Lage der Branche

Die Lage der MedTech-Branche 2022: Medizintechnik-Branche durch dramatische Kostensteigerungen unter Druck

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Die Umsatzentwicklung der Medizintechnik-Branche zeigt sich nach den Ergebnissen der BVMed-Herbstumfrage 2022 mit einem prognostizierten Plus von 3,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr leicht erholt. Die Gewinne der MedTech-Branche werden 2022 jedoch aufgrund der dramatischen Kostensteigerungen bei den Transport-, Rohstoff- und Energiepreisen sowie den regulatorischen Mehraufwand durch die EU-Medizinprodukte-Verordnung (MDR) insgesamt zurückgehen. Dennoch schaffen die Unternehmen neue Arbeitsplätze und investieren in Produktionsstandorte.

Die erwartete weltweite Umsatzentwicklung schneidet mit einem Plus von 3,5 Prozent nur knapp besser als die Inlandsentwicklung ab. In den Jahren vor der Corona-Pandemie lag das internationale Wachstum der Unternehmen immer deutlich über dem Inlandsergebnis. Aufgrund der dramatischen Kostensteigerungen werden die Gewinne der Unternehmen aber deutlich zurückgehen. Nur noch 11 Prozent der MedTech-Unternehmen erwarten in diesem Jahr Gewinnsteigerungen. 62 Prozent gehen von einer Verschlechterung der Gewinnsituation aus. Trotz des erheblichen Drucks auf die Branche erhöhen über ein Viertel der Unternehmen auch in diesem Jahr ihre Investitionen am Produktionsstandort Deutschland. Bei knapp der Hälfte bleibt die Höhe der Investitionen unverändert. Nur noch 18 Prozent der befragten BVMed-Unternehmen geben an, die Investitionen in Forschung erhöhen zu können.

Als große Stärken des Standorts Deutschland nennen die befragten MedTech-Unternehmen vor allem die gut ausgebildeten Fachkräfte sowie die gute Infrastruktur. Die Werte sind aufgrund der Krisenauswirkungen mit steigenden Kosten und des spürbaren Fachkräftemangels aber um über 10 Prozentpunkte niedriger als im Vorjahr.

Bei den größten Hemmnissen für die Unternehmensentwicklung in der deutschen Medizintechnik sind 2022 zu den zuvor dominierenden MDR-Themen die dramatischen Kostensteigerungen hinzugekommen. Weitere Faktoren sind der Fachkräftemangel und Unsicherheiten bei Zulieferern und Lieferketten. Die Hemmnisse durch die MDR bleiben jedoch weiterhin ein beherrschendes Thema. So sehen 68 Prozent der befragten BVMed-Unternehmen die steigenden Kosten und gebundenen Ressourcen durch die MDR als großes Hindernis für ihre künftige Entwicklung an. Ein weiterer Faktor ist der Innovationsstopp durch die MDR.

Auf einer Skala von 0 bis 10 bewerten die Unternehmen das Innovationsklima für Medizintechnik in Deutschland im Durchschnitt nur noch mit 3,6. Das ist seit BVMed-Erhebung des Indexes 2012 der absolute Tiefstwert und zeigt die Dramatik der Herausforderungen für die KMU-geprägte MedTech-Branche auf. Als innovativste Forschungsbereiche schätzen die Unternehmen die Kardiologie und die Onkologie ein.

Bei den politischen Forderungen der Branche stehen nach wie vor MDR-bezogene Themen klar an der Spitze. 80 Prozent der MedTech-Unternehmen fordern einen pragmatischen Umgang des MDR-Systems mit Bestandsprodukten – beispielsweise durch Anerkennung klinischer Praxis und Registerdaten sowie Zertifikaten unter Auflagen. Neben dem vorherrschenden Thema MDR stehen auf der gesundheitspolitischen Agenda eine Verkürzung der Dauer der Bewertungsverfahren und eine generell ermäßigte Mehrwertsteuer für Medizinprodukte.

Detaillierte Informationen zur BVMed-Herbstumfrage können unter www.bvmed.de/herbstumfrage2022 abgerufen werden.
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