Branchenstudien

Fallstudie 4: Kopf- und Hals-Tumore: Endovaskuläre Embolisation

Zusammenfassung der Fallstudie:
- Krankheitsbild: Tumore im Kopf- und Halsbereich
- Eine neue Behandlungsmethode: Die endovaskuläre Embolisation
- Wirtschaftlichkeit
- Vergütung

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Krankheitsbild: Tumore im Kopf- und Halsbereich

Ein Tumor im engeren Sinne ist eine gewebliche Neubildung in Form eines überschießenden Wachstums von körpereigenem Gewebe, das an den unterschiedlichsten Stellen des Körpers auftreten kann. Auch Tumorgewebe wird, ähnlich wie die anderen Gewebe des Körpers, durch Blutgefäße versorgt, wobei dies mitunter durch Ausbildung tumoreigener Gefäße geschieht.

Tumore haben in der Regel die Eigenschaft, raumfordernde Symptome hervorzurufen. Das bedeutet, dass hirnrelevante und hirnversorgende Bereiche durch die Raumforderung unterdrückt bzw. in ihrer Funktion empfindlich eingeschränkt werden können. Als Symptome weisen Tumore je nach Lokalisation Lähmungserscheinungen, Krampfanfälle, Veränderung des Sehverhaltens, Sprachstörungen o. ä. auf.

Bei einigen Tumoren ist es möglich, durch eine Verödung der versorgenden Blutgefäße ein Absterben des pathologisch veränderten Gewebes zu erreichen. Ein Menigeom, einer der häufigsten gutartigen Tumorerkrankung der Hirnhaut, kann zum Beispiel so behandelt werden. Etwa 20 Prozent dieser intrakraniellen (im Kopf lokalisierten) Tumore sind so groß, dass erst nach einer Embolisation (Verödung) der zuführenden Blutgefäße ein operativer Eingriff möglich wird.

Dieses Verfahren findet ebenso Anwendung in der Behandlung von Tumoren im Hals-Nasen-Ohren-Bereich. So kann die preoperative Embolisation ein mögliches Verfahren in der Therapie von Glomustumoren (gutartige Geschwulst aus Blutgefäßen), Nasen-Rachen-Fibromen
oder auch extrakraniellen Angiomen (durch Gefäßsprossung entstandene geschwulstartige Neubildung von Gefäßgewebe) sein.

Eine neue Behandlungsmethode:
Die Methodik der endovaskulären Embolisation


Eine Arterie in der Leiste wird punktiert und eine Hohlnadel eingeführt. Darüber wird ein Mikrokatheter mit einem Kaliber von 1 mm über eine Einführhilfe bis in die großen Halsarterien vorgeschoben und unter Röntgendurchleuchtung in die tumorversorgenden Arterien navigiert. Ein flüssiges Embolisationsmaterial wird injiziert. Vergleichbar einem Klebstoff, härtet dies aus und verschließt so die den Tumor versorgenden Gefäße.

Dabei ist von entscheidender Wichtigkeit, dass nicht die zuführenden Gefässe verschlossen werden, sondern die Gefässe unmittelbar vor oder im Tumor. Gegenüber den herkömmlichen Behandlungsmethoden besteht die Möglichkeit, mit Embolisationsmaterialien sehr distale Gefässe zu erreichen.

Klinische Studien bestätigen zudem, dass durch eine preoperative Embolisation eine Verkleinerung der Tumore zu beobachten ist, wodurch eine neurologische Verbesserung für den Patienten eintreten und was zudem den operativen Eingriff erleichtern kann. Diese eintretende neurologische Verbesserung hat insbesonders bei nicht operablen Patienten eine Bedeutung.

Die preoperative, endovaskuläre Tumorversorgung stellt heute in vielen Kliniken eine Standardtherapie innerhalb eines Behandlungskonzeptes dar.

Wirtschaftlichkeit

Die endovaskuläre Embolisation ermöglicht oft erst eine Operation, führt zu einer Verkürzung des Eingriffes, zur Verminderung operativer Komplikationen und zur Einschränkung des Blutverlustes. Durch die Einschränkung des Blutverlustes ist der Eingriff für den Patienten in vielen Fällen weniger belastend und kann zu einer Verkürzung der Liegezeiten führen.

Vergütung

Die Abrechnung wird über die sogenannten Tagessätze vorgenommen. Ein Sonderentgelt gibt es nicht.

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