, dass Vorhofflimmern einer der Hauptursachen für Schlaganfälle ist. Herzrhythmusstörungen treten in der Bevölkerung relativ häufig auf, mit Vorhofflimmern als häufigster Form. Allein in Deutschland leiden rund 1,8 Millionen Menschen daran. Leiden Patienten länger unter Vorhofflimmern, erhöht sich bei den Betroffenen das Schlaganfallrisiko: Durch das Flimmern pumpt das Herz weniger Blut. Es können sich Blutgerinnsel im linken Vorhof bilden und in das Gehirn gelangen, wo sie ein Blutgefäß verstopfen und dadurch den Schlaganfall auslösen.
Auch hier bieten moderne Medizintechnologien neue Behandlungsoptionen an. Bei vielen Patienten mit Vorhofflimmern kann eine Katheterablation der richtige Eingriff sein, um Lebensqualität zurückzugewinnen.
Neben der medikamentösen Therapie ist die Katheterablation eine wirksame Therapieform für die Behandlung von Vorhofflimmern. Eine traditionelle Ablation wird mit Hitze durchgeführt (Radiofrequenz(RF)-Ablation). Das Ziel der Ablationstherapie ist es, die unerwünschten elektrischen Impulse aus den Lungenvenen zu unterbinden. Dazu werden die Lungenvenen vom Vorhof isoliert. Dann ist keine elektrische Leitung zwischen den Pulmonalvenen und dem Vorhof mehr möglich. Die Katheterablation ist ein zwar hochspezialisierter, aber minimal-invasiver Eingriff, der von einem Elektrophysiologen durchgeführt wird. Dabei führt er den Ablationskatheter meist über die rechte Leistenvene ein, und schiebt ihn bis in den linken Vorhof vor. Die Katheterspitze steht in direktem Kontakt mit dem Herzgewebe und gibt Hochfrequenzenergie zu dessen Verödung ab. Die verödeten Herzmuskelzellen vernarben und verlieren dadurch ihre Fähigkeit, elektrische Impulse weiterzuleiten.
Seit einigen Jahren steht auch die Möglichkeit einer Ablation mit Kälte zur Verfügung: die Kryoablation. Bei der Kryoablation wird flüssiges Kühlmittel (Stickoxid, Lachgas) in den Kryoballonkatheter geleitet. Dort verdampft es und entzieht dem umliegenden Gewebe Wärme. Durch die Eisbildung werden die betroffenen Herzmuskelzellen zerstört. Bei vielen Patienten mit Vorhofflimmern kann eine Katheterablation der richtige Eingriff sein, um Lebensqualität zurückzugewinnen. Die Kryoballonablation ist dabei ein Standardtherapieverfahren zur effektiven Behandlung von Vorhofflimmern, das sich insgesamt durch eine hohe prozedurale Sicherheit auszeichnet. Wenn eine Ablation den gewünschten Erfolg bringt, kann damit die lebenslange Einnahme von Medikamenten vermieden werden.